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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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zusammen.
    »Sie sehen mächtig ramponiert aus, mein lieber Etienne«, äffte Maiberg den Ton seines Herrn Adalbert nach, von dem selbst keine Spur zu sehen war. »Warum bereiten Sie Ihrem Elend nicht ein Ende und springen in dieses Fass? Ich werde Sie gut verstaut darin mitnehmen, das verspreche ich Ihnen. Wäre nicht das erste Mal, dass ich einen von den Ihrigen in ein Fass stopfe. Jawohl! Das sollten Sie sich einmal gründlich durch den Kopf gehen lassen, bevor Sie mir zu nahe kommen.«
    »Ich sagte doch: Mach, dass du wegkommst, Mädchen«, wandte Professor Carriere sich mit rot unterlaufenen Augen an Lea, als sie -all ihren Mut zusammennehmend - mit ausgerichtetem Schwert auf Maiberg zuschritt. »Im Gegensatz zu Adam und mir bist du sterblich.«
    »Oh, das sind Sie auch, mein Lieber«, mischte sich Maiberg mit wachsender Zuversicht ein. »Oder glauben Sie etwa, dass der Dämon sich dem Säurebad langfristig widersetzen kann? Ich kann Ihnen aus Erfahrung verraten, dass es sich nicht so verhält.«
    Ehe Lea reagieren konnte, wiederholte Maiberg seinen Trick mit dem Säureregen, nur dass er Professor Carrieres Gesicht genau traf. Mit einem Ächzen fuhr sich der geschundene Mann über die Augen.Trotz des fahlen Lichts konnte Lea erkennen, wie sich ein dichtes Geflecht aus roten Flecken rasch auf der Haut auszubreiten begann. Dabei bemerkte sie nicht, wie ein irre grinsender Adalbert neben ihr auftauchte und ihr das nur noch lose umklammerte Schwert aus der Hand riss. Sie konnte zu keiner Abwehr ansetzen, denn er hieb längst mit dem Schwertgriff hart gegen ihre Schläfe. Augenblicklich riss der Schmerz ihr den Boden unter den Füßen weg, und während sie das Bewusstsein verlor, gellte ihr der eigene trockene Schmerzensschrei in den Ohren.
    Lea kam wieder zu sich, als man sie auf den Rücken drehte. Sie schlug die Augen auf, aber alles war verschwommen. Jemand berührte sie, schickte sich an, ihr Gesicht zu streicheln. Voller Panik schlug sie wild um sich. Daraufhin wurde sie hart auf den Boden gedrückt, so dass ihr Schädel zu explodieren drohte. Sie registrierte einen Griff in ihrem Haar, und im nächsten Augenblick fürchtete sie, dass ihr sämtliche Haare samt Wurzeln ausgerissen würden. Doch der Griff lockerte sich sofort, als sie jede Gegenwehr einstellte.
    »Du solltest dich jetzt besser einkriegen, verdammt!«, sagte Adam dicht an ihrem Ohr. Dabei klang seine Stimme wenig besänftigend. Es schwang eine aggressive Erregung mit, die Leas Angst schürte. In diesem Moment traute sie Adam alles zu. Und so ließ sie jeden einzelnen Muskel erschlaffen, um ihn nicht weiter herauszufordern.
    Ihre Schultern umfassend, drehte Adam sie zu sich um und starrte sie eindringlich an. Lea musste sich zusammenreißen, um sich nicht wie ein kleines Mädchen zu winden. Sie schluckte mehrmals hintereinander, der Druck in ihrer Kehle ließ jedoch nicht nach. Adam erschien ihr mit einem Mal unerträglich fremd, sie fand keine Spur des Mannes wieder, der voller Konzentration Klavier gespielt hatte. Stattdessen blickte sie einem Dämon ins blutüberströmte Antlitz.
    Eine klaffende Platzwunde zog sich von Adams Schläfe bis zu seinem Ohr. In einer Wange steckten Glassplitter, die allerdings wie von Geisterhand aus den sich schließenden Wunden rieselten. In seinem leicht geöffneten Mund glaubte sie, einige zersplitterte Zähne aufschimmern zu sehen. Ein beißender Geruch stieg von seinen zerfetzten Kleidern auf.
    Aus dem Salon erklang ein Poltern, und Lea begriff, dass Adalbert und sein Gehilfe den verletzten Professor Carriere erneut durch den Raum jagten.
    Adam leckte sich nachdenklich über die aufgesprungenen Lippen, während sich der Ausdruck auf seinem Gesicht unmerklich veränderte: Da mischte sich Besorgnis und Angriffslust mit einem dunklen Vergnügen. Was immer auch Adam mit den beiden Eindringlingen im Raum zu tun gedachte, er würde es nicht nur der Verteidigung halber tun. Es würde ihm eine tiefe Befriedigung verschaffen und ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern. Es ist der Dämon in ihm, verstand Lea. Für ihn ist dieses Schlachtfest wahrscheinlich Gottesdienst und Festmahl zugleich. Und so, wie Adam sie gerade eben angestarrt hatte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sich der Dämon mit nur zwei Opfern zufriedengeben würde.
    Adam nahm eine lauernde Position ein, alle Muskeln und Sinne bis zum Zerreißen gespannt. Der Lärm und Adalberts siegessichere Stimme zerrten an seiner Geduld, als er Lea vom Boden hochzog

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