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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Kaminfeuers auch etwas vom Leben einer Rose. Aber es war viel mehr als eine Rose. Aus einer Blume konnte man weder Mut noch Trost, Entspannung oder gar zeitweilige Zufriedenheit trinken.
    Aber aus einem Glas Port konnte man das. Er tat es und schenkte sich wieder ein.
    Die Tür ging auf. Gaylord schlüpfte herein. «Ich habe scheußlich geträumt», sagte er.
    «Ich auch», sagte Paps.
    «In meinem Traum kamen Tiger und Löwen vor», berichtete Gaylord. «Wovon hast du geträumt?»
    «Nur von der Zukunft und der Vergangenheit», sagte Paps.
    «Ich wette, das war nicht so schlimm wie meine Tiger und Löwen», sagte Gaylord.
    «Das kann schon sein», sagte Paps. «Aber es war schlimm genug.»
    Gaylord machte es sich in dem Sessel Paps gegenüber bequem, die Hände in den Taschen seines Morgenrocks vergraben, die Beine weit gespreizt. In der Haltung eines Erwachsenen bei einem Männergespräch. Es war die Haltung eines selbstbewußten Studenten, eines Mittfünfzigers im Club, eines alten, müden Mannes. Paps erblickte zum erstenmal hinter dem kleinen Jungen den erwachsenen Mann. Noch ein paar Jahre weiter, und Gaylord würde eine Frau in den Armen halten, sich mit anderen Männern messen, seinen Portwein trinken und sich Sorgen machen, was mit Mummi und Paps geschehen sollte, die nicht mehr die jüngsten waren.
    Gaylords Augen waren hell und wach, aber die späte Stunde verlieh ihnen einen Ausdruck von Weisheit und Verstehen, der bei einem Kind befremdlich war. Paps betrachtete seinen ernsten, erwachsenen, kräftigen Sohn, und er spürte, daß dies ein seltener Augenblick der Freundschaft und Liebe war, in dem es vielleicht endlich einmal keine Schranken mehr zwischen ihnen gab. «Hör mal, alter Knabe», sagte er. «Deine Mutter macht sich große Sorgen um dich. Was ist eigentlich am Weihnachtstag passiert?»
    Paps nannte Gaylord nicht oft «Alter Knabe». Aber wenn er das tat, fing Gaylords Gehirn fieberhaft an zu arbeiten. Alarmglocken schrillten, und alle Signale schalteten auf Rot. Der arme Paps hatte keine Chance. «Nichts», sagte Gaylord und blickte Paps dabei mit seinen langbewimperten, ernsten, ehrlichen schwarzen Augen an.
    «Ich dachte, du würdest es mir vielleicht erzählen», sagte Paps.
    «Ich bin nur spazierengegangen. Dann bin ich wieder nach Hause gekommen.»
    «Soso», sagte Paps und starrte ins Feuer. «Du bist also spazierengegangen und dann wieder nach Hause gekommen.» Er seufzte.
    «Ja, genau», sagte Gaylord. Er sah seinen Vater an. Es kam eigentlich selten vor, überlegte er, daß man Paps etwas fragte, ohne eine alberne Antwort zu bekommen. Aber heute nacht, das spürte er, könnten die Schranken vielleicht geöffnet sein. «Wann kommt der andere Gaylord?» fragte er.
    «Der was?» Paps sah verblüfft aus. Nach einer halben Flasche Port konnte er nicht mehr genau sagen, welche Fragen Sinn hatten und welche keinen, aber diese, das fühlte er, diese hatte keinen Sinn.
    «Der andere Gaylord. Du hast doch zu Mummi gesagt:     «Das solltest du gar nicht hören», sagte Paps.
    Gaylord machte ein verschmitztes Gesicht.
    «Mummi bekommt wieder ein Baby», sagte Paps.
    Diese Erklärung hatte Gaylord gefürchtet. Er war gekränkt. In einer Angelegenheit, die ihn so unmittelbar betraf, hätte man ihn doch wenigstens fragen können. «Ich muß doch nicht etwa mit ihm spielen?» fragte er.
    «Wahrscheinlich wirst du das wollen», sagte Paps ohne große Überzeugung. Philoprogenetik war nicht gerade seine Stärke. Bei Babies dachte er eher an Windeln und die Sechs-Uhr-Flasche als an den Fortbestand des Lebens und das Gesegnet-ist-der-Mann-der-viele-Kinder-hat.
    Gaylord saß mit halbgeschlossenen Augen da. Einen hoffnungsvollen Augenblick lang dachte Paps, er würde einschlafen. Aber dann öffneten sich die Augen wieder weit, und Gaylord sagte: «Wo kriegt ihr eigentlich die Babies her?»
    O Gott, dachte Paps, jetzt hat’s mich erwischt. Er hatte immer gehofft, daß im entscheidenden Augenblick Mummi das Opfer sein würde. Aber sie war es nicht. Er war es. Und das eine Viertelstunde nach Mitternacht und auf einen Ozean von Portwein.
    Mummi hatte aber immer wieder gesagt, daß man Fragen furchtlos und offen beantworten müsse. So sagte er furchtlos und offen: «Sie kommen aus dem Leib der Mutter. »
    Gaylord lachte vergnügt. «O Paps, bist du aber komisch», schrie er anerkennend.
    Paps sagte: «Ich bin gar nicht komisch! Das ist die Wahrheit.»
    Aber Gaylord bog sich noch immer

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