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Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition)

Titel: Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Wolf
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scheint einen Kloß im Hals zu haben.
    »Weiter!«, erinnert uns Iria, die nervös auf der Stelle tritt.
    »Das war verdammt knapp«, sage ich und ergreife Nevis‘ Hand.
    »Wir schaffen das«, gibt er nach Luft schnappend zurück. Wir gehen nun über eine Felsklippe, wo hier und da Blumen zu sprießen beginnen. Vor uns steht der gewaltige Kirschblütenbaum in seiner vollen rosafarbenen Pracht. Die Nacht hat ihm noch nie etwas anhaben können und es erscheint mir majestätisch, wie die Sonne hinter den Klippen neben ihm auftaucht. Plötzlich bleibt Iria jedoch stehen. Ihr Fell sträubt sich und sie beginnt zu knurren.
    »Wächter!«, kommt es zwischen ihren gefletschten Zähnen hervor.
    »Hier?«, fragt Nevis.
    »Ja.«
    »Verdammt«, knurrt nun auch der Winter und schiebt mich hinter sich. »Das Portal ist also wirklich hier und bei Nacht nicht ungeschützt.«
    »Geht, ich kümmere mich darum«, ruft die Wölfin.
    »Nein, Iria«, zischt Nevis. »Wir lassen dich hier nicht zurück.«
    »Ihr müsst! Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt umzukehren.«
    Ein markerschütterndes Kreischen ertönt, das mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Nevis‘ Griff an meiner Seite wird augenblicklich fester.
    »Nein, Iria, nicht ohne dich!«
    »LAUFT!«, schreit sie in dem Moment, in dem sich eine eigenartige schwarze Kreatur um den riesigen Kirschblütenbaum schlängelt. Es scheint, als bestünde sie aus lauter Armen und Beinen, die wie Gummi an der Rinde kleben und sich merkwürdig zuckend voranbewegen. Das Wesen schreit noch einmal und ich kann mit aufgerissenen Augen einen Kopf und seinen Mund ausmachen. Ich bin augenblicklich wie gelähmt vor Angst. Iria setzt zum Sprung an und Nevis zieht mich weg. Wir rennen um den Baum herum, was bei den Wurzeln, die den Boden darum herum aufgebrochen haben, nicht so einfach ist. Meinen Blick halte ich bewusst von dem Abhang zu meiner Seite fern. Ich spüre ein Vibrieren in meinem Bauch und als ich meinen Blick von dem schwarzen Wesen, das über den Boden auf Iria zufließt, lösen kann, sehe ich ein dunkelblaues Portal vor mir. Es sieht aus, als bestünde es aus schwebendem Wasser und ich habe keine Ahnung, wie meine tauben Beine mich hierhergetragen haben.
    »Iria«, haucht Nevis und seine Stimme ist voller Qualen. Ich sehe auf und entdecke, dass der Wächter sie in seine Klauen bekommen hat. Die Art, wie Irias Kopf von ihrem Körper baumelt, lässt keinen Zweifel daran, dass sie ihr Leben ausgehaucht hat. Noch bevor ich die erste Träne weinen kann, fühle ich etwas glibberig Warmes um mich herum. Ich will schreien, weil ich zunächst das Wesen vermute, aber dann sehe ich die Erde vor mir … und sie kommt schnell näher.

2. ECHO DER VERGANGENHEIT

    Meine Füße landen auf einer endlos scheinenden Eisfläche, mitten im Nichts. Ich zittere am ganzen Körper und sehe dieses furchtbare Ding immer noch vor mir wie es … Iria … Die Galle steigt in mir hoch, doch ich reiße mich zusammen, denn neben mir sackt Nevis zu Boden.
    »Ich konnte mich nicht konzentrieren …«, flüstert er beinahe tonlos. »Ich weiß nicht, wo wir sind.«
    »Schon gut«, beruhige ich ihn und lege meine Arme so gut es geht um seine Schulter. »Willst du den Rucksack einen Moment ablegen?«
    Er schüttelt den Kopf. »Wir müssen weiter.«
    »Nein«, protestiere ich und versuche nicht zu weinen. »Wir nehmen uns jetzt einen Moment.«
    »Sie hat den Wächter gespürt«, sagt Nevis und starrt mit aufgerissenen Augen ins Nichts. »Gleiche Frequenz … die Tiergeister und die Wächter.«
    »Schscht«, mache ich, schiebe seinen Schal herunter und streiche über seine Wangen.
    »Ich weiß nicht mal, ob er uns überhaupt bemerkt hat, so fixiert, wie er auf sie gewesen ist.« Nevis sieht mich kurz an. Sein Blick verfolgt die Träne, die mir über die Wange in den Schal läuft. »Er weiß nicht, wo wir sind.«
    Ich schlucke und nicke. Meine Stirn muss vor lauter Sorge stark in Falten gelegt sein, denn Nevis streicht kraftlos mit einer behandschuhten Hand darüber.
    »Wird er Gaia berichten, dass wir geflüchtet sind?«
    Nevis zuckt mit den Schultern. »Wenn er uns gesehen hat, vielleicht. Ich weiß nicht, ob diese Dinger überhaupt irgendeine Art von Kommunikation besitzen, aber eins ist sicher: Wenn Mutter uns hier erwischt, haben wir keine Chance.« Erst jetzt bemerke ich, dass Nevis am ganzen Körper zittert. Ob vor Angst und Trauer oder weil er zum erste Mal unter der Kälte leidet, weiß ich nicht.
    »Wo

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