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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sprechen.»
    «Nett von Ihnen», sagte er. «Sehr nett. Ich wünschte von Herzen, Sie könnten es tun. »
    «Gaylord ist kein Junge, der stiehlt», sagte sie.
    Eine Augenbraue hob sich. «Miss Marston, kann man jemals voraussehen, wie sich ein Mensch unter gewissen Umständen verhält?»
    «Nein», sagte sie langsam.
    «Eben. Ich fürchtete, Sie seien noch zu jung, um das schon erkannt zu haben.»
    «Ich kann einfach nicht glauben, daß Gaylord ein Dieb ist.»
    Opa erhob sich. «Ich werde Gaylords Eltern Ihre Meinung mitteilen, Miss Marston. Sicher werden sie sich mit Ihnen in Verbindung setzen.» Er schüttelte ihr die Hand. «Und vielen Dank. Vielen Dank für Ihr... für Ihr Verständnis.»
    Sie erhob sich, um sich zu verabschieden. Dann beugte sie sich zu Gaylord nieder und küßte ihn. Ihr Lächeln dabei sollte beruhigend wirken, war aber ängstlich und nervös. Opa ging voraus und öffnete ihr die Tür. Dann kam er zurück. Er sah Gaylord nicht an. Er setzte sich und entfaltete die Zeitung.
    Gaylord stand da und spielte an der Büste von Milton herum. Wenn er jetzt nicht mit jemandem sprechen konnte, würde er ersticken. Aber mit wem sollte er sprechen? Mit Großtante Marigold? Nein. Er würde ihr das niemals klarmachen können, und wenn, würde sie der Schock umbringen. Gaylord überlegte es sich vorher immer genau, was er seiner Großtante erzählte, damit der Schock sie nicht umbrachte. Tante Rosie würde bald nach Hause kommen. Aber ihr wollte er auch nichts sagen. Entweder würde sie entsetzt zurückschrecken oder aber ihn an sich drücken und ihn ein nennen. Auf keines von beiden hatte er Lust. Am liebsten, dachte er, würde er Tante Becky alles erzählen. Mit ihrem amüsierten Lächeln würde sie alles aus ihm herausholen. Dann würde sie sagen: «Ach, du kleiner Dummerjan. Warum um alles in der Welt hast du das denn getan?» und ihm einen spielerischen Klaps geben und sorglos fortgehen, um sich mit einem jungen Mann zu treffen.
    Aber Becky würde heute abend spät nach Hause kommen, weil sie tanzen ging. Er hatte sie das sagen hören.
    Er spürte eine ganz ungewöhnliche Sehnsucht nach Mummi und Paps. Aber Opa hatte gesagt, sie kämen erst mit dem Spätzug zurück.
    Es blieb nur Opa.
    Gaylord hatte mit Opa mehr gemeinsam als mit seinen Eltern. Er wie Opa waren beide aufrechte, unabhängige Charaktere. Beide mochten konkrete Dinge und Menschen lieber als Bücher und Ideen. Gaylord sah den alten Herrn an, vielmehr das, was von ihm hinter der Zeitung zu sehen war. «Opa?» sagte er.
    Opa sah ihn über den Zeitungsrand hinweg an. «Willst du vielleicht Konversation mit mir machen? Oder willst du mit mir über diesen verflixten Briefbeschwerer reden?»
    «Über den Briefbeschwerer», sagte Gaylord kleinlaut. «Muß ich jetzt ins Gefängnis?»
    «Nein», sagte Opa. «Du kommst nicht ins Gefängnis, das schlag dir nur gleich aus dem Kopf. Aber abgesehen davon, kann ich mit dir nicht darüber reden, das ist sub judice .»
    «Was heißt sub judice?»
    «Das heißt, daß keiner sich traut, darüber zu sprechen.»
    «Und warum nicht?»
    Opa ließ die Zeitung sinken. «Weil das ein Fall für deine Eltern ist, mein Junge. Sie haben die Verantwortung für dich. In so eine ernste Sache kann ich mich nicht einmischen. Das wäre sinnlos und unkorrekt.»
    «Ich verstehe», sagte Gaylord, der kein Wort verstand, aber genau wußte, daß es keinen Zweck hatte, mit Opa zu streiten.
    Der alte Herr sagte: «Geh zu deiner Großtante. Sie muß irgendwo stecken. Bitte sie, daß sie dir was Gutes zum Tee gibt. Und dann tu, was dir Spaß macht. Häng nicht herum und warte, bis du zu Bett mußt.»
     
    Triumphgeschwellt kamen Mummi und Paps heim. Sie waren bei der Diskussion ein großer Erfolg gewesen. Mummi saß in dem schmutzigen, schlechterleuchteten Abteil und wiederholte sich in Gedanken all die harmlosen Witzchen, die Paps von sich gegeben hatte. Paps blickte Mummi an und dachte, wie klug es doch von einer so intelligenten Frau war, bei solchen Gelegenheiten die Rolle eines charmanten Dummchens zu spielen. Aber das ist es ja gerade, was die klugen Frauen so klug macht! Sie wissen genau, daß die Männer es hassen, wenn ihre Frauen klüger sind als sie selbst. Folglich geben sie sich so, daß jedes männliche Wesen sich als tatkräftiger und überlegener Beschützer fühlt und gleichzeitig die weibliche Konkurrenz entwaffnet ist.
    In gehobener Stimmung kamen sie heim. Das Haus kam ihnen kleiner und bescheidener

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