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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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wollen, dass Cy für etwas bestraft wird, das er nicht unter Kontrolle hatte. Und Bill kann niemand mehr etwas anhaben. Du weißt, was wirklich passiert ist, was die anderen glauben, spielt keine Rolle.«
    Es half ihm, dass sie das aussprach, weil es seine Schuldgefühle milderte. »Ich kann keine Trauer, keine Wut empfinden. Ich kann es einfach nicht.«
    »Wenn es nötig ist, wirst du es fühlen können. Jetzt sollst du nur wissen, dass du das einzig Richtige getan hast. Das ist genug.«
    »Würdest du etwas für mich tun?«
    »So gut wie alles.«
    »Würdest du ab und zu mal Blumen auf das Grab stellen, wenn ich nicht da bin? Für alle drei.«
    »Ja, das mache ich.«
    Er trat zu ihrem Auto und öffnete ihr die Fahrertür. »Und jetzt muss ich dich noch etwas fragen.«
    »Frag nur.«
    »Wenn du noch ein oder zwei Wochen zu leben hättest, was würdest du tun?«
    Sie wollte schon antworten, hielt aber noch einmal inne, und Gage wusste, dass sie ihre instinktive Reaktion auf seine Frage ihm zuliebe unterdrückt hatte. Sie lächelte. »Wie geht es mir?«
    »Gut.«
    »In diesem Fall würde ich das tun, was mir Freude macht, vor allem, wenn ich es mir normalerweise nicht gestatten würde. Ich würde mir alles nehmen, was ich
wollte. Ich würde Leuten, die mich wütend machen, die Meinung sagen. Und ich würde vor allem denen, die ich liebe, sagen, wie viel sie mir bedeuten.«
    »Würdest du Sünden beichten oder wiedergutmachen wollen?«
    »Wozu? Es ginge ja jetzt nur noch um mich.«
    Lachend beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie. »Ich liebe dich.«
    »Das weiß ich doch.«
     
    Nach Gages Meinung hatte Frannie wie immer genau ins Schwarze getroffen. Aber zuerst mussten wichtigere Dinge erledigt werden. Ein Toter hielt die Sieben nicht auf, also mussten sie sich alle sechs zusammensetzen.
    »Die Sache ist ganz einfach«, begann er. Sie saßen in Cals Wohnzimmer am Abend vor der Beerdigung seines Vaters. »Die Ausdrucksweise in den Büchern und Legenden, die Linz untersucht hat, ist blumig, aber letztlich sagen sie alle dasselbe: Der Blutstein ist der Schlüssel. Er ist Teil des Alphasteins, genau wie Cybil herausgefunden hat. Eine Kraftquelle. Seltsamerweise wird er in den Dokumenten, die Linz studiert hat, als Heidenstein bezeichnet. Meiner Meinung nach ist das kein Zufall.«
    »Was ist das Schloss?«, fragte Quinn.
    »Sein Herz. Das schwarze Herz unseres Dämons. Man muss den Schlüssel hineinstecken, umdrehen, das Schloss öffnet sich und der große, böse Bastard fährt direkt zurück zur Hölle. So einfach ist das.«
    »Nein«, sagte Cybil langsam, »so einfach ist es nun auch wieder nicht.«

    »Doch. Man muss nur zuerst seinen Einsatz machen.«
    »Und du meinst, du bist unser Einsatz?«
    »Für meinen Geschmack sind die Anforderungen ein bisschen hoch«, warf Layla ein. »Warum sollen wir das Spiel nach seinen Regeln spielen? Wir machen einfach unsere eigenen Regeln.«
    »Es ist nicht sein Spiel«, korrigierte Gage sie. »Ein anderes Spiel gibt es nicht. Und er versucht schon seit einer Ewigkeit, es zu sabotieren. Der Blutstein zerstört ihn, deshalb ist er auch in drei Einzelteilen zu uns gekommen und wir konnten ihn erst jetzt zu einem Ganzen zusammenfügen. Wir mussten erst das richtige Alter haben und mit euch zusammenkommen. Für den gesamten Vorgang müssen wir alle sechs zusammen sein, aber nur einer von uns dreht den Schlüssel um. Und das bin ich.«
    »Wie?«, fragte Cybil. »Indem du in ihn hineingehst? Indem du stirbst und mit ihm zur Hölle fährst?«
    »In die Finsternis. Das weißt du doch schon«, sagte er und blickte sie an. »Du hast doch längst genau dasselbe wie Linz herausgefunden.«
    »Ja. In manchen Quellen wird erwähnt, dass der Blutstein - oder Heidenstein - die Finsternis, den Dämon, zerstört, wenn er sein Herz durchbohrt. Das kann so sein«, fügte sie hastig hinzu, »wenn bestimmte Rahmenbedingungen hinzukommen, wenn er mit dem Blut des Erwählten getränkt ist und genau zum richtigen Zeitpunkt benutzt wird. Also, alles sehr theoretisch und vage.«
    »Das hast du uns gar nicht gesagt.«

    »Ich überprüfe es ja auch noch. Ich muss noch Quellenstudium betreiben. Nein«, sagte sie nach kurzem Schweigen. »Ich habe es euch nicht gesagt.«
    »In die Finsternis«, fuhr Gage fort. »Alle Legenden verwenden die gleiche Formulierung. Die Finsternis, das Schwarze. Das Herz der Bestie, und zwar nur, wenn sie in ihrer wahren Gestalt erscheint. Bestia . Wenn der Dämon stirbt, stirbt

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