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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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heiße Spur über meine eiskalten Wangen hinunterbrennen. Zu schade, dass Mutter nicht bei Iria gewesen ist. Noch bevor ich mich besinnen kann, falle ich Nevis um den Hals und umarme ihn. Der Winter erstarrt. Ich bemerke zuerst gar nicht, dass ich etwas falsch gemacht habe, erst als er mich von sich stößt und der Ort unter meinen Füßen so schnell wechselt, dass ich hinfalle, begreife ich, dass ich das nicht hätte tun sollen. Der Länge nach schlage ich in Nevis‘ Wohnzimmer neben seiner Wölfin Iria auf.
    »Maya«, ruft diese besorgt und kommt mit ihrer Schnauze ganz nah an mein Gesicht. »Hast du dir wehgetan? Was ist passiert?« Sie sieht zu Nevis und ich folge ihrem Blick. Der Winter hat sich von uns weggedreht und rauft sich mit beiden Händen die Haare.
    »Verdammt«, flucht er. »Entschuldige, ich war zu schnell. Hast du dich verletzt?«
    »Was ist los?«, will Iria immer noch wissen. Ich setze mich vorsichtig auf und mache eine innerliche Bestandsaufnahme meiner Knochen. Es scheint alles noch am richtigen Platz zu sitzen und intakt zu sein. Nevis dreht sich plötzlich hastig um und kniet sich mit besorgtem Gesicht neben mich. Seine Haare stehen ihm zu Berge und sein Blick fährt über meinen Körper.
    »Tut mir leid«, sagt er gepresst und sieht mich mit seinen zugefrorenen Augen an. »Ich bin den Umgang mit Menschen nicht gewöhnt.« Er bietet mir seine Hand an, um mir aufzuhelfen, doch ich rücke etwas von ihm ab. Ich fühle mich verletzt und das Letzte was ich jetzt will, ist wieder eine Entschuldigung von ihm. Wie kann er nur von jetzt auf gleich so anders werden?
    »Maya, bitte verzeih«, fleht er. Ich sehe zu ihm, seine Hand ist noch immer ausgestreckt, doch er spricht nicht weiter. Er wirkt hin- und hergerissen, total aufgewühlt und das schmelzende Eis in seinen Augen zeigt mir, dass er verletzt ist. Seufzend ergreife ich seine Hand und lasse mich von ihm auf die Beine ziehen.
    »Deine Umarmung kam so überraschend und ich …«, sagt er noch, dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Nevis zieht mich an sich und verschließt meinen Mund mit seinen Lippen. Mein ganzer Körper kribbelt von kleinen Schauern wie tausend kleine Eiskristalle auf der Haut. Seine Brust hebt sich kräftig und schnell gegen meine, als seine Arme damit beginnen, mich noch fester an sich zu drücken. Meine Beine versagen und auch er gibt der Anziehungskraft des Bodens nach. Gemeinsam sinken wir nach unten. Mit mir verschlungen liegt Nevis schließlich auf mir. Er atmet nun so heftig, dass es ihm kaum noch möglich ist, unseren Kuss aufrechtzuerhalten. Mein Körper vibriert vor Hitze und Sehnsucht nach ihm, ich kann ihn gar nicht fest genug an mich pressen. Doch Nevis löst sich plötzlich ganz verkrampft von mir. Sein Atem rast und seine Augen wirken gehetzt und panisch … oder nein, es ist etwas anderes, was da in ihnen brennt. Ich weiß nicht was es ist, aber es lässt mich mein Verlangen nach ihm noch heftiger spüren. Als ich gerade denke, dass mir gleich der Atem versagt, ist er verschwunden. Zitternd sehe ich mich um. Ich bin alleine.
    Das Erste, was mir in den Sinn kommt, ist: Flucht. Ich renne in mein Zimmer, verschließe die Tür hinter mir und rolle mich auf dem Bett zusammen. Die Gedanken rasen nur so durch meinen Kopf, ungeordnet, wirr. Nichts hat einen Zusammenhang und jede neue Regung wird sofort von einer anderen unterbrochen. Ich höre Iria draußen heulen und an der Tür kratzen, doch ich ignoriere sie. Irgendwann gibt sie auf und überlässt mich meinen Gedanken. Was ist das nur mit Nevis? Wieso lasse ich mir das von ihm gefallen? Da ist etwas in mir. Etwas Fremdes, Neues, was ich vorher noch nie gespürt habe und dieses Etwas sehnt sich mit einer Intensität nach Nevis, dass es wehtut. Verzweifelt versuche ich es zu begreifen, … versuche das Gefühl zuzuordnen. Es ist sehr stark, ohne Zweifel, doch es will sich einfach nicht beschreiben lassen. Keine meiner mentalen Schubladen ist passend für dieses Gefühl. Es ist zu groß und zu mächtig, um sich in eine hineinpressen zu lassen.

8. DIE ENTSCHEIDUNG

    Es hagelt die ganze Nacht. Ich schlafe zu dem Geräusch ein und wache mit dem Trommeln an meinem Fenster wieder auf. Es ist noch stockdunkel draußen und mein Gefühl sagt mir, dass der Morgen noch einige Stunden entfernt ist. Ich setze mich auf und ziehe die Beine an. Gedankenverloren streiche ich über meine Lippen, die immer noch das Echo von Nevis‘ kalt-brennendem Kuss auf sich

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