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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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vor Lachen in seinem Sessel. Jocelyn hatte schon lange nicht mehr eine so erfolgreiche Bemerkung gemacht. Nur war diese ja eigentlich gar nicht komisch gewesen. Er erklärte weiter: «Ein Baby ist wie eine Eichel. Es wächst neun Monate im Leib der Mutter und wird dabei immer größer und kräftiger. Dann wird es geboren und beginnt sein eigenes Leben.»
    Gaylord wurde langsam wieder nüchtern. Er sah jetzt nachdenklich aus. «Paps...» begann er.
    «Ja, Gaylord?» sagte Paps, auf alles gefaßt. Jetzt wird er gleich nach den Details dieses Vorganges fragen, dachte er. Und das war die Quiz-Preisfrage. Krampfhaft versuchte er sich daran zu erinnern, wie das in den Aufklärungsbüchern dargestellt wurde.
    Gaylord runzelte die Stirn. «Paps, kannst du mir sagen, wie es der Mann fertigbrachte, seiner Frau zu Weihnachten ein Rebhuhn auf einem Birnbaum zu schenken?»
    «Also, willst du nun, daß ich dich aufkläre oder nicht, Gaylord? Verdammt noch mal!» sagte Paps verbittert. Er als Junge war mit unersättlicher Neugier hinter diesem Thema hergewesen. Aber ihm hatte man immer nur Geschichten von Störchen und Teichen aufgetischt. Und Gaylord, dem man die Tatsachen furchtlos und offen auf einem Tablett präsentierte, zeigte dafür nicht das geringste Interesse. Es war nicht zu fassen.
    «Paps», sagte Gaylord, «du hörst ja gar nicht zu. Er konnte das doch gar nicht machen, stimmt’s? Wenn er den Baum bis zu ihrem Haus getragen hätte, wäre doch das Rebhuhn davongeflogen, oder?»
    «Ich glaube, das darf man nicht so wörtlich nehmen», sagte Paps. Sein Interesse wurde wach. «Aber andererseits, muß ich gestehen, hatte diese Geschichte für mich nie etwas Symbolisches.»
    «Oh», sagte Gaylord. Er dachte nach. «Vielleicht hat er das Huhn an einem Zweig festgekettet oder so.»
    Er stand auf und sah seinen Vater mit aufgerissenen Augen an. «Aber das wäre doch grausam gewesen, findest du nicht, Paps?»
    «Ja», sagte Paps. «Gehst du jetzt ins Bett?»
    «Nacht», sagte Gaylord. «Ist jetzt schon nächstes Jahr?»
    «Ja.» Der Sprachfanatiker in Paps sehnte sich danach, zu erklären, daß es niemals nächstes Jahr sein könne, aber er war zu müde.
    «Ich wette, daß ’ne Menge Leute dieses Jahr sterben werden», sagte Gaylord.
    «Warum, um Gottes willen?»
    «Das tun sie doch immer», sagte Gaylord. «Millionen.»
     
    «Und was hast du gemacht?» fragte Mummi und streckte sich wohlig im Bett.
    «Ununterbrochen gebechert. Und mit Gaylord in die Zukunft geschaut.»
    «Was habt ihr denn gesehen?»
    «Ich überhaupt nichts. Aber Gaylord stellte die Prognose, daß dieses Jahr ein Haufen Leute sterben würden. Er sagt, das täten sie immer.»
    «Warum, um Himmels willen, ist er denn noch mal aufgestanden?»
    «Er mußte sich von einem schlimmen Traum erholen. Ach ja, im übrigen habe ich ihm einen Aufklärungsvortrag gehalten.»
    «Großer Gott. Wie hat er denn reagiert?»
    «Er hat sich totgelacht. Hielt es für die komischste Geschichte seit der Witwe Bolte.»
    «Damit könnte er recht haben», sagte Mummi.
     
    Paps haßte und fürchtete Silvester. Rose aber haßte und fürchtete gleich mehrere Tage im Jahr - immer die ersten nach den Ferien.
    Sie wachte schon lange vor Morgengrauen auf, hatte in der molligen Dunkelheit die Knie weit heraufgezogen, und wußte genau, daß dies ihre letzten friedlichen Minuten waren. Sowie der Wecker schrillte, hieß es, hinaus ins feindliche Leben und hinein in ein neues Trimester. Jedesmal dachte sie, ich schaffe es nicht. Jedesmal schaffte sie es doch. Ihre Tapferkeit mußte selbst Engel zu Tränen rühren. Aber es kam sie hart an. Menschen wie Rose stehen jeden lieben Arbeitstag einem Exekutionskommando gegenüber.
    Das Wintertrimester war das schlimmste. Jedermann war übellaunig und erkältet, die ganze Schule roch nach nassem Zeug und Eukalyptusbonbons. Und dann diese Morgenstunden, diese entsetzlich düsteren Morgenstunden im gnadenlosen elektrischen Licht. Nicht einmal der Gedanke, Bobs wiederzusehen, vermochte der Aussicht, an einem kalten Januarmorgen zu diesen gräßlichen Knaben und Mädchen zurückkehren zu müssen, etwas von ihrem Schrecken zu nehmen.
     
    Gaylord sagte zu Mummi: «Kennst du den Mann, der seiner Frau ein Rebhuhn auf einem Birnbaum brachte?»
    «Ja», sagte Mummi.
    «Na, das konnte er doch gar nicht. Wenn er nämlich den Baum zu ihrem Haus getragen hätte, mit dem Rebhuhn drauf, wäre das Rebhuhn doch fortgeflogen, oder?»
    «Ich könnte mir denken, daß er

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