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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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schüttelte heftig meinen Kopf. »Ich will richtig mit dir zusammenbleiben. Was müssen wir tun?«
    »Es ist gefährlich«, flüstert Nevis und ergreift wieder meine Hände. »Wir müssen auf die Erde flüchten.«
    Die Erde? Mutter und Iria … »Wie?«, rufe ich überrascht aus.
    »Weißt du noch, dass ich etwas in Mutters Garten gesucht habe?«
    Ich nicke.
    »Jenseits des Gartens befindet sich ein Portal zur Erde, ich vermute es ist im Kirschbaum. Es ist definitiv da, das weiß ich. Die Frage ist nur, wo.«
    Meine Augen werden groß.
    »Bei Tag gelangen wir jedoch nicht dorthin, denn der Ausgang ist mit Pflanzen verwachsen. Mutter würde es sofort merken, wenn wir sie zerschlagen. Nein, unsere einzige Gelegenheit ist ein kurzes Zeitfenster zwischen Nacht und Morgendämmerung, wenn es nicht mehr so gefährlich dort ist, aber die Pflanzen noch jung sind. Wir können allerdings nicht auf dieses Zeitfenster warten, sondern müssen es abschätzen und sobald wir in Gaias Haus sind, sofort nach draußen gelangen und loslaufen, egal wie es im Garten aussieht. Wenn wir eine Minute zu früh sind, herrscht dort noch der Tod. Ein paar Minuten zu spät und die Pflanzen verhindern unser Entkommen.« Seine Augen mustern mich, fragen, ob ich Angst habe. Tapfer nicke ich ihm zu. Wir waren schon einmal nachts im Garten. Das schaffen wir wieder.
    »Wenn wir so weit kommen, gibt es jedoch schon das nächste Problem. Das Portal. Wir müssen es finden und dann habe ich keine Ahnung, wo es uns auswirft. Wir könnten in der sicheren Zone landen und uns schnell zum Orden begeben. Dieser Ort ist heilig und Gaia darf uns dort nichts anhaben.«
    »Wir würden bei Iria und meiner Mutter leben?«, frage ich und höre mein Herz aufgeregt in mir schlagen.
    »Ja«, sagt Nevis und nickt, doch seine Miene deutet an, dass es ein großes Aber geben wird. »Aber«, beginnt er wie erwartet, »wir könnten auch in der Eiszone landen, die gut achtundneunzig Prozent des ganzen Erdumfangs ausmacht. Das Grenzland zwischen der sicheren Zone und dem ewigen Eis wäre noch in Ordnung, aber der Großteil der restlichen Welt ist eine riesige Gefahr. Glaub mir, dank meiner Aufgabe, die Welt gefroren zu halten, kenne ich sie recht gut. Aber es ist nicht nur die alte Welt, die über unseren Köpfen zusammenfallen könnte … alte Häuser und Bauten deiner Vorfahren, nein, dort befinden sich auch Gaias Wächter.«
    »Wächter?«, frage ich verwirrt. Davon habe ich noch nie gehört.
    »Wesen, die dazu erschaffen wurden, Menschen von der gefährlichen Zone fernzuhalten. Dämonen, die alles töten, was lebt.«
    »Wieso sollte die Mutter so etwas erschaffen?« Die Angst hat mich gepackt. Ich ziehe meinen Zopf über die Schulter und fange an nervös damit zu spielen.
    »Menschen sind sehr widerstandsfähig und schaffen Leben an den widrigsten Orten. Auf diese Art möchte Mutter euch und die Erde schützen, damit alles in Ruhe heilen kann. Womit wir zum nächsten Problem kommen.«
    »Und das wäre?« Waren es nicht schon genug?
    »Je nachdem, wie weit wir von der sicheren Zone entfernt landen, könnte es Wochen dauern, bis wir dort ankommen. Ich weiß nicht, wie schnell Mutter mein Fehlen bemerkt und meine Aufgaben übernimmt. Auf der Erde sind wir beide vor Tod und Krankheiten nicht mehr gefeit. Das Gift der menschlichen Vergangenheit könnte aus dem Eis kriechen und uns umbringen.«
    Ich schlage eine Hand vor den Mund.
    »Mal abgesehen von Kälte und Hunger.« Nevis seufzt, als er sieht, wie verängstigt ich bin.
    »Du würdest für mich sterblich werden?«, vermute ich, da er, was Tod und Krankheiten angeht, auch von sich gesprochen hat.
    »Ja«, haucht er und streicht mir über den Kopf. Seine Hand vergräbt sich in meinen Haaren. »Ich will nie wieder ohne dich sein.« Wir sehen uns an und ich benetze vorsichtig meine Lippen. »Es tut mir so leid, Maya. Ich habe leider erst nach deiner Wahl verstanden, dass es zu dem Zeitpunkt bereits zu spät war, um mich vor dem Kummer deines Verlustes zu schützen.«
    »Und ich war stur wie ein Kind und hätte es besser wissen müssen.«
    Nevis‘ Mund trifft auf meinen und ich genieße die zärtliche Wärme seiner Lippen und das aufkommende Verlangen, das mich innerlich durchfließt.
    »Was ist deine Wahl?«, fragt er, nachdem er ruckartig von mir zurückgewichen ist.
    »Lass uns Sachen packen, für den Fall, dass wir in der Eiszone landen«, sage ich und schlucke. Nevis strahlt mich glücklich an. Es ist das erste Mal, dass ich

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