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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Werker
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vertraut machen:
Bibliothek
Einmal Wikipedia komplett ausgedruckt, gebunden und in Regale gestellt – das ist eine gleichermaßen bescheuerte wie lustige Idee aus dem letzten Jahrtausend und nennt sich: Bibliothek.
Um das Ganze noch ein bisschen unterhaltsamer zu gestalten, hat man sich folgenden Scherz überlegt: Wir schreiben nicht an die Regale, welche Bücher drinstehen, nein, wir versehen die komplette, verstaubte Bude mit einem total crazy Zahlen- und Buchstabencode, den nicht mal Stephen Hawking oder die Panzerknacker entschlüsseln könnten! Geschweige denn, der bibliothekseigene Computer, diese vorsintflutliche Rechenmaschine, auch bekannt als Zuse Z1.
Das kann in der Praxis bedeuten: Politikbücher haben zum Beispiel die Abkürzung „SED 89“ und stehen auf Ebene eins, Science-Fiction hat die Abkürzung „R2-D2“ und steht auf Ebene zwei, Fantasybücher heißen „J.K.R.“ und stehen auf Ebene drei drei viertel – wie gesagt „kann“, muss aber nicht! Ehrlich, keine Ahnung, ich bin da bis jetzt nicht durchgestiegen.
Besonders wissenswert: In der Bibliothek herrscht absolute Stille. Wer beim Schlafen schnarcht, fliegt raus!
Probleme kann es allerdings geben, wenn du tatsächlich zum Arbeiten in der Bibliothek sitzt, aber dein nicht mehr ganz taufrischer Laptop lauter ist als ein startender Kampfjet! Bei meinem Zehn-Kilo-Steinzeitrechner ist dies der Fall. Allerdings hat das auch Vorteile, denn das Ding lärmt nicht nur: Im Winter kann ich meine komplette Wohnung damit heizen! Das ist natürlich ganz praktisch ... Mit in die Bibliothek nehme ich das Teil aber nicht mehr, seit ich zum fünften Mal deswegen rausgeflogen bin.
In einer geheimen Ecke der Bibliothek, an der Neulinge häufig plan- und hilflos vorbeilaufen, findest du auch die sogenannten Seminarordner, die vorlesungsrelevante Texte enthalten. Da es immer nur einen Ordner pro Veranstaltung gibt, an der teilweise mehrere hundert Studenten teilnehmen – die alle aus demselben Ordner kopieren müssen – ist es wesentlich einfacher, eines der Hitlertagebücher in die Hände zu bekommen als den Seminarordner. Sollte dir dieser unwahrscheinliche Glücksgriff gegen alle Annahmen der Wahrscheinlichkeitsrechnung tatsächlich gelingen, befindet sich der Seminarordner durch den ununterbrochenen Gebrauch garantiert in einem schlechteren Zustand als Dresden 1945. Kopier, was sich noch kopieren lässt, den fehlenden Rest musst du dir mit improvisatorischem Geschick dazudenken. Was um ein Vielfaches leichter fällt, wenn du Romanistik studierst (den meisten Werken von Simone de Beauvoir schadet es überhaupt nicht, wenn die Hälfte fehlt!), und nicht etwa Jura (wenn es dir gelingt, auch noch so große Lücken in Gesetzestexten mit vollkommenem Nichtwissen zu schließen, ohne dass der Schwindel auffliegt, hast du eine besondere Ausnahmebegabung und solltest über eine Karriere in der Politik nachdenken)!
Campus
Für viele Studenten eine Überraschung: Der Campus hat auch freitags geöffnet! Auf ihm sind alle wichtigen Institutionen der Universität: Cafeteria, Kiosk, Raucherecke, AStA-Kulturcafé und sogar Zusatzeinrichtungen wie Hörsäle, Mensa, Bibliothek etc. Teilweise befinden sich die verschiedenen Fakultäten aber in der ganzen Stadt verteilt. Dabei folgt die Anordnung einer ganz und gar niederen soziokulturellen Logik. Es kann einfach kein Zufall sein, das in drei von zehn Unistädten die Studentinnen der Fachrichtung „Lehramt Primarstufe“ allmorgendlich von der Bushaltestelle aus zu Fuß an den Gebäuden der Herren aus der Abteilung „BWL“ vorbeimüssen, ehe sie ihre Fakultät erreichen. Das Schaulaufen der aufgebrezelten Damen beim jährlichen Pferderennen von Ascot ist dagegen die reinste Farce!
Hörsaal
Gewissermaßen das Wohnzimmer des universitären Betriebs. Hier ist immer was los: Der Prof spricht, die erste Bank schreibt mit, die letzte Bank wird beschrieben, die Bänke dazwischen schlafen, telefonieren oder halten via Webcam ein Pläuschchen mit Freunden in China. Wer’s gern gesellig mag und vom studentischen Alltagsstress abschalten möchte, dem sei der Hörsaal wärmstens ans Herz gelegt!

    Es braucht schon ein paar Tage, den Campus bis in den letzten Winkel zu erkunden
Mensa
Wer Wert auf eine schlichte, ausgewogene und nahrhafte Ernährung legt, gehe bitte zu McDonald’s, Burger King oder Pizza Hut, aber auf keinen Fall in die Mensa! Es lohnt sich nicht, drum herum zu reden: Alle Klischees stimmen! In der Mensa gibt es nur,

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