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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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bedeutet dies: Ist die Fruchtbarkeitsperiode beendet, so setzt unser Klima k terium ein – wie bei den Menschenfrauen. Bei uns jedoch sind alle betroffen, auch die Männer. Ist es vorbei, so haben wir an Sexualität kein Interesse mehr, und es geht auch die Fähigkeit verloren, sie auszuüben.“
    Sie war den Tränen nahe, ohne Kränkung, ohne Ve r ärgerung, nur aus dem Bewußtsein der Endlichkeit und Begrenztheit heraus. „Wir nennen es die große Trauri g keit. Warum? Nun, weil wir uns so gut erinnern können – in allen Einzelheiten. Das eidetische Gedächtnis kann auch ein Fluch sein. Wir dagegen haben kein Unterb e wußtsein. Deshalb erinnern wir uns an alles, nicht nur an Einzelempfindungen, Bruchstücke oder spezielle Bede u tungsformen – nein, die vollständigen Szenen, genauso, wie sie sich zugetragen haben. Das ist auch der Grund, warum ich dir gegenüber auf Distanz gegangen bin. Ich habe zu starke Erinnerungen an andere. Du siehst nur den Sex, das Vergnügen, die oberflächliche Bindungslosi g keit. Wir aber müssen für alles bezahlen. Stell dir nur einmal vor, wie das vor sich geht: Du hast einen Gelie b ten, mit dem du über Jahre hinweg geschlafen hast, man fühlt sich zueinander hingezogen. Man verwebt sich und trennt sich wieder. Innenverwandte nehmen dich, und du weigerst dich nicht – und zwar aus gutem Grund. Und wenn du deinen Geliebten wiedersiehst, nach Jahren, bist du frei; aber beide können nichts anderes tun, als sich daran zu erinnern, wie es früher war. Es ist qualvoll.
    Aber für die Innenverwandten ist es weitaus schli m mer. Nerh und thes werden dazu ermutigt herumzustre u nen, mal mit dem, mal mit jenem zu schlafen. Danach müßte es eigentlich so sein, daß sie sich mit einem völlig Fremden verweben; aber sie können es nicht, sie bleiben zusammen. Wir verbieten nicht den Sex zu Hause, es gibt keine Tabus, aber komme, was da mag – sie bleiben z u sammen. Und wenn sie gleichaltrig sind, streiten und zanken sie sich ohne Unterlaß. Du fragst dich, warum wir es nicht so wie sonst auch machen – zwei und zwei? Weil unsere Gene instabil sind. Wir können nicht riski e ren, eine geradlinige Familienfolge zu entwickeln. Das könnte zu rassischen Unterarten und absonderlichen M u tationsschichten innerhalb der Bevölkerung führen. Jede Spezies hat ein ganz bestimmtes Maß an biologischen Abweichungen. Dieses Maß ist bei uns, die wir künstlich gezüchtet wurden, besonders hoch.“
    „Ich wußte nicht …“
    „Es ist schon eine eigenartige Sache, daß nicht alle von selbst ins totale Vergessen fallen. Einige ja, aber es ist selten. Es gibt Geschichten darüber.“
    Sie schwieg. Draußen war es finster geworden, und Han sah ihr schwach erhelltes Gesicht, das sich von der Du n kelheit abhob. Er wußte nun, daß er sie besser als sie ihn begreifen konnte. Weit entfernt, zwischen Bäumen und Felsen, jaulten unbekannte Tiere ihre Herausforderung den Sternen entgegen. Liszendir seufzte tief und schwer.
    „Und damit kommen wir zu uns. Du sprichst davon, daß du mit mir schlafen möchtest, aber dein Handeln geht tiefer. Ich bin eine Heranreifende – hungrig nach Liebe. In meinen Augen bist du irgendwie ein Wilder, ungehobelt, aber nicht unliebenswürdig. Zudem warst du ein echter Freund, aufmerksam und wißbegierig. Alles, was bisher passiert ist, läßt bei mir ein tiefes Gefühl au f kommen, ein Gefühl, das nicht leicht zu handhaben ist. Aber es kann nichts dabei herauskommen. Für uns beide gibt es keine Zukunft. Verstehst du das?“
    Er konnte darauf nicht sofort antworten. Zu sehr stürmten die unterschiedlichsten Gefühle und Gedanken auf ihn ein. Er hatte jetzt eines seiner tiefsten Geheimni s se erkannt. Er hatte sich verändert, war abgekommen von der „Wie es kommt, so nehm ich’s“-Attitüde, die er bi s her zum Thema Liebe eingenommen hatte. Spaß und Spiel. Jetzt nicht mehr. Es war todernst. Aber für sie be i de gab es noch ein anderes Problem.
    „Ist es wahr“, fragte er, „daß eure Liebesakte länger dauern als die unsrigen?“
    „Du brauchst nicht taktvoll zu sein. Es ist wahr – lä n ger und häufiger. Beide Ler-Geschlechter haben die F ä higkeit, mehrere Orgasmen zu haben. Deshalb wäre es eine Grausamkeit, wollten wir es zusammen versuchen. Was käme dabei heraus? Du würdest meine Gefühle ze r stören und ich dein Interesse am Liebesspiel.“
    Sie drückte genau das aus, was er dachte. Es war ein Dilemma, auf das er keine Antwort wußte. Er

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