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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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dich in deinem Schlaf in keinster Weise gestört!“
    „Du weißt, bei uns ist es etwas anderes.“
    „Ach, meinst du. Das kenne ich – nur zu gut.“ Danach verfiel sie in ein ernstes, brütendes Schweigen. Er jedoch wollte, daß sie zusammen darüber sprachen. Irgend etwas plagte ihn seit ihrem ersten Kennenlernen, etwas, das die Ler betraf, das sie selbst aber nicht sagen konnte oder wollte. So versuchte er dann, sie zu mehr Offenheit zu bewegen, indem er ihr Fragen über ihr Volk und sie selbst stellte. Er hatte viel in Ghazh’in gelernt, aber doch nicht soviel, daß er alles ohne ihre Hilfe verstanden hätte. Sie wurde zunehmend bereitwilliger und öffnete sich ihm in einem Maße, wie er es vorher noch nie erlebt hatte.
    „Ich hielt die Ler für so etwas wie eine andere Rasse oder Kultur“, begann er. „Verschieden genug natürlich, um sich mit den Menschen nicht kreuzen zu können – aber darüber hinaus …“
    „Nein, so ist es ganz und gar nicht. Wir sind noch in vielen anderen Dingen von euch verschieden. Du meinst, es sei eine kulturelle Differenz – nun, das auch, aber da r über hinaus gibt es Wichtigeres. Dein Volk hat verge s sen, wie alles angefangen hat – wir aber nicht. Betrachte deine eigene Art! Ihr habt den Vorteil, euren Ursprung nicht zu kennen. Ihr gehorcht der steten Evolution, dem Unerfahrbaren in der Wissenschaft, oder ihr glaubt an Mythen, die ihrerseits wohl kaum als wissenschaftlich zu bezeichnen sind, aber dennoch alles und jedes abdecken und beinhalten. Ersteres ist lediglich ein Prozeß, in dem kein Zeitmoment mehr Sinn und Bedeutung hat als das andere; letzteres ist angesiedelt im reinen Sinn, in der reinen Bedeutung, ohne jeglichen zeitlichen Prozeß. Mit beiden Formen gelang es auch, dem Chaos zu entko m men und euch über die Ursprünge zu erheben. Für uns sind beide Wege verschlossen. Wir wurden gemacht. Ein Produkt, wie eine neue Sorte von Schraubenziehern. Man pflanzt eine neue Rasse ins Universum und macht sich dabei nicht mehr Gedanken als bei der Neueinrichtung seines Badezimmers. Eure Wissenschaftler haben geistl o ser mit den kosmischen Grundprinzipien gespielt als ein Kind mit dem berühmten Knopf, der die Atombombe hochgehen läßt. Nützlichkeitsdenken! Forscherdrang! T o tale Ignoranz!“ Sie wurde lebhafter und sichtbar ärge r lich.
    „Wir wissen, Han, daß sie herausfinden wollten, ob sie jenen Supermann ausbrüten könnten, von dem sie schon immer geträumt hatten. Deshalb spielten sie mit mensc h lichen Genen und arrangierten verschiedene Kreuzungen und Kombinationen. Sie züchteten ganze Generationen unter beschleunigtem Wachstum im Laboratorium – Kreaturen, die nie zum Bewußtsein erwachten! Möge der Eine sie mit ewiger Senilität schlagen! Und ich sage dir: Die Evolution ist beides, vielschichtig und vielfältig. Die Allgemeinsprache ist eigentlich unbrauchbar, aber ich kenne ein altes russisches Wort, das die Sache genau trifft: raznoöbrazny – von vielerlei Gestalt. Keiner kennt all ihre Gesetze und Erscheinungsformen, weder Mensch noch Ler. Als sich schließlich die passende Form herau s kristallisierte, war es fast wie Magie, wie eine Zaube r formel. Sie hatten die nächsthöhere Stufe der Selbstwe r dung erreicht. Eigenresonanz – wie in der Musik der nächste Halbton, auch wenn ich von chromatischen To n leitern nichts verstehe. Besser noch – der nächste Dre i klang. Oder wie in der Physik – das Folgeelement. M a gie, Magie! Mich schaudert, wenn ich daran denke, was sie sich in ihrer Arroganz geleistet haben. Aber sie waren glücklich über ihren Erfolg und produzierten eine ganze Anzahl. Sie wußten jetzt, wie. Sie züchteten uns in kle i nen Lagern heran. Aber die Erstgeborenen wußten, was dort vor sich ging, sie hatten genügend Intuition. Sie praktizierten eine Art gesellschaftlichen Primitivismus. Sie waren in der Tat Primitive. Ihr hattet zehntausend Jahre Zeit, um eine passende Kultur zu entwickeln – wir dagegen fielen von der Schöpfung in das zweite Ato m zeitalter. Aus dem Nichts formten sie für uns eine Kultur.
    Dann merkten die Menschen, daß sie sich nicht mit uns kreuzen konnten. Sie hatten ihren Supermann – aber er war zu nichts nutze! Ironie des Schicksals! Sie hatten nach dem Unerreichbaren gegriffen, hatten es erreicht, konnten es aber nicht für sich verwenden! Und sie e r kannten, daß es mit ihren Geschöpfen wie mit dem Homo sapiens und seinen Verwandten in ferner Vergangenheit bestellt war: Sie waren

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