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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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verdächtig nach einem Lachen klang. Mit versteinertem Gesicht griff sie erneut zur Waffe, malte in Gedanken eine Zielscheibe auf Macavitys dunkel behaarten Oberkörper und schoss.
    Der Schuss dröhnte nicht mehr annähernd so laut in ihren Ohren wie die beiden Vorgänger. Wahrscheinlich würde sie in den nächsten Tagenweder von Minous gelangweiltem Miauen noch von Adams Wutausbruch belästigt werden. Über alle Geräusche, die unter dem Pegel eines Presslufthammers lagen, würde sich ein monotones Piepsen legen.
    Nadine gelang es, einen Arm über ihre geschundene Brust zu legen und die zitternden Schenkel anzuwinkeln. Dann zog sie eine Ecke des zerwühlten Lakens über ihren Körper. Dafür war Lea ausgesprochen dankbar, denn nun wurde ihr Blick nicht länger von der Bissspur angezogen, die entlang der Aorta unter der linken Brust über die Bauchdecke hinweg in Richtung Schoß verlief. Um die Male hatten sich dunkle Blutergüsse gebildet, so dass man fast den Eindruck gewinnen konnte, eine Blumengirlande in allen erdenklichen Violetttönen schlängele sich über Nadines Körper. Lea hatte es sorgsam vermieden, der Girlande bis an ihr Ende zu folgen. Ihr Bedarf an grausamen Details, die Nadines Körper hatte ertragen müssen, war absolut gedeckt. Sie verspürte nur noch den dringenden Wunsch, es Macavity heimzuzahlen.
    Mit ein paar Schritten stand sie vor ihm. Während sie noch überlegte, wo ihn der nächste Schuss treffen sollte, rückte Macavity von der Wand ab und ließ sich flach auf den Rücken fallen. Er streckte alle viere von sich und stierte Lea herausfordernd an, während die Wunde in seinem Unterbauch wild pulsierte, als führe sie ein Eigenleben. EinenAugenblick lang war Lea versucht,Ausschau nach der Bettdecke zu halten und sie ihm über die Lendengegend zu werfen. Unübersehbar machte die ganze Angelegenheit Macavity einen Heidenspaß.
    »Du schießt zu rasch hintereinander weg«, erklärte er mit einer unnatürlich rauen Stimme. Doch Lea wusste genau, dass in ein paar Minuten nicht die geringste Brüchigkeit mehr zu bemerken sein würde. Die Wunden verheilten erschütternd schnell. »Du hast nur noch drei Kugeln.«
    »Mehr brauche ich auch nicht«, gab Lea eine Spur zu selbstsicher zurück. »Ich zerschieß dir einfach das Herz, und während du ausblutest, hole ich mir ein Küchenmesser und schneide dir den Kopf ab. Wollte schon immer mal sehen, wie der Scheißdämon das wieder zusammenflickt.«
    »Ist eine Riesensauerei. Wetten, dass du anfängst zu kotzen, ehe du mir auch nur die Kehle durchgeschnitten hast? Mit einem Küchenmesser! Du hast ja vielleicht eine Ahnung, du blöde Kuh!«
    Während Lea beleidigt schluckte, krächzte Nadine aus dem Hintergrund: »Wir schneiden dem Wichser was ganz anderes ab und schauen dann dabei zu, wie er versucht, es wieder aus der Toilette herauszufischen.«
    »Zu schade, dass ich nicht mehr dazu gekommen bin, ein Präsent in dieser großkotzigen Schlampe zu hinterlassen«, sagte Macavity gehässig. »So eine missglückte Verwandlung ist eine spannende Sache.«
    »Lass die perverse Sau nicht quatschen, knall sie endlich ab!« Nadine hatte sich leicht aufgerichtet und starrte Macavity mit hasserfülltem Blick an.
    Lea war trotz allem erleichtert, denn wenn ihre Freundin noch ausreichend Kraft fand, sie zu einem Lynchmord aufzufordern, dann dürftezumindest ihre Persönlichkeit nicht gebrochen worden sein. Selbst nach diesem Überfall legte Nadine mehr Biss an den Tag als sie.
    Hin- und hergerissen zielte sie auf das Herz, zögerte aber. Macavity hatte recht: Drei Schuss waren nicht viel bei einem Gegner, der immer wieder aufstand. Und außer dieser Waffe hatte sie ihm nichts entgegenzusetzen. Gehetzt schaute Lea sich im Zimmer um. Sollte sie dem unsterblichen Bastard vor ihren Füßen einen Kopfschuss verpassen und ihm dann mit Nadines Fesseln die Hände auf dem Rücken zusammenbinden? Allerdings bezweifelte sie, dass ein einfacher Knoten Macavity lang genug bezwingen würde, bis endlich Hilfe kam.
    Als hätte er ihre Gedanken erraten, feixte Macavity: »Was die Polizei wohl denken wird, wenn sie mich hier aus sämtlichen Löchern blutend vorfindet? Die gehen bestimmt erst einmal auf die Amokläuferin mit der Waffe los. Und bevor irgendwer den Durchblick hat, hat Pi im Hintergrund längst die entscheidenden Fäden gezogen, und du wanderst als arme Irre in eine Gummizelle ab, während deine Freundin ganz unerwartet von inneren Blutungen dahingerafft wird. Du solltest

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