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Morgengrauen

Morgengrauen

Titel: Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Ummenhofer , Alexander Rieckhoff
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sein.
    Hubertus und Klaus versuchten, sich der Gruppe noch mehr zu nähern, um gegen die wummernden Bässe anzukommen. Michel Telós Ai Se Eu Te Pego lief gerade, was die johlende Studentenschar in noch größere Verzückung versetzte: »Nossa, Nossa.«
    Frank schob den Mann zur Seite. »Ich sagte: geh weg.«
    Dieser stieß Frank nun von hinten an: »Dass du hier noch einen auf selbstbewusst machst, mein Lieber«, lallte er.
    Der eigentlich schon wieder in ein Gespräch mit seinen Kollegen vertiefte Exfreund des Mordopfers wandte sich widerwillig erneut an ihn. »Was ist?«
    »Weiß doch jeder, dass du deine Diss nicht selbst geschrieben hast. Ich weiß es schon lange«, rief der Mann weiter.
    Frank wurde wütend: »Ich würde dir gut raten, so etwas nie mehr zu behaupten, Thomas. Einmal noch, und ich schalte meinen Anwalt ein.« Er ging weg und stieß noch ein verächtliches »Suffkopf« aus. Die anderen aus der Gruppe schauten sich betreten an.
    Klaus wollte dem Wütenden nachsetzen, doch Hubertus hielt ihn zurück. »Wir sollten uns lieber dem Besoffenen widmen.«
    Sie spendierten diesem ein Glas Bowle und befragten ihn. Viel war aus dem Angetrunkenen allerdings nicht mehr herauszubringen.
    »Sind Sie sich sicher, dass er seine Doktorarbeit nicht selbst geschrieben hat?«
    Er sah sie nur mit glasigen Augen an.
    Klaus versuchte es weiter: »Halten Sie es für möglich, dass er oder seine Geliebte, diese Irene, Verena haben beseitigen lassen? Vielleicht weil sie zu viel davon wusste?«
    »Du kannst mich duzen«, war die einzige Antwort, die der Mann parat hatte. Dann erbrach er sich vor den entsetzten Blicken der umstehenden Partygäste auf die Wiese.

13. MORGENSTERN
    Der Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen war eigentlich kein Partylöwe, aber an der Eröffnung des alljährlichen »Spring Break« kam er einfach nicht vorbei. Schließlich waren die Hochschulen der Stadt wichtig, einige der Studenten potenzielle Wähler und außer ihm noch zahlreiche Gemeinderäte vor Ort. Ohnehin würde er nicht lange bleiben können, denn er hatte das Los eines jeden Rathauschefs: Pro Abend musste man sich gleich auf mehreren Veranstaltungen sehen lassen.
    Nach dem »Spring Break« würde es wieder nach Villingen gehen, wo in der neuen Tonhalle der »Deutsche Schlaraffen-Tag« gefeiert wurde. Er hatte sich über die Organisation eigenhändig bei einem der örtlichen Oberschlaraffen informiert und wusste, dass er einen zumindest einigermaßen originellen Vortrag würde halten müssen. Kein Problem: Kulturelle Termine waren ohnehin sein Steckenpferd. Deshalb hatte er für die »Schlaraffen« ein dadaistisches Galgenlied von Christian Morgenstern einstudiert. Ganz textsicher war er aber noch nicht. »Lalu-Lalu-Lalu-La«, murmelte er vor sich hin, als er an der Pforte der Polizei-FH vorbeikam. Oder hieß es in dem Gedicht »Lula-Lula-Lula-Lu«?
    Auf dem Gelände dröhnte laute Musik, doch im Allgemeinen ging es noch recht gesittet zu. »Lalu-Lalu-Lulu«, murmelte der OB weiter und schaute auf seine Uhr. Ja, er war noch halbwegs pünktlich, aber wie sollte er den Präsidenten der FH finden? Und diese Hitze! Vielleicht hätte er doch nicht mit dem Fahrrad von Villingen nach Schwenningen fahren sollen.
    Er brauchte dringend eine Abkühlung. Etwas kaltes Wasser würde Wunder wirken. Wo war hier gleich wieder die Toilette? Ah, hier war ein Schild.
    »Guten Tag, Herr Oberbürgermeister«, grüßte ein blonder Kerl freundlich, der vor dem Eingang des WC stand. Mit einem zerstreuten »Lulu« grüßte er zurück und überlegte, woher er ihn kannte. War das nicht der Hausmeister des Münstergemeindezentrums – oder verwechselte er ihn da? Egal. Man konnte sich schließlich nicht alle Einwohner merken.
    Der OB trat ins stille Örtchen ein und hielt erst einmal seinen Kopf unter den Wasserhahn, wobei seine ovalen Brillengläser nass wurden. Er nahm die Brille ab.
    Dann blickte er sich um und kniff die nun unbebrillten Augen zusammen. Dass es dem Land Baden-Württemberg nicht besser als ihm und seiner in ziemlichen Finanznöten befindlichen Stadt ging und es sparen musste, war ihm klar. Dass aber jetzt sogar die Pissoirs in den Toiletten der Hochschulen wegrationalisiert worden waren, wunderte ihn schon.
    Er kniff nochmals die Augen zusammen und setzte die Brille wieder auf, konnte jedoch immer noch nicht viel sehen, da diese jetzt beschlagen war.
    »He, das ist eine Frauentoilette!«, wurde er von einer keifenden weiblichen Stimme

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