Morgenroetes Krieger
über das hinausgingen, was je in Rassentheorien entwickelt worden war. Han fühlte sich wie betäubt; auf einem normalen Planeten sah man fast nie eine Person, die dem reinen Typus entsprach, da sich die Leute im Laufe von vielen Jahren und einer Reihe von Bevölkerungsverschiebungen miteinander vermisc h ten. Aber diese hier waren von einer Art, die streng g e nommen nie zuvor existiert hatte – nur und ausschlie ß lich auf Morgenröte. Han rief sich das Bild des Schlach t schiffes ins Gedächtnis zurück – aber dieser Anblick ve r blaßte bei weitem gegenüber dem, was er hier zu sehen bekam. Hatha erreichte schließlich das Ende seines Rundgangs. Es gab noch mehr, aber man konnte bei der Fülle nicht alles zur gleichen Zeit sehen. Die Vielzahl war einfach überwältigend.
Hatha tönte: „Das ist natürlich nicht alles. Wir haben nur einen kleinen Ausschnitt davon gesehen – nicht mal die Hälfte. Aber das wird wohl reichen. Ist dir irgend etwas ins Auge gefallen, etwas, von dem du besonders fasziniert warst?“
„Oh, vieles, eine ganze Menge. Die Wahl fällt einem da schwer.“
„In der Tat. Deshalb steht sie ja auch nur den Höhe r gestellten offen: Stärke und Mut! Aber gab es nicht i r gend etwas Spezielles? Eine Frau, die dir besonders g e fiel?“
„Nur eine?“ Einen Moment lang hatte er den Geda n ken, gleich alle auf einmal zu verlangen. Aber das wäre auch keine Lösung gewesen. Wahrscheinlich hätten sie sich untereinander gar nicht verstanden und auch nicht begriffen, was er von ihnen erwartete; sie wären siche r lich widerspenstig und gewiß auch nicht in der Lage, mit all den anderen Zuchtarten auszukommen. Die Rasse n frage war ein menschliches Problem seit Beginn der Ziv i lisation, war entstanden aus den Artunterschieden, die in manchen Fällen unterschwellig, nebensächlich oder bloß eingebildet waren. Leicht vorzustellen, daß solche Voru r teile besonders stark bei jenen auftraten, die einen ra s sisch reinen Typus darstellten. Außerdem konnte er nicht wissen, wie sie aufeinander reagieren würden.
„Nur eine!“
„Na schön, wenn es sein muß …“ Er erinnerte sich und folgte einem anfänglichen gefühlsmäßigen Impuls: Ja, er war noch immer stark – klar und deutlich. Er hatte hier Mädchen von weit größerer erotischer Anziehung, außerordentlichem Reiz und Schönheit gesehen. Aber nur eine besaß jene Qualität, die alles in sich vereinte und dennoch bei allem vordergründigen Schein eine indiv i duelle Persönlichkeit blieb, etwas, das mehr war als nur ein Körper oder ein Gesicht. „Von allen, die wir heute gesehen haben, hat mich am meisten jene beeindruckt, die ganz am Anfang war – jene junge Frau bei den Zlats. Vierter Platz.“
„Wirklich? Ein Zlat? Vierter? Du enttäuschst mich in gewisser Weise; in anderer Hinsicht jedoch zeigst du e i nen wirklich ausgefallenen Geschmack, dem ich bis auf einige Mängel durchaus zustimmen kann. Nun, sei es drum! Wir werden gehen und die Sache zum Abschluß bringen. Unterwegs will ich dir noch sagen, was ich über die Züchtungen weiß – besonders viel ist es ja nicht. Im allgemeinen sind sie recht intelligent und begreifen schnell, werden auch noch gelegentlich für praktische Zwecke eingesetzt, so zum Beispiel für Arbeiten, bei d e nen man Fingerspitzengefühl benötigt. Das einzige Pr o blem ist der Mangel an Ausdauer, der nach meiner Me i nung aus der fehlenden körperlichen Übung resultiert. Zudem sind sie sehr anhänglich und begeisterungsfähig, erregen sich allerdings in Situationen sexueller Rivalität, bei denen die weiblichen Zlats ebenso streitsüchtig sind wie die männlichen Typen. Man weiß von ihnen, daß man sie hegen und pflegen muß. Vierte Kategorie! Du mußt an ihr etwas gefunden haben, das ich bisher übers e hen habe. Aber trotzdem nicht schlecht – Zlats sind all e samt recht willig und lernbegierig. Zudem wird einer aus der vierten Kategorie die Kosten niedriger halten – wofür ich dir bei meinen begrenzten Mitteln sehr dankbar bin. Dein Geschmack hatte also auch noch eine taktvolle N o te, he? Mit deiner vierten Kategorie kannst du anderen Züchtern keine Konkurrenz machen; es liegt kein Bedarf vor, auch nicht in absehbarer Zukunft.“
„Kennt sie die Art ihrer Prämierung?“
„Nein, sie liest und schreibt nicht. Aber das ist kein Problem; sie wird sehr lernwillig sein, wenn das, was ich über Zlats gehört habe, zutrifft. Nebenbei bemerkt: Hast du etwa vor, sie für eigene
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