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Morituri - Die Todgeweihten

Titel: Morituri - Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Cole & Chris Bunch
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regelmäßig auf den Vids des Kabinetts erschienen – aber mit einem Mal war es so, als hätte er nie existiert.
    Die Erklärung war einfach.
    Der Mächtige Kyes hatte eine Erleuchtung gehabt. Als Belohnung war er nun, in corpore , in die Verbindung mit den Heiligen Sphären eingegangen, genau wie der Imperator.
    Sie wussten, dass Kyes nicht zurückkehren würde, ebenso wenig wie eine Handvoll anderer Heiliger, denen die gleiche Gnade widerfahren war. Schließlich war keiner von ihnen der Imperator.
    Dies war ein wichtiges Ereignis. Kyes zählte von nun an zu den Seligen.
    Die Gläubigen fühlten jedoch noch etwas anderes, weitaus Wichtigeres:
    Die Zeit nahte. Der Imperator würde bald zurückkehren.
    Sie hielten sich bereit. Sie wussten nicht genau, wofür. Sie wussten nicht einmal, ob man auf ihre Dienste zurückgreifen würde.
    Aber – gib, dass es so kommt, lass uns dienen, beteten sie – sie waren jedenfalls vorbereitet.
     
    »Verzeihung!«
    Das war keine Entschuldigung, sondern ein Befehl. Sten hob den Blick zum Bibliothekar.
    Er hatte noch niemals einen weniger typischen Bibliothekar gesehen. Nicht, dass Bibliothekare einen grundlegenden Phänotyp darstellten. Aber dieser sah wirklich ungewöhnlich aus, sonnengebräunt von einem Leben, das sich unter freiem Himmel abspielte, etwa auf Patrouille. Und nur wenige Bibliothekare hatten vernarbte und schwielige Knöchel. Oder trugen Schuhe mit verstärkten Spitzen und weichen Sohlen, abgesehen von dem vielsagenden Abdruck und der abgewetzten Stelle am Gürtel, der von einem Pistolenhalfter stammte.
    »Ja?« fragte Sten.
    »Sie forschen über das Kabinett, habe ich recht?«
    »Und? Ist das jetzt verboten? Irgendein neues Gesetz rausgekommen, seit ich heute morgen aufgestanden bin?« gab Sten zurück.
    Der Mann antwortete nicht. »Könnte ich bitte Ihre ID sehen?« Wieder im Befehlston.
    Sten zog seine ID aus der Tasche und reichte sie dem Mann, der sich über sein Terminal beugte. Es war nicht die ID von Braun, sondern eine Standardfälschung aus Mahoneys Deckadresse. Der Karte nach war Sten Hausverwalter, der sich um das geschlossene Konsulat einer Grenzwelt kümmerte.
    »Hausmeister, aha.« Der Sicherheitstyp gab ihm die Karte zurück. »Informiert sich aus lauter Neugier ein bisschen über die Lords.«
    Die Lords. Neue Bezeichnung.
    »Nee«, erwiderte Sten. »Mein Kleiner will wissen, wie alles so zusammenhängt in der Welt. Es is’ ja ’ne Schande, aber ich weiß es selber nich’ genau. Da dachte ich, ich les’ mal was drüber. Bin letzte Woche gekündigt worden, da hab’ ich jetzt Zeit, bis ich mir’n neuen Job suche. Passt mir nicht, vor meinem eigenen Sohn blöd dazustehen.«
    Der Mann grunzte und zog sich in den Eingangsbereich der Bücherei zurück.
    Sten fluchte vor sich hin. »Wirklich nett, wenn man schon dafür in den Knast kommen kann, dass man sich in einer Bücherei öffentliche Aufzeichnungen ansieht. Verdammt gute Regierung. Sei bloß froh, dass es dich nicht gibt, mein Söhnchen«, dachte er.
    Sten hatte damit gerechnet, dass das Kabinett paranoid genug sein könnte, die Büchereien mit einem Tracer auszustatten. Er hatte ein Geschäft gefunden, das auf Schauspieler-Zubehör spezialisiert war, und dort das beste Gesichts-Make-up gekauft, das es gab. Der Verkäufer hatte einen Blick auf Stens Narbe geworfen, leise gestöhnt und keine Fragen gestellt. Sten spielte beim Kauf den Verlegenen und sagte, er sei Hobbyschauspieler und könne auch einen falschen Bart für sein derzeitiges Engagement gebrauchen. Der mitleidige Verkäufer tat so, als glaubte er ihm und verkaufte ihm auch den Bart.
    Mit überschminkter Narbe und aufgeklebtem Bart – Sten versuchte, nicht wie Rykor hindurchzuschnauben oder ihn zu berühren, um sich zu überzeugen, dass er noch an dem dafür vorgesehenen Platz saß – hatte er die Bibliothek aufgesucht.
    Er war froh, diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen zu haben, denn der falsche Bibliothekar fiel ihm sofort auf.
    Mit dieser einfachen Verkleidung hatte er sich darangemacht, DAS PRIVATKABINETT FUNKTIONEN UND PFLICHTEN zu durchsuchen, angefangen beim Aufstieg zur Totalen Herrschaft. Momentan war er noch nicht direkt in den Zeiten angelangt, an denen er eigentlich interessiert war. Er vergeudete einen ganzen Vormittag damit, das Gesülze und die Propaganda auf dem Bildschirm durchzuscrollen. Dann nahm er sich, mehr oder weniger zufällig, PRIVATKABINETT GESCHICHTE (VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR GEGENWART) vor.
    Hier war

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