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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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so positiv. Allerdings steht sie selten für den tatsächlichen Tod, sondern symbolisiert eher ein absolutes Ende.«
    Sie hob ihr Glas. »Ich brauche noch was zu trinken.«
    Er stand auf und ergriff ihr Glas. »Ich hole dir was. Ich habe eben gesehen, was du da zusammengemischt hast.«

    In der Zwischenzeit konnte sie sich wieder beruhigen, dachte Gage. Sie mochte ja den Prozess faszinierend finden, aber dieses spezielle Experiment hatte sie doch erschüttert. Er verstand ebenfalls etwas von Tarot - es gab keinen okkulten Bereich, in dem er in den vergangenen Jahren nicht nach Antworten gesucht hatte. Und er hätte es nicht für möglich gehalten, dass zwei Personen nacheinander acht Karten aus dem Großen Arkana ziehen könnten.
    Er machte ihr etwas zu trinken und nahm sich selbst ein Wasser. Als er wieder herauskam, stand sie am Geländer und blickte zum Wald.
    »Ich habe noch einmal gemischt und abgehoben. Dann habe ich noch einmal acht Karten gezogen. Nur zwei waren aus dem Großen Arkana, aber seltsamerweise waren es wieder Teufel und Tod.« Sie drehte sich zu ihm um. »Interessant, oder? Du und ich, wir ziehen zusammen die stärksten Karten. Vielleicht haben wir ja gesehen, wo die Karten im Fächer lagen, und sie instinktiv gezogen.«
    »Sollen wir es nicht mal mit einem anderen Werkzeug versuchen? Hast du in deinem Riesenbeutel auch deine Krisrallkugel?«
    »Nein. Und im Übrigen ist es eine Prada-Tasche. Sollen wir mal versuchen, was passiert, wenn wir unsere Fähigkeiten verbinden?«
    »Was hast du vor?«
    »Ich will nur unsere Verbindung ausnutzen. Ich kann mich zwar besser während oder nach der Meditation konzentrieren, aber...«

    »Ich kann meditieren.«
    »Mit all dem Koffein in deinem System?«
    Er zeigte nur auf seine Wasserflasche. »Wir gehen aber besser hinein.«
    »Nein, ich wollte es eher hier draußen auf dem Rasen machen. Im Garten, an der frischen Luft.« Sie setzte ihre Sonnenbrille ab und legte sie aufs Geländer. Dann ging sie die Stufen hinunter. »Wie entspannst du Körper und Geist?«
    »Ich spiele Karten. Ich habe Sex. Wir könnten Strip Poker spielen, wenn du verlierst, sorge ich schon dafür, dass wir uns beide entspannen.«
    »Interessant, aber ich dachte eher an Yoga.« Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und begann mit dem Sonnengruß.
    »Das mache ich nicht«, meinte Gage. »Aber ich schaue dir gerne zu.«
    »Ich brauche nur eine Minute. Und was deinen Vorschlag angeht - du weißt doch, dass wir eine Abmachung haben. Keinen Sex.«
    »Nein, davon war keine Rede. Ich sollte nur versuchen, dich nicht zu verführen.«
    »Das sind doch Wortklaubereien.«
    »Nein, besondere Vereinbarungen.«
    Sie hob den Kopf und blickte ihn an. »Na ja, du hast wahrscheinlich recht.« Als sie fertig war, ließ sie sich im Lotus-Sitz auf dem Rasen nieder.
    »Das mache ich auch nicht.« Aber er setzte sich ihr gegenüber.
    Normalerweise hätte sie die Handrücken auf die Knie
gelegt, aber jetzt griff sie nach seinen Händen. »Kannst du deinen Kopf leer machen?«
    »Wenn du das kannst, kann ich es auch.«
    Sie lächelte. »Gut. Du kannst alles zu Hilfe nehmen, was bei dir funktioniert - außer Karten und Sex.«
    Er hatte nichts dagegen, an einem sonnigen Nachmittag im Mai mit einer schönen Frau auf dem Rasen zu sitzen. Nicht, dass er sich etwas davon versprach. Sie würde ihre Augen schließen und ihr Mantra sprechen, vielleicht dieses om, das so reizvoll über ihren Hintern tätowiert war.
    Denk bloß nicht daran, mahnte er sich. Dann kannst du dich nicht entspannen.
    Auf jeden Fall schloss sie nicht die Augen, also blickte er sie direkt an. Schönere Konzentrationspunkte konnte ein Mann nicht erwarten. Er versuchte, im gleichen Rhythmus wie sie zu atmen, und innerhalb weniger Sekunden waren sie völlig aufeinander eingestimmt.
    Er sah nur ihre Augen. Wie Teiche, in denen man ertrinken konnte. Ihre Fingerspitzen waren leicht auf seinen Händen, er fühlte sich gewichtslos, als ob er schweben würde.
    Die Bilder drangen schnell und hart auf ihn ein. Fox, der am Straßenrand im Regen lag. Cal mit blutigem Hemd auf dem Boden in seiner Kanzlei. Quinn, die vor Entsetzen schrie und mit den Händen gegen eine verschlossene Tür schlug, während ein Messer ihr die Kehle aufschlitzte. Layla, gefesselt und geknebelt, mit wilden Augen, während die Flammen auf sie zuzüngelten.
    Er sah sich selbst am Heidenstein, und Cybil lag leblos
auf dem Altar. Und er hörte sich selbst vor Wut schreien, als der Dämon aus dem

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