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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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zwischendurch nach Hause, weil er sie vermisste. Dann saßen sie unbeschwert in der Abendsonne und tranken ihr Bier.
    Jetzt allerdings waren sie nicht so unbeschwert, weil ihnen nur noch knapp zwei Monate Zeit blieben.
    »Wir könnten ja alle drei zum Friedhof gehen«, schlug Fox vor. »Vielleicht will er noch eine Runde.«
    »Das glaube ich nicht. Seinen Spaß hat er ja gehabt.«
    »Nimm das nächste Mal, wenn du alleine losziehst, auf jeden Fall eine Waffe mit. Es muss ja nicht unbedingt eine Pistole sein«, fügte Cal hinzu. Bei Mullendore’s kriegst du ganz anständige und vor allem legale Klappmesser. Du musst dich doch wenigstens zur Wehr setzen können.«
    Gage streckte seine Finger. »Es hat ganz gutgetan, dem Bastard einen Hieb zu versetzen, aber ihr habt recht. Ich hatte ja noch nicht einmal ein Taschenmesser dabei. Den Fehler mache ich nicht noch einmal.«
    »Kann er eigentlich nur die Gestalt von Toten annehmen
- oh, Entschuldigung«, sagte Fox und legte Gage die Hand auf die Schulter.
    »Nein, ist schon okay. Die Gestalt von Lebenden anzunehmen, muss wohl sehr schwierig sein. Tote sind schon schwer genug. Quinn hat das Thema auch schon angeschnitten. Sie und Cybil haben darüber diskutiert, und ich habe ehrlich gesagt nicht so genau zugehört, weil es so theoretisch wurde. Aber letztendlich stimme ich mit Cybil überein, dass er zwar tatsächlich Substanz hatte, aber das Bild, die Gestalt, war nur die Hülle, geliehen, wie Quinn es formuliert hat, nachdem sie einen langen Vortrag über Gestaltwandler gehalten hat. Und von den Lebenden kann er die Hülle nicht leihen, weil sie sie selbst noch tragen, sozusagen.«
    »Na ja«, sagte Fox nach einer Weile. »Wir wissen, dass Twisse jetzt einen neuen Ansatz hat. Wenn er dieses Spiel noch einmal spielen will, sind wir bereit.«
    Vielleicht, dachte Gage. Aber die Anforderungen waren hoch. Und sie wuchsen mit jedem Tag.

3
    In einer weiten Baumwollhose und einem Tanktop, das sie zum Schlafen anzog, folgte Cybil dem Kaffeeduft in die Küche. Es war gut zu wissen, dass in diesem Haushalt bereits jemand vor ihr aufgewacht war und Kaffee gekocht hatte. Diese Pflicht oblag sonst nämlich
immer ihr, weil sie normalerweise vor allen anderen aufstand.
    Aber natürlich schlief von den anderen auch niemand allein, sie bekamen Kaffee und Sex. Eigentlich nicht ganz fair, aber so war es eben. Auf jeden Fall konnte sie sich jetzt mit einer Tasse Kaffee schon mal der Morgenzeitung widmen, bevor das restliche Haus aufwachte.
    Auf halbem Weg zwischen Treppe und Küche blieb sie stehen und schnüffelte. Das war mehr als Kaffee. Es duftete nach Speck. Offensichtlich kochte jemand. Dieser Tag musste im Kalender rot angestrichen werden.
    Als sie die Küche betrat, sah sie, dass Layla summend am Herd stand. Ihre dunklen Haare hatte sie zu einem kleinen Stummel im Nacken zusammengefasst. Sie sah so glücklich aus, dachte Cybil und fragte sich, warum sie Layla gegenüber eigentlich immer wie eine große Schwester empfand.
    Schließlich waren sie gleich alt, und obwohl Layla nicht so viel durch die Weltgeschichte gereist war wie sie, hatte sie immerhin einige Jahre lang in New York gelebt und wirkte selbst in Trainingshosen und T-Shirt wie eine elegante Städterin. Zu Quinn hatte Cybil sich damals sofort hingezogen gefühlt. Und Layla war jetzt die Dritte im Bunde.
    Zu ihrer eigenen Schwester hatte sie nie so eine Beziehung gehabt, dachte Cybil. Sie und Rissa verstanden einander einfach nicht, und die jüngere Schwester meldete sich nur bei ihr, wenn sie etwas brauchte oder in Schwierigkeiten steckte.

    Aber Cybil fand eigentlich, dass sie sich glücklich schätzen konnte. Sie hatte Quinn, die ihr manchmal wie ihre fehlende Hälfte vorkam, und jetzt gab es auch noch Layla.
    Layla legte den Speck zum Abtropfen beiseite und griff zu der Schachtel mit den Eiern. Sie zuckte zusammen, als sie Cybil sah.
    »Gott!« Lachend griff sie sich ans Herz. »Du hast mich vielleicht erschreckt.«
    »Tut mir leid. Du bist früh auf.«
    »Ja, ich hatte solchen Hunger auf Eier und Speck.« Layla holte eine Tasse aus dem Schrank und schenkte Cybil einen Kaffee ein. »Ich habe reichlich Speck gebraten, weil ich mir schon gedacht habe, dass du gleich aufstehst, und Fox ist für ein gutes Frühstück immer zu haben.«
    »Hmm«, sagte Cybil und goss Milch in ihren Kaffee.
    »Na ja, hoffentlich hast du überhaupt Hunger. Ich habe mindestens ein halbes Schwein gebraten. Und die Eier sind frisch vom Hof der

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