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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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musste er sich zumindest anhören, ein blutgieriges Scheusal zu sein.
    »Die Bilder dieser Nacht springen mich immer noch an - wenn ich meine Katze streichle oder mitten in einem Gespräch. Selbst aus dem Tiefschlaf reißen sie mich. Bilder von schrecklichen Verletzungen, blinder Zerstörungswut und dem Blutrausch des Dämons, der aus dir einen Fremden gemacht hat. Du hast mein Leben mit Angst verseucht, Adam. Wenn du glaubst, ich würde dich noch einmal an meiner Seite dulden, dann täuschst du dich.« Lea war selbst überrascht, wie leicht ihr die Worte über die Lippen gingen.
    Allerdings entlockten sie Adam ein freudloses Lächeln. »Ich glaube, du verstehst mich nicht ganz«, erwiderte er kühl. »Es ist vollkommen gleichgültig, was du willst. Du stehst in meiner Schuld.« Mit diesen wenigen Worten machte er deutlich, dass er in diesem Spiel die Regeln diktierte und nicht vorhatte, sich das Heft aus der Hand nehmen zu lassen. Bei diesem Gespräch ging es nicht darum, einander zu umkreisen und Grenzen abzutasten. Nichts war mehr so wie damals, und diese Erkenntnis setzte Lea unerwartet hart zu.
    Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, gab sie einem inneren Drang nach und rückte von Adam ab. Dabei stieß sie einer Frau, die gerade an ihrem Martini nippte, den Ellbogen in die Seite. Der Drink rann der überraschten Frau übers Kinn den Hals hinab und hinterließ eine ölige Spur auf dem Seidentop. Die Frau wollte gerade lautstark protestieren, als sie einen Blick von Adam einfing. Daraufhin blinzelte sie lediglich verwirrt und verschwand in der Menge. Offensichtlich verfügen die meisten Menschen über ausreichende Urinstinkte, um eine so offensichtliche Gefahrenquelle wie den Dämon zu erkennen, dachte Lea voller Bitterkeit. Nur bei mir versagen die Instinkte auf ganzer Linie vor allem in Bezug auf Adam.
    Langsam streckte er die Hand aus und legte sie um Leas Nacken. Die Berührung war unerträglich heiß, und gleichwohl ihr nichts Zärtliches anhaftete, entlockte sie Lea ein Schaudern. Ihren schwachen Widerstand ignorierend, zog er sie so dicht an seine Brust heran, dass sie die blassen Sommersprossen auf seiner Nase und seinen Wangen ausmachen konnte. Dieser Anblick hatte etwas verstörend Unschuldiges an sich und ließ Bilder von einem spielenden Jungen in Leas Kopf tanzen. Sie war kurz davor, in Gelächter auszubrechen, aber der verstärkte Griff im Nacken machte ihr klar, dass Adam ihr jetzt keinen hysterischen Anfall durchgehen lassen würde.
    Einen Augenblick lang versenkte er sein Gesicht in ihrer Halskuhle, dann wanderten seine Lippen zu ihrem Ohrläppchen. »Du bist jemand, von dem ich etwas will und der mir etwas schuldet«, flüsterte er. Lea glaubte, auch Erregung in seiner Stimme zu hören.
    Ja, natürlich, sagte sie sich. Es ist deine Furcht, die ihn so anmacht. Falls er nicht auch deine verfluchte Erregung wahrnimmt ... Tatsächlich hielt Adam für einen Augenblick inne, als gebe er sich ihren Duft hin, erst dann sprach er weiter. »Und so, wie die Dinge liegen, siehst du wohl keine Möglichkeit, dich mir zu widersetzen. Sonst würdest du nicht hier stehen bleiben und mir erzählen, dass du mich nicht in deiner Nähe duldest. Du würdest einfach gehen.«
    Adam machte eine kurze Pause, als wolle er ihr die Möglichkeit geben, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Doch Lea rührte sich nicht. Sie wusste, dass Adam recht hatte. Das Wissen, dass sie ihm und seinesgleichen nichts würde entgegensetzen können, hatte sie die erste Zeit nach ihrer Flucht fast um den Verstand gebracht. Es hatte sie viel Kraft gekostet, sich einzugestehen, dass es keinerlei Schutz gab und sie mit ihrer Verletzlichkeit und der steten Unsicherheit leben musste. Aber da war noch etwas anderes, das sie in diesem Moment zum Bleiben bewegte, nur würde sie das weder sich selbst und schon gar nicht Adam eingestehen.
    »Ab jetzt spielen wir nach meinen Regeln«, fuhr Adam fort. Er hatte sich ein Stück von ihr zurückgezogen und betrachtete eingehend ihr Gesicht. »Wenn ich dich an meiner Seite haben möchte, dann wirst du da sein und dich so benehmen, wie ich es für richtig halte. Ich werde mich nicht erklären und mich auch für nichts entschuldigen. Weder vor dir noch vor dem Dämon oder sonst irgendwem.«
    »Wenn du glaubst, dass ich mich von dir herumkommandieren lasse ...«, entgegnete Lea kraftlos.
    »Ich werde mir nicht die Mühe machen, dir zu drohen, Lea«, sagte Adam gefährlich sanft. »Ich kenne dich gut genug, um zu

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