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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ich es nicht so mache, dann nimmt er uns alle mit sich und Hollow dazu.«
    Sie schwieg einen Augenblick lang und blickte auf die fernen Hügel. »Auf den Spitzen der Berge liegt immer noch ein bisschen Sonnenlicht«, sagte sie. »Nur ein Hauch. Es ist wunderschön. Ich habe hier gestanden und gedacht, dass es uns so geht wie den Bergen mit dem verschwindenden Licht. Wir haben noch ein paar Tage lang dieses bisschen Licht, diese Schönheit. Nur noch ein paar Tage lang. Deshalb ist es so wichtig, achtsam damit umzugehen.«
    »Ich gehe achtsam mit dem um, was du unten gesagt hast.«
    »Dann wirst du dir jetzt auch anhören, was ich nicht gesagt habe. Wenn du in diesem Wald den Heldentod
stirbst, dann werde ich sehr lange sehr wütend auf dich sein. Letztendlich wird es aufhören, aber es wird lange dauern. Und dann... danach...« Sie holte tief Luft. »Werde ich noch länger brauchen, um über dich hinwegzukommen.«
    »Würdest du mich bitte ansehen?«
    Sie seufzte. »Jetzt ist es weg«, murmelte sie, als das letzte Licht verblasste. Dann drehte sie sich um. Ihre Augen waren klar und tief.
    »Ich muss dir etwas sagen«, begann er.
    »Ja, sicher. Aber zuerst muss ich dir etwas sagen. Ich habe mich gefragt, ob es vielleicht besser wäre, wenn ich es dir nicht sage, aber...«
    »Das kannst du entscheiden, nachdem du mich angehört hast. Ich habe heute früh eine Antwort von emandem bekommen, dessen Meinung ich sehr respektiere. Also...« Er steckte die Hände in die Taschen. Wenn ein Mann den Mumm besaß zu sterben, dachte Gage, dann sollte er doch auch in der Lage sein, einer Frau zu sagen, was er für sie empfand.
    »Ich sage dir das jetzt nicht, weil ich das Ganze vielleicht nicht überleben werde. Das ist lediglich der Auslöser dafür, es dir zu sagen. Ich komme einfach nicht darum herum.«
    »Um was?«
    »Eine Abmachung ist eine Abmachung. Aber... ach, zum Teufel!« Verärgert verzog er das Gesicht. »Wir wissen nicht, wie das Spiel ausgeht. Ich mag mein Leben. Für mich ist es richtig, und warum soll man etwas ändern, was richtig für einen ist? Das ist eine Sache.«

    Sie legte den Kopf schräg. »Ja, das ist wohl so.««
    »Unterbrich mich nicht.«
    Cybil zog die Augenbrauen hoch. »Verzeihung, aber ich hatte angenommen, das sei ein Gespräch und kein Monolog. Soll ich mich setzen?«
    »Halt einfach mal den Mund«, erwiderte er. »Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, und ich erwarte, dass andere Leute dasselbe tun.« Plötzlich wusste er genau, was er sagen wollte.
    »Ich stehe hier nicht mit dir, weil es das Schicksal schon vor unserer Geburt so bestimmt hat. Ich empfinde nicht das für dich, was ich empfinde, weil jemand das über meinen Kopf hinweg entschieden hat. Mein Inneres ist meine Sache, Cybil, und meine Gefühle für dich haben etwas mit dir zu tun, weil du so bist, wie du bist. Ich habe es zwar nicht darauf angelegt, aber jetzt ist es eben so.«
    Sie stand ganz still, und in ihren samtbraunen Augen tanzten Lichtpünktchen. »Willst du mir sagen, dass du dich in mich verliebt hast?«
    »Hältst du jetzt einfach mal den Mund und lässt es mich auf meine Art sagen?«
    Sie trat auf ihn zu. »Lass es mich mal so formulieren: Warum legst du nicht einfach die Karten auf den Tisch?«
    Er hatte schon schlechtere Blätter gehabt und trotzdem gewonnen. »Ich bin in dich verliebt, und ich bin auch fast nicht mehr wütend darüber.«
    Sie lächelte ihn strahlend an. »Das ist interessant. Ich bin nämlich auch in dich verliebt und fast schon nicht mehr erstaunt darüber.«

    »Das ist wirklich interessant.« Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und sagte leise ihren Namen. Zuerst sanft, dann immer leidenschaftlicher begann er sie zu küssen. Und als sie die Arme um ihn schlang, stieg Wärme in ihm auf. Zuhause war nicht immer nur ein Ort, dachte er. Zuhause konnte auch eine Frau sein.
    »Wenn die Dinge anders wären«, begann er, »wenn sie anders wären oder ich wirklich Glück hätte, würdest du dann bei mir bleiben?«
    »Bei dir bleiben?« Sie legte den Kopf in den Nacken und blickte ihn an. »Du tust dich heute Abend aber schwer mit Worten. Soll das etwa ein hypothetischer Antrag sein? Fragst du mich, ob ich dich heiraten will?«
    Erschreckt löste er sich ein wenig von ihr. »Nein. Ich hatte an etwas weniger... weniger Formelles gedacht. Einfach nur zusammen sein, reisen, weil wir das doch beide gerne tun. Und vielleicht irgendwo eine gemeinsame Basis einrichten. Du hast ja schon eine Wohnung in New

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