Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
Vom Netzwerk:
‚Webe’ gibt es auf diesem Planeten gar nicht.“
    Han wußte nicht, was er davon halten sollte. Er stand auf und zog sich an, um draußen den Bauern zu begr ü ßen. Er schaute an sich herunter: sein Körper war noch immer von den Strapazen des langen Marsches über die Hochebene gezeichnet. Aber er war sauber. Er blickte zu Liszendir. Sie lächelte.
    „Ich habe meine Schuld beglichen“, sagte sie nur, und dies blieb auch das einzige, was sie je hierzu über die Lippen brachte.
    Der Bauer und seine Familie waren in der Tat freun d lich, wenn auch ein wenig reserviert; Mißtrauen und B e wunderung für ihre Marschleistung hielten sich die Wa a ge. Er hatte schon davon gehört, daß Leute überlebt ha t ten, aber einen sichtbaren Beweis hatte er noch nie erha l ten; soweit er wußte, war die Luft zu dünn, um dort leben zu können. Han und Liszendir pflichteten ihm bei. Z u dem glaubte er, daß die Hochebene von Geistern und Dämonen bewohnt sei, obwohl Han nicht recht daraus schlau wurde, was genau er damit meinte; seine Ausspr a che war für ihn am Anfang nur im Groben zu verstehen. Aufgrund des einheimischen Akzents, des spezifischen Wortgebrauchs, der irregulären Grammatik und der vö l lig veränderten Phonetik war die Mehrdeutigkeit dessen, was Han zu verstehen meinte, ziemlich groß.
    Was jedoch den Verlauf der Sonnenbahn auf Morge n röte betraf, so hatte er richtig getippt: Sie näherte sich sehr stark den beiden Polen an, aber natürlich hatte ni e mand bisher den Polarsommer erlebt – außer in gebü h render Entfernung, in Regionen, wo man Bergbau b e trieb. Die Polarwinter waren noch unerträglicher. Der Bauer erzählte, daß er einmal während des Südwinters auf einer Reise nach Norden gewesen war und tatsächlich trockenen Schneefall erlebt hatte. Zum Glück saß er g e schützt in einer kleinen Hütte. Er hatte damals schreckl i che Angst gehabt, was Han durchaus verstehen konnte; solche Temperaturen waren nicht dazu angetan, mit bl o ßer Brust den starken Mann zu markieren – ein Rauma n zug wäre in einer solchen Situation durchaus angebrac h ter.
    Es gab kleinere Grundeigentümer entlang der Schlucht, und zwar meist an Stellen, wo sich große natü r liche Terrassen gebildet hatten. Sie waren völlig sel b ständig, frei von Steuern und unabhängig von irgendwe l chen Grundherren. In der Schlucht wehten keine Fla g gen, marschierten keine Armeen. Nur verstreute Bauer n familien, die ein unbeständiges und gefährliches Leben führten zwischen wandernden Nomaden, die den unteren Teil der Schlucht unsicher machten, in der Kälte des Winters, der auf dieser Seite des Gebirges strenger als anderswo war, und der abweisenden Unzugänglichkeit der Hochebene. Weiter unterhalb jedoch nahm die B e völkerungsdichte zu; es gab sogar eine Stadt, Leilas mit Namen, die in den Augen der Bauern eine Ausgeburt von Korruption war. Westlich des großen Gebirges sollte eine zweite Bergkette liegen, dazwischen eine ausgedehnte, stark kultivierte Talsenke, die der Fluß in zwei Hälften zerschnitt, und die im Norden und Süden sanft anstieg. Die Niederungen waren im allgemeinen von Menschen besiedelt, die von Leilas aus regiert wurden, während die höhergelegenen Landstriche meist in den Händen der Ler waren, die nach Meinung der Leute von Burgen aus b e herrscht wurden, die am äußersten Beckenrand der Senke gelegen waren.
    Je mehr er über den Planeten erfuhr, um so enttäusc h ter wurde Han. Es war eine primitive Gesellschaft mit eher feudalen Grundstrukturen. Zudem hatten die Ei n heimischen mit einem ungewöhnlichen Klima und einer Geographie zu kämpfen, durch die sie unflexibel, isoliert und unwissend blieben. Nach Meinung des Bauern gab es weder Meere noch Ozeane – nur Seen. Der Planet b e stand aus öden, hoch aufgetürmten Gebirgsketten, die von gewaltigen Talsenken oder Hochebenen voneinander getrennt waren. Erdbeben waren etwas Alltägliches, so alltäglich, daß Han fast konstant leichte Erschütterungen wahrnehmen konnte. Die Frage lautete nicht Erdbeben oder kein Erdbeben, sondern: starkes Erdbeben oder schwächeres Erdbeben? Er versuchte, sich die Schwa n kungen in der Erdkruste vorzustellen, die Gebirge wie diese aufzufalten vermochten – es gelang ihm nicht! Und über all dem schwebte das Damoklesschwert der Kri e ger!
    Es konnten Jahre ohne besondere Ereignisse vergehen – und die Erinnerung an die Krieger verblaßte langsam. Doch irgendwann würden sie erneut kommen und einige aus dem

Weitere Kostenlose Bücher