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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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frage ich und gebe zu, dass ich vor Stolz fast platze.
    »Nein, danke. Ich bin eher der Fleischtyp.« Die Wölfin lässt ihre Zunge heraushängen und sieht dabei aus, als würde sie lachen. Ich jedenfalls tue es.
    »Aber es wird kalt sein, bis Nevis zu Hause ist«, sagt sie schließlich.
    »Das ist nicht schlimm. Es schmeckt kalt sogar noch besser.« Zufrieden betrachte ich mein Werk, als ich Schritte herannahen höre.
    »Da hat sich aber jemand beeilt«, murmelt die Wölfin amüsiert. Die Tür zur Küche öffnet sich und Nevis‘ weißer Haarschopf kommt zum Vorschein. Er sieht sich um und scheint dem Duft zu folgen.
    »Was riecht hier so gut?«, fragt er irritiert und kommt herein.
    »Maya hat dir ein Mittagessen gekocht«, plappert Iria drauf los und ich sehe, wie ihr Schwanz wieder aufgeregt hin und her schlägt.
    »Setz dich doch«, bitte ich Nevis und deute auf den kleinen dunklen Holztisch mit den vier Stühlen. Der Winter sieht mich unsicher an, folgt jedoch meinem Wunsch. Ich nehme den Teller mit Grießbrei und stelle ihn mit zittrigen Händen vor ihm ab.
    »Ich nehme mir auch schnell was und esse mit dir«, sage ich bevor er die Gelegenheit bekommt, etwas zu sagen. Im Augenwinkel sehe ich, wie Iria auf einen der freien Stühle springt, während ich mit einer Kelle etwas aus dem Topf in einen Teller fülle. Ich höre wie der Stuhl über den Boden kratzt und Nevis steht plötzlich ganz nah neben mir. Wir sehen uns an und ich merke, wie ich ganz rot im Gesicht werde.
    »Löffel«, flüstert er fast. Ich kann ihn nur anstarren. »Maya, du stehst vor der Besteckschublade.«
    »Oh!«, rufe ich und weiche zur Seite. Zitternd vor Aufregung und Nevis‘ Nähe beobachte ich wie er die Schublade rauszieht und zwei Löffel herausnimmt. Seine weißen Haare fallen ihm dabei ins Gesicht und verdecken seine Augen.
    »Musst du nachher noch mal weg?«, fragt Iria und ich bin ihr unendlich dankbar für die Unterbrechung.
    »Ja, ich wollte eigentlich nur kurz nachsehen, ob bei euch alles in Ordnung ist.« Nevis geht zurück zu seinem Platz und legt mir den zweiten Löffel auf den Platz zu seiner rechten Seite. Nicht ihm gegenüber. Neben sich. Mit einem Lächeln auf den Lippen setze ich mich auf den Stuhl und bekomme gar nicht mit, dass Nevis bereits probiert hat.
    »Mmmh!«, brummt er zufrieden und schluckt. »Maya, das ist köstlich.«
    Ich lächele ihn stolz an und sehe gerade noch, dass meterdickes Eis seine Augen dicht machen.
    »Du solltest allerdings nicht mehr für mich kochen«, sagt er plötzlich bitterernst und legt seinen Löffel neben den Teller.
    »Iss Nevis«, knurrt Iria. »Sie hat sich viel Mühe gegeben.«
    »Ich habe gar keinen Hunger.«
    Irias Knurren wird lauter.
    »Ich stelle es weg«, sage ich und springe auf. »Du … du kannst es ja … heute Abend noch essen.« Meine Stimme wird brüchig, als ich nach seinem Teller greifen will. Bevor ich ihn ihm abnehmen kann, legt er seine warmen Hände auf meine. Wie können sie so warm sein, wo er doch so kalt ist?
    »Lass … bitte.« Er sieht mich entschuldigend an. Das Eis in seinen Augen ist ein wenig geschmolzen und lässt das klare, helle Blau hindurchscheinen. »Ich werde mit dir essen. Setz dich bitte.«
    Iria beruhigt sich wieder und sieht mich abwartend an. Ich schwanke irgendwo zwischen mich setzen und essen oder weglaufen und weinen. Nach einer gefühlten Ewigkeit entscheide ich mich für den Grießbrei und nehme meinen Löffel in die Hand. Auch Nevis beginnt zu essen, ohne dabei ein weiteres Wort zu sagen. Schweigend verbringen wir die Mahlzeit. Nicht mal Iria traut sich etwas zu sagen. Ich schätze jeder von uns hat Angst, dass diese zerbrechliche Situation kippt und alles außer Kontrolle gerät. Nachdem wir fertig sind, erhebe ich mich und will die Teller abräumen.
    »Das mache ich«, sagt Nevis und nimmt mir das dreckige Geschirr ab. Er sieht mir kurz in die Augen, weicht meinem Blick dann aber wieder aus. »Danke, Maya.«
    »Gern«, murmele ich vor mich hin. Ich sehe zu Iria, deren Gesicht Bände spricht. Sie will mit mir reden, aber wartet noch bis Nevis verschwindet. Hinter mir stellt dieser den Wasserhahn an und beginnt unsere Teller zu spülen.
    »Was wollen wir zwei heute Nachmittag machen, während Nevis arbeitet?«, fragt die Wölfin schließlich.
    »Puh«, stöhne ich. »Ich weiß nicht. Was macht ihr denn so, wenn ihr Zeit habt?«
    Iria sieht an mir vorbei zu Nevis.
    »Das zeige ich dir morgen«, brummt dieser gezwungen. »Draußen

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