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Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung

Titel: Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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Polizei?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Ich glaube, im Augenblick hat das noch keinen Sinn. Sicher hat Gaylord die Wahrheit gesagt, aber... nun ja, er hat vielleicht übertrieben. Ich glaube, du solltest erst einmal mit Willies Mutter sprechen.»
    Jetzt hatte sich wenigstens herausgestellt, wer Mrs. Foggerty war. Der Gedanke, diese Dame aufsuchen zu müssen, war für Paps nicht besonders erquickend, zumal es so aussah, als ob Mummi nicht mitkommen würde. Aber er wollte sich auch nicht vor seinen Pflichten drücken. Zwei Stunden später war er auf dem Wege zu den Foggertys.
    Irgend jemand war auf die Idee gekommen, eine Reihe armseliger, städtisch aussehender Häuser mitten auf eine Wiese zu stellen; dort wohnten die Foggertys. Mit einer Beherztheit, die in diesem Augenblick keineswegs echt war, klopfte Paps an die Haustür. Mrs. Foggerty selbst öffnete und betrachtete ihn mit äußerstem Mißtrauen. Als sie sich vergewissert hatte, daß er weder wegen der Miete noch wegen der Versicherungs- oder der Fernseherrate gekommen war, preßten ihre Lippen die Zigarette noch fester zusammen: «Kommen Sie herein.»
    «Vielen Dank», sagte Paps, nahm seinen Hut ab und trat ein.
    Mrs. Foggerty verfolgte seinen Auftritt mit einer Überraschung und einer Anerkennung, die sie nicht zu verbergen suchte. Es kam selten vor, daß sie Besucher empfing, die ihren Hut abnahmen und «Danke» sagten. «Sie sind doch Mr. Pentecost, nicht wahr?» sagte sie. «Ich hab schon Sachen von Ihnen im Radio gehört.»
    «Tatsächlich?» Paps sah dankbar aus.
    Mrs. Foggertys Bemühung, ihre Zigarette nicht zu verlieren, verlieh ihrer Aussprache etwas Verwischtes, etwa wie bei einem drittklassigen Bauchredner. «Man muß wohl ganz schön schlau sein, um so was schreiben zu können.»
    Paps sah, wenn möglich, noch dankbarer aus. Ein Jammer, daß einige Mitglieder seiner Familie diese Meinung nicht teilten. «Wie Sie sich solche Sachen ausdenken können, ist mir ein Rätsel», sagte Mrs. Foggerty.
    «So? Nun...» sagte Paps. Aber er war ja nicht hierhergekommen, um die Quellen der schöpferischen Impulse zu diskutieren, obwohl er das viel lieber getan hätte. «Sie haben doch einen Sohn, Bert», sagte er.
    «Ja, da sitzt er», sagte Mrs. Foggerty, und zum erstenmal nahm Jocelyn seine Umgebung wahr, ein wirres Durcheinander, in dem es hauptsächlich nach nasser Wäsche, Eintopf und Heizöl roch, und das einzige menschliche Wesen war ein Junge, der in Hemdsärmeln und Hosenträgern am Küchentisch saß. Bert hatte eine alte Nummer des vor sich und durchsuchte sie, offensichtlich mit wenig Erfolg, nach Neuigkeiten.
    «Mein kleiner Sohn sagt, daß Bert ihn mit einem Messer bedroht hat», sagte Jocelyn.
    «He! Bert!» Mrs. Foggerty versuchte, die Aufmerksamkeit ihres Sohnes zu erregen, indem sie ihm kräftig vors Schienbein trat. «Hast du Mr. Pentecosts kleinen Sohn mit dem Messer bedroht?»
    Bert sah auf. «Nein», sagte er und las weiter.
    Mrs. Foggerty wandte sich ihrem Besucher wieder zu. «Na also», sagte sie. «Haben Sie gehört?» Sie hatte ihre Schuldigkeit getan. Die Sache war für sie erledigt.
    Das Ganze war sehr schwierig. Noch nie in seinem Leben hatte Jocelyn jemanden einen Lügner genannt. Sehr sorgfältig seine Worte setzend, sagte er: «Aber mein Sohn sagt, daß er es gesagt hat. Und natürlich glaube ich meinem eigenen Sohn.»
    «Und ich meinem, guter Mann», sagte Mrs. Foggerty und steckte sich an dem alten Zigarettenstummel eine neue Zigarette an.
    Jocelyn überhörte das. Er sagte: «Ihr Sohn hat Gaylord beschuldigt, Willies Briefbeschwerer gestohlen zu haben. Dann hat er ein Messer an seinen Hals gehalten und gesagt, er würde zustoßen, wenn er ihn nicht zurückgäbe.»
    «Na schön und gut. Schließlich aber steht die Behauptung Ihres Sohnes gegen die Worte von Bert, oder etwa nicht?» Der Zigarettenrauch schwebte ihr um Nase und Augen. «Ich meine, daß Ihr Sohn ja auch lügen kann, stimmt’s?»
    «Das könnte er. Aber er tut es nicht.»
    «Also», sagte sie, die Achsel zuckend, «wenn Sie mir so kommen.» Sie schien eher bekümmert als ärgerlich. «Mein Sohn war in der Besserungsanstalt, und Ihrer geht nach Eton, also hat Ihr Sohn recht. Sie spielen sich hier ganz schön auf, Mr. Pentecost.»
    «Hören Sie doch. Wo ist Willie? Fragen Sie ihn doch, ob er einen Briefbeschwerer besessen hat.»
    «Hat keinen Zweck, ihn zu fragen. Er kann sich doch an nichts erinnern.» Sie sah Jocelyn traurig an. «Mr. Pentecost, haben

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