Morgenlied - Roman
ums Prinzip geht. Außerdem glaube ich, dass wir in Cals Haus mehr Glück haben werden. Dieses Haus hier fühlt sich immer noch...«
»Beschmutzt an«, vollendete Quinn den Satz. Sie rieb über Cybils Knie. »Das wird nachlassen.«
»Ja, das stimmt. Und während ihr alle noch darüber nachdenkt, wer heute Nacht hier schläft, gehe ich zu Bett.« Sie stand auf und blickte Gage an. »Bis morgen.«
Am liebsten hätte sie sich in die Badewanne gelegt, aber das kam ihrem Gefühl nach dem dunklen Keller vielleicht zu nahe, schließlich waren beides Szenarien für Horrorfilme. Deshalb beschränkte sie sich auf die abendliche Routine im Abschminken und Pflegen. Als sie gerade die Bettdecke zurückschlug, kam Quinn herein.
»Cal und ich bleiben heute Nacht hier.«
»Gut, aber wäre es für euch beide nicht sinnvoller, mit Gage zu Cal nach Hause zu fahren?«
»Fox und Layla übernachten bei Cal. Ich will heute Nacht lieber hier sein.«
Cybil stiegen die Tränen in die Augen. Sie setzte sich auf die Bettkante, ergriff Quinns Hand und zog sie neben sich.
»Es war alles gut, bis es dunkel wurde. Zuerst war ich eher interessiert als verängstigt, aber dann ging das
Licht aus, und ich konnte nichts sehen. Nichts ist so schrecklich wie das.«
»Ich weiß. Ich kann heute Nacht hier bei dir schlafen.«
Cybil schüttelte den Kopf. »Es genügt schon zu wissen, dass du im Zimmer nebenan bist. Diesen Schmutz, wie du es genannt hast, diese Schmiere außen am Haus haben wir alle gespürt, nicht wahr? Ich hatte schon Angst, die Einzige zu sein, und kam mir so paranoid vor.«
»Nein, das haben wir alle gespürt. Es geht auch wieder weg, Cyb. Wir weichen jedenfalls keinen Millimeter.«
»Er wird nie verstehen, wie stark wir zusammen sind oder was wir zusammen bewirken können. Er würde nie verstehen, dass du wusstest, dass ich heute Nacht besser schlafen kann, wenn du im Haus bist, oder dass es mir allein schon besser geht, nachdem ich ein paar Minuten mit dir geredet habe.«
»Das ist ja einer der Gründe, warum wir ihn besiegen können.«
»Ja, das glaube ich auch.« Sie seufzte. »Marissa hat angerufen.«
»Oh, Mist.«
»Ja, das war es auch - der übliche Mist. >Kannst du das tun, kann ich jenes haben? Warum bist du so gemein?< Das hat mir an diesem Tag gerade noch gefehlt. Ich habe Gage meine halbe Familiengeschichte aufgebürdet.«
»Wirklich?«
»Ja, ich weiß, das ist eigentlich gar nicht meine Art. Es war ein schwacher Moment, aber er ist ganz gut damit umgegangen. Er hat nicht viel, aber dafür genau
das Richtige gesagt. Und dann habe ich ihn wie wild geküsst.«
»Na.« Quinn stupste sie. »Das wurde ja auch langsam Zeit.«
»Vielleicht. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob es die Dinge eher kompliziert, einfacher macht oder überhaupt nichts ändert. Ich bin überzeugt davon, dass der Sex mit ihm gut wäre, aber ich finde es auch riskant, mich jetzt darauf einzulassen.«
»Das kann natürlich sein, aber da immer zwei dazugehören, wärst du zumindest nicht allein mit diesem Risiko.«
»Das stimmt.« Cybil schürzte die Lippen und betrachtete ihre Zehen. »Und es wäre auch tröstlich, gleichzeitig vom Axtmörder in Stücke gehackt zu werden.«
»Ja, weil du wenigstens vorher Sex gehabt hättest.«
»Großartigen Sex. Ich schlafe drüber.« Sie drückte Quinns Arm. »Jetzt geh schon, um mit deinem hinreißenden Mann zu kuscheln. Ich mache noch ein bisschen Yoga, um mich zu entspannen, bevor ich zu Bett gehe.«
»Ruf mich, wenn du mich brauchst.«
Cybil nickte. Quinn war eine Konstante in ihrem Leben. Wenn sie sie brauchte, musste sie sie nur rufen.
5
Sie war in seinen Träumen gewesen, und in seinen Träumen war sie in sein Bett gekommen. Ihre Lippen waren weich, und ihr schlanker, glatter Körper bog sich ihm entgegen, als sie ihn in ihren Duft einhüllte.
Die wilde Pracht ihrer Haare ergoss sich auf das weiße Kissen, und sie sah ihn aus ihren großen, verführerischen Augen an.
Sie öffnete sich. Sie nahm ihn auf.
In seinen Träumen rauschte das Blut durch seine Adern, und sein Herz klopfte heftig. Freude und Verzweiflung vermischten sich zu einem unentwirrbaren Knäuel des Verlangens. Wieder küsste er sie und atmete tief ihren betörenden Duft ein, während ihre Körper sich in einem Rhythmus bewegten. Schneller. Immer schneller.
Und um sie herum begann der Raum zu bluten und zu brennen.
Sie schrie auf und krallte ihre Nägel in seinen Rücken, während das Meer aus blutigen Flammen über sie
Weitere Kostenlose Bücher