Morgenroetes Krieger
du in dieser Ausstellung keinen guten Platz errungen hattest – aber nachdem ich dich g e sehen hatte, wollte ich nichts sehnlicher als dich – mehr als alles andere.“
„Mehr als die Frauen, die dir näherstehen?“
„Ja.“
„Dann bin ich glücklich. Es ist gut, stärker gewollt und gewünscht zu werden als jene Dinge, die dir gehören.“
„Welchen Eindruck mache ich auf dich?“
„Als ich dich zum ersten Mal sah, war ich sehr übe r rascht und erstaunt; ein wilder Klesh kommt sonst nie. Ich dachte, du wärst jemand von weit her. Aber ich sah deine Hände, dein Gesicht, die Angst darin – woher bloß? Du bist ein Klesh, so wie ich, dennoch mußt du ein bedeutender sein, einer, der mit dem Volk gehen darf – ein mnar, dachte ich, aber dann sah ich, daß das ganz unmöglich sein konnte. Du ähnelst ihnen ein wenig, aber nur anfangs.“
Er konnte nicht alles erklären – jetzt noch nicht. Sie zögerte einen Moment und fuhr dann fort.
„Manchmal sehen wir einige Wilde. Es gab viele, vor gar nicht so langer Zeit. Selbst habe ich noch keinen g e sehen, aber ich hörte davon. Es muß für sie tatsächlich entsetzlich gewesen sein; sie schlugen um sich, lallten und weigerten sich zu essen. Viele tobten ohne Unterlaß, und einige wurden getötet. Was will das Volk von dir? Wollen sie, daß du dich paarst?“
„Nein, ich glaube nicht, wenigstens nicht in dem Sin ne, wie du es siehst. Zuerst wollten sie es, glaube ich – der Dicke, der bei mir war; aber später haben sie ihre Me i nung geändert. Er sagte, ich stünde den Wilden zu nahe, um für die Züchter irgendeinen Wert zu haben. Kein B e darf. Sie können hier so viele Wilde bekommen, wie sie wollen. Ich arbeite für ihn. Er war mit mir zufrieden, deshalb gab er dich mir zum Geschenk.“
„Mich?“
„Ja.“
„Erlaubst du mir, daß ich mich paare? Es ist mein sehnlichster Wunsch.“ Das letzte sagte sie mit einem scheuen Blick unter gesenkten Augenlidern, in einer Art, die mehr war als nur eine platte Feststellung. Ehrlich g e sagt, begehrte er sie – aber er hatte gehofft, dieses Thema noch auf die lange Bank schieben zu können, da er zuerst mit ihrer Umerziehung beginnen wollte. Eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Intuitiv hatte sie alles durc h schaut und den Finger direkt auf den eigentlichen Kern der Sache gelegt. Er entschloß sich, ehrlich und gerad e heraus zu sein.
„Ich hatte gehofft, dich für mich selbst zu gewinnen. Vielleicht nicht gleich, aber wenn du willst, später. Auf länger.“
Sie antwortete ihm nicht, schaute statt dessen schüc h tern auf den Boden. Han betrachtete ihre Augenwimpern. Sie waren lang, seidig und von der gleichen dunkel-kupfernen Farbe wie ihr Haar. Plötzlich – ohne daß sie etwas Besonderes getan hätte – wurde sie äußerst bege h renswert für ihn. Fast unmerklich entspannte sich ihre Haltung, zeigte Vertrauen und Hingabebereitschaft. Han spürte, wie er schwach wurde und nur noch schwer seine Beherrschung aufrechterhalten konnte. Dies war der Moment – er kam wie ein Paukenschlag.
Han sagte sanft: „Ich wollte warten, weil ich nicht wußte, ob du mich oder lieber jemanden von deiner Art wolltest.“
Sie blickte auf, zurückhaltend, mit feucht-glänzenden Augen unter langen Wimpern, einen weichen Ausdruck um den Mund. „Ein anderer Zlat wäre schon schön g e wesen. Aber du gefällst mir in deiner Fremdartigkeit und weil da etwas war, als du mich das erste Mal anschautest, etwas, das ich nur aus Geschichten kenne, von dem ich nie geglaubt hätte, daß ich es erleben würde. Warum hast du nicht schon früher davon gesprochen?“
Sie stand da: ruhig, den Blick in die Weite gerichtet, abwartend. Han konnte den schnellen Pulsschlag an i h rem fein geformten Hals erkennen. Er drehte sich um und schloß die Tür. Als er sich ihr wieder zuwandte, griff sie zögernd nach ihm, berührte seinen Bart, sanft, zärtlich, mit schmelzendem Blick. Han spürte die Erregung. Er konnte nichts sagen, wußte, daß er nicht länger widerst e hen könnte. Egal, was da kam – es sollte sein; er spürte, wie sein Puls raste, wie ihm schwindelte, wie er ins B o denlose fiel. Er berührte die ebenmäßig samtene Haut, strich durch ihr dichtes, duftendes Haar, sank endlos weich in ihren Bann. Raum und Zeit hörten auf zu ex i stieren.
Usteyin war in Sachen Liebe eine wirkliche Anfängerin und hatte so gut wie keine Erfahrung. Ihr fehlte jegliche Raffinesse, und sie schien sich allein durch ihr
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