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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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um ihn herum alles ungeschützte Leben. Sein Tod erfordert ein Blutopfer. Das Licht muss die Dunkelheit ersticken. Das hast du auch herausgefunden«, sagte er zu Cybil.
    »Ja, ich habe einige Quellen gefunden, in denen etwas über Opfer und Ausgleich steht.« Sie wollte widersprechen, abwiegeln, hielt dann aber inne. Die anderen hatten ein Recht darauf, es zu erfahren. »In den meisten Quellen steht, dass der Dämon seine wahre Gestalt haben muss, damit der Stein das Herz durchbohren kann, und der Stein muss vom Hüter, vom Licht, in ihn hineingestoßen werden. Und dieses Licht muss die Vernichtung in dem Wissen ausführen, dass er dabei auch zerstört wird. Das Opfer muss aus freiem Willen geschehen.«
    Gage nickte. »Das hat Linz auch gesagt.«
    »Na, wie praktisch. Dann passt ja alles zusammen.«
    Einen Moment lang blickten sich Gage und Cybil nur an. Dann räusperte sich Quinn. »Okay, ich habe eine Frage.« Sie hob den Finger. »Wenn der Blutstein und das Opfer genügen, warum hat Dent ihn dann nicht getötet?«
    Gage wandte den Blick nicht von Cybil, als er antwortete:
»Er kam ja als Twisse und nicht in seiner wahren Gestalt.«
    »Ich glaube, es steckt noch mehr dahinter«, warf Cal ein. »Dent hatte die Regeln gebrochen und wollte noch weitere brechen. Er konnte ihn nicht vernichten, deshalb hat er den Weg für uns geebnet. Er schwächte ihn und sorgte dafür, dass er nicht seine volle Macht ausüben konnte. Er hat einfach nur Zeit geschunden und alles, was er konnte, an seine Nachfahren, an uns, weitergegeben, damit wir es zu Ende bringen können.«
    »Das leuchtet mir ein. Aber auch das ist noch nicht die ganze Geschichte.« Quinn warf Cybil einen traurigen, entschuldigenden Blick zu. »Den Dämon zu vernichten war - ist - Dents Mission. Die Rechtfertigung seiner Existenz. Sein Opfer - sein Leben - wäre nicht genug. Zu einem wahren Opfer gehört freie Wahl. Wir können alle unsere Entscheidungen treffen. Dent ist nicht zu hundert Prozent menschlich, aber wir sind es. Das ist der Preis, die Entscheidung, das Leben zum Wohl des Ganzen zu opfern. Cyb...«
    Cybil hob die Hand. »Es gibt immer einen Preis. Auch die Götter verlangen Bezahlung. Nichts ist umsonst. Aber wir brauchen nicht zu akzeptieren, dass der Preis der Tod ist. Wir sollten zumindest versuchen, einen anderen Weg zu finden.«
    »Dafür bin ich auch. Aber«, fügte Gage hinzu, »wir müssen uns hier und jetzt einig sein, dass ich es auf mich nehme, wenn wir keine andere Möglichkeit finden. Es wird unausweichlich so kommen, und für mich ist es leichter, wenn ihr alle einverstanden seid.«

    Niemand sagte etwas, weil alle darauf warteten, dass Cybil als Erste das Wort ergriff.
    »Wir sind ein Team«, begann sie. »Das würde niemand von uns in Frage stellen. In diesem Team haben sich verschiedene Einheiten gebildet. Die drei Männer, die drei Frauen, die Paare. Aber innerhalb dieser Einheiten sind wir Individuen. Wir sind, wer wir sind, und das ist die Grundlage für unsere Rolle im Ganzen. Keiner von uns kann eine Entscheidung für den anderen treffen. Wenn du diese Entscheidung getroffen hast, will ich nicht verantwortlich dafür sein, dass es dir schwerer fällt und dich möglicherweise ablenkt. Ich stimme also zu, wobei ich fest daran glaube, dass wir einen Weg finden, um als Ganzes heil herauszukommen. Aber vor allem stimme ich zu, weil ich an dich glaube. Ich glaube an dich, Gage.
    Mehr will ich dazu jetzt nicht sagen. Ich gehe nach oben. Ich bin müde.«

19
    Er ließ ihr ein wenig Zeit, zumal er selbst auch einen Moment für sich alleine brauchte. Als er schließlich zu ihrem gemeinsamen Schlafzimmer ging, dachte Gage, er wüsste ganz genau, was er zu ihr sagen wollte.
    Aber dann sah er sie am Fenster stehen und wusste nichts mehr.

    Sie trug einen kurzen, weißen Bademantel, die Haare hingen ihr offen über den Rücken, und sie war barfuß. Sie hatte das Licht ausgemacht und stattdessen Kerzen angezündet. Sie sah so perfekt aus, dass sich sein Herz zusammenzog.
    Leise schloss er die Tür. Sie drehte sich nicht um.
    »Es war falsch von mir, dass ich euch nichts von den Ergebnissen meiner Recherche gesagt habe.«
    »Ja, das war falsch von dir.«
    »Ich kann mich entschuldigen, kann behaupten, dass ich noch mehr Daten zusammentragen und analysieren musste. Es wäre noch nicht einmal gelogen, aber es ist auch nicht die ganze Wahrheit.«
    »Du weißt tief im Innern, dass dies der richtige Weg ist, Cybil. Du weißt es so gut wie ich. Wenn

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