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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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könnte. Leider ist das, was wir bisher geschafft haben, noch immer nicht genug.“ Er deutete auf die wabernden Staubwolken. „Bei weitem nicht genug.“
    Liszendir verharrte schweigsam, irritiert durch Hath’ingars ungehobeltes Verhalten, das zugleich gepaart war mit einigen merkwürdigen menschlichen Gewohnheiten. Er dagegen schaute sie gierig und lüstern von der Seite her an – fast so unverhohlen wie mit dem Gesichtsausdruck eines Theaterschauspielers. „Ah, wenn ich doch nur dreißig Jahre jünger wäre! So ein junges, zivilisiertes Ler-Mädchen, reif wie eine Hagebutte und erfahren wie ein Professor der Erotikkunst! Und ständig unterwegs mit diesem jungen Primaten, eh?“ Er stieß sie rüde in die Seite. Aber sofort danach verfiel er wieder in seine vorherige uneindeutige Stimmung und Verhaltensweise: eine Mischung aus Müdigkeit und Melancholie. Seine Gestik zeigte die ganze Spannbreite möglicher Bedeutungen, aber weder Han noch Liszendir wußten, ob sie das ausdrückten, was sie darin zu sehen glaubten.
    „Nun gut, diese Schufte und glatzköpfigen Affen haben uns wenigstens eine Taverne gelassen.“ Er deutete an, ihm zu folgen, und führte sie zu einer schäbigen Bretterbude, die den Anliegern offenbar als Bierkneipe diente. Als sie in die kühle Dunkelheit hineinstolperten, erklärte er ihnen, daß zu dieser Tageszeit die meisten Stammgäste noch nicht eingetrudelt seien. Der Boden des Etablissements bestand aus gestampftem Lehm und roch stark nach abgestandenem Bier. Liszendir, eigen wie sie war, zog sich ihre Stiefel wieder an, bevor sie sich ganz ins trübe Dämmerlicht des Innenraums wagte. Nachdem Hath’ingar sich einen einzigen Krug Bier hinter der Bar gesichert hatte, wo ein weibliches Menschenwesen geräuschvoll mit eindringlichen Schnarchtönen ihr Mittagsschläfchen hielt, führte er sie zu einem halbwegs sauberen Tisch in einer ungestörten Ecke und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Dann nahm er einen kräftigen Schluck, prustete und setzte den Krug geräuschvoll wieder ab.
    „Wir sind Händler, angeheuert von einer Gruppe auf Kenten“, begann Han. „Ich habe von eurer mißlichen Lage hier auf Chalcedon gehört und machte mich mit Liszendir sofort auf den Weg, nachdem ich bei Händler Efrem gekündigt hatte. Erinnerst du dich an ihn?“
    „Oh ja. Efrem, dieser Schurke, ein verschlagener Beutelschneider und Geldraffer – soweit ich weiß. Er war fast genauso schlimm wie diese Schurken, aber dennoch haben wir ihn bei einigen Geschäften ausgetrickst und ihm so manche gute Ware abgeknöpft, bevor er sich wieder aus dem Staube machte und sich in die Zivilisation absetzte.“
    „Warum ist er abgereist? War Geld der Grund? Er erzählte uns, daß er Chalcedon verlassen habe, um für all die Dinge eine Entschädigung zu bekommen, die er hier ohne Bezahlung zurückgelassen hat.“
    „Solche Geschichten traue ich ihm zu – typisch für ihn. Nein, wir zahlten gutes Geld für alles, was wir ihm abgenommen haben: Platin, Thor und Gold! Es war – wenn du so willst – ein hartes, aber ehrliches Geschäft. Nein, wirklich nicht. Er machte sich davon, weil wir ihn hier für unseren Wiederaufbau einsetzen wollten. Ich wette, er hockt jetzt in irgendeinem lauschigen Kurort und gibt damit gewaltig an.“
    „Nein, er ist tot. Jemand hat ihn am Tag unserer Abreise ermordet.“
    Hath’ingar hob die Augenbrauen, die – soweit Han es beobachten konnte – vom Feuer versengt waren. „Ein Mord? Im Ernst? Hm. Tut mir leid, das zu hören. Er hat uns bestohlen, das hat er – wahr genug; aber selbst vor einem Kenten-Gericht hätte ich es nicht mit seinem Leben aufgewogen.“ Er wandte sich plötzlich Liszendir zu. „Und du, meine Lady? Willst du nichts dazu sagen?“
    Sie antwortete zurückhaltend, jedoch in einer Sprache, die in nichts dem ähnelte, was Han jemals zuvor gehört hatte. Eine der vielen Multi-Sprachformen, dachte er, als er den abgehackten Singsang hörte. Doch bevor er sich so richtig hineinhören konnte, hob der Stadtratsabgeordnete in einer abwehrenden Bewegung seine Hand.
    „Hör auf, nicht hier. Heute sprechen wir alle ohne Ausnahme auf Chalcedon die Allgemeinsprache.“ Er wirkte seltsam verwirrt. „Wir mußten alle miteinander tüchtig zupacken. Es gab eine Menge Mißtrauen. Immerhin waren die Krieger Ler.“ Er machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu: „Ist ja möglich, daß sie sich unter die Arbeiter gemischt haben.“
    Liszendir ergriff das Wort: „Ich wollte es

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