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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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reibe ich mit dem Daumen der anderen Hand über die Stelle, die er geküsst hat. Noch nie haben mich die Lippen eines Mannes berührt und die Stelle prickelt wie Brause auf der Zunge. Doch im gleichen Moment geht ein sanftes Rucken durch meine andere Hand. Die, die Nevis‘ gehalten hat. Ich habe das Gefühl, dass sie förmlich zu brennen beginnt. Kälte überzieht meine Haut und bringt mich dazu, mich kurz zu schütteln.
    »Alles okay?«, will Jesien wissen und ich nicke.
    Mein Blick bleibt an Nevis hängen, der mich intensiv mustert. Kurz meine ich in seinen Augen ein Sehnen zu sehen, das ich nicht näher definieren kann, doch dann schließt er sie für einen Moment und öffnet sie wieder mit dem gewohnt kalten Ausdruck. Ich beiße mir auf die Unterlippe, als mir wieder einfällt, wie es sich angefühlt hat, als er auf mir lag. Mein Herz beginnt wild zu pochen. Zum Glück kommt Aviv herein und unterbricht meine kleine Panikattacke. Er begrüßt mich mit einem freundlichen Lächeln und setzt sich neben mich.
    »Freust du dich auf morgen?«, fragt er mit Hoffnung in der Stimme.
    »Sehr«, sage ich laut, damit es alle hören können. »Ich freue mich schon darauf, jeden von euch näher kennenzulernen.«
    »Darf ich also darauf hoffen, die Ehre zu haben?«, fragt Jesien. Zu meinem Erstaunen trinkt er heute Kaffee.
    »Hoffen?«, wiederhole ich und zwinkere ihm zu. »Damit rechnen, würde ich sagen.«
    »Ich mag das Mädchen«, sagt der Herbst zu seiner Mutter und deutet dann kurz mit dem Kinn auf mich.
    »Wenn es nur vier Möglichkeiten gibt, den Rest seines Lebens zu verbringen, wäre man ganz schön bescheuert, wenn man sich nicht alle vier Optionen anguckt.«
    »Nicht, wenn man sich verliebt«, sagt Gaia mit sanfter Stimme und ich sehe in ihre bunt schimmernden Augen. »Dann sollte man den anderen erst gar keine falschen Hoffnungen machen.«
    Ich nicke. »Stimmt, Mutter. Das habe ich nicht bedacht.« Ich fühle mich wie ein gerügtes Kind und senke den Blick auf den Tisch. Erst jetzt bemerke ich das Essen, das vor mir steht. Eine Schüssel mit Milchreis und heißen Kirschen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dazu noch etwas sagen zu müssen, doch ich weiß nicht so recht, was, also plappere ich einfach drauflos. »Es ist nur so, Mutter. Ich habe vorher nie die Gesellschaft eines Mannes genossen, woher weiß ich dann, ob ich einen liebe?«
    Gaia sieht mich mit einem Lächeln im Gesicht an. »Herzklopfen«, sagt sie nur. Mehr nicht. Fragend starre ich sie an, doch ich belasse es dabei und beginne damit, den köstlichen Milchreis zu essen. Zu meinem Erstaunen isst Nevis dieses Mal mit. Als er meinen Blick auffängt, lächele ich.
    »Ein Süßer, was?«
    Alle starren mich an. Nevis wirkt wie vom Stuhl gestoßen.
    »Äh, ich meine, dass du gerne süß isst?«, erweitere ich meine Aussage und Gaias glockenhelles Lachen erklingt, woraufhin die Luft um uns zu vibrieren beginnt.
    »In der Tat«, japst sie nach Luft, »mein Jüngster ist ein Süßer.«
    Die Brüder lachen etwas verhalten, nur Nevis nicht. Er wirkt verstört und die Aufmerksamkeit scheint ihm deutlich unangenehm zu sein.
    Nach dem Frühstück bitte ich Jesien mich nach draußen zu begleiten. Tagsüber ist es mir erlaubt, in Gaias Garten zu gehen, solange ich einen ihrer Söhne mitnehme und ich muss mir das alles einfach mal im Hellen ansehen.
    Jesien lächelt und streckt mir seine Hand entgegen. »Wollen wir?«
    »Ja«, antworte ich und ergreife sie. Sein Händedruck ist warm und stark, ich kann gar nicht anders, als mich an seiner Seite wohlzufühlen. Als wir das Zimmer verlassen, sehe ich, wie Aviv und Sol uns mit gerunzelter Stirn hinterhersehen. Nevis starrt hingegen die Tischplatte an. Jesien geleitet mich zur Haustür und als er sie öffnet, kann ich meinen Augen kaum trauen. Vor uns, hinter der Veranda, liegt ein kleiner, vollkommen zugewachsener, blühender Garten. Der Herbst tritt zuerst hinaus und lächelt mich an, als ich zögere.
    »Angst?«, neckt er mich und seine Augen funkeln.
    Lächelnd schüttelte ich den Kopf und trete zu ihm. »Wow!«
    »Anders als in der Nacht, was?« Das Rot seiner Haare glänzt in der Sonne.
    »Kein Vergleich«, antworte ich und lasse mich von Jesien die Veranda herunter, über einen kleinen Kiesweg, in ein Meer aus verschiedenen Bäumen und Blumen ziehen. Alles wächst hier wild und ohne sichtbare Ordnung, dennoch ist ein kleiner Weg ausgespart. Sobald man ihn betritt, ist man von Pflanzen umgeben und Kies knirscht unter

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