Morgenstadt - wie wir morgen leben
GPS-Ortungssystem; ein Solarpaneel und ein Akku sorgen für die Energieversorgung. „Ist die Brücke unterwegs, erkennt ein eingebauter Bewegungssensor das, der Chip meldet seinen Standort dann übers Internet, so oft der Kunde das wünscht, in der Regel alle 15 Minuten“, sagt Frank Josefiak, technischer Direktor von Agheera. Künftig soll ein Chip auch melden, wenn die Türen des Containers geöffnet werden, oder sogar Temperaturwechsel während des Transports sowie Stöße aufzeichnen. Bei empfindlichen Waren könnte der Spediteur so nachweisen, dass eventuelle Schäden nicht durch den Transport verursacht wurden.
RFID wird immer intelligenter, prognostiziert Wolf-Rüdiger Hansen, Geschäftsführer des Verbands für Automatische Identifikation, Datenerfassung und Mobile Datenkommunikation. „Der Trend geht hin zur Integration der Funketiketten in Objekte und Smart Cards, auch in Kreditkarten. Mit der Europäischen Empfehlung für den RFID-Datenschutz und dem darauf aufbauenden Privacy Impact Assessment wurde auch ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um diese Marktentwicklung zu fördern.“ Auch IIS-Experte Alexander Pflaum gibt der Sicherheit einen hohen Stellenwert: „Früher lag die Intelligenz zentral am Server, heute verlagert sie sich immer mehr an den Rand des Netzwerks, in die Tags hinein. Das macht die Systeme angreifbarer, andererseits sind sie aber auch robuster, weil sie dezentral organisiert sind.“ Auf jeden Fall, so glaubt er, werden Sicherheitsfragen immer wichtiger.
Auch Professor Michael ten Hompel, Institutsleiter am IML, setzt auf diese Entwicklung: „Von der einfachen Datenspeicherung über die Erfassung der Umgebung mit Sensorenbis zur ‚bewussten‘ Verarbeitung und spontanen Vernetzung mit anderen Tags und der Umgebung erschließt die Technik immer größere Bereiche der echtzeitnahen Datenverarbeitung. Ein Paket, das sein Ziel und seine Umgebung kennt, fragt nicht mehr nach dem Weg. Zugleich kann es aber ungleich mehr Informationen über seinen Inhalt geben – Daten, die wiederum von einem überlagerten System bei Bedarf abgerufen werden. So entsteht das Internet der Dinge.“ In der Morgenstadt wird es üblich sein, dass man jederzeit und überall Informationen erhält. Mehr dazu im Kapitel Kommunikation.
KEINE MÜLLBERGE IN DER STADT
Je besser die Versorgung funktioniert, desto größer ist die Versuchung, viel zu konsumieren. Steigender Lebensstandard auch in ärmeren Regionen, dazu die Wegwerfmentalität, die immer weiter um sich greift, führen zu wachsenden Abfallhalden. So ist Müll die Kehrseite von Konsum und Wohlstand. Von der Einmalwindel, in die man als Baby gewickelt wird, über Coffee to go in Pappbechern, hygienisch verpackten Lebensmitteln und Tausenden von Plastiktüten bis hin zu Handys oder modischer Kleidung, die alle paar Jahre durch das nächste Modell ersetzt werden: Jeder von uns trägt zum Müllberg bei. Angesichts der steigenden Weltbevölkerung kann das so nicht weitergehen. „Die verschwenderische Wirtschaftsweise, der wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten frönten, wird uns auf einem Planeten, der im Jahre 2050 9 Milliarden Bewohner tragen wird, schwer zu schaffen machen“, warnt Achim Steiner, Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP in Nairobi. 118
Insbesondere in den Städten müssen neue und bessere Lösungen gefunden werden als das bloße Sammeln und Verkippen auf Müllhalden. Immer noch werden in Europa jedes Jahr mehr als 1,8 Milliarden Tonnen Abfall produziert. Die Abfallmenge steigt schneller als das Bruttoinlandsprodukt, und europaweit wird weniger als ein Drittel des Abfalls wiederverwertet. 119 Und das, obwohl die Rohstoffe unseres Planeten immer knapper werden. Bereits heute gibt es Substanzen, bei denen die Nachfrage das Angebot weit übersteigt und die deshalb fast unerschwinglich teuer sind.
Die Aktivitäten in der Morgenstadt werden sich nicht auf den Haushaltsmüll beschränken, aber auch für diesen wird es neue Lösungen geben, denn es geht um gewaltige Mengen: Im Jahr 2008 entfielen auf jeden Bürger Deutschlands 522 Kilogramm davon, also fast eine halbe Tonne. 120 Tröstlich immerhin, dass wir in der Recycling-Bilanz von Verpackungen hinter Luxemburg und den Niederlanden auf Platz drei stehen. Spitzenreiter ist Belgien mit nahezu 80 Prozent. Schlusslicht Rumänien recycelt dagegen nur ein Drittel des gesamten Verpackungsmaterials, Zypern nicht viel mehr.
Der Ge- und Verbrauch von Werkstoffen hat sich vervielfacht. Zukünftig
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