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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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fahren, wo sich die Redaktion der Zeitung befand. Henriksson hatte ihr eingebläut, die Polizeiposten, die an den wichtigsten Kreu zungen Stellung bezogen hatten, nur dann zu umfahren, wenn es gar nicht anders ging. Sie sollte sich so unauffällig wie möglich aufführen und gar nicht erst versuchen die Beamten zu belügen. Tess sah in Jungenkleidung eher aus wie zwölf, daher war es unwahrscheinlich, dass jemand ihren Ausweis verlangen würde.
    Tatsächlich wurde sie von den Polizisten einfach durchgewunken, nur einem musste sie erklären, was sie vorhatte. Sie zeigte ihm den Zettel mit dem Anzeigentext und betonte, dass die Annahme in einer Viertelstunde schließen würde.
    Fünf Minuten vor sechs erreichte Tess den Arsenalplatz. Sie lehnte das Fahrrad gegen die Hauswand und hastete die Treppe hinauf. Die Anzeigenannahme befand sich direkt auf der rechten Seite.
    Der Raum war relativ groß und ganz seines repräsentativen Zweckes gemäß eingerichtet. An den Wänden hingen gerahmte Titelseiten, die historische Ereignisse dokumentierten: den ersten Flug eines Luftschiffes, die Einweihung des Morstal-Konzerngebäudes und die Wahl Leo Begarells zum Präsidenten. Doch es waren nicht die Zeitungsseiten, die Tess’ Aufmerksamkeit fesselten. Neben der Tür hing ein anderes, viel beunruhigenderes Plakat. Es trug die Überschrift «Gesucht wegen Hochverrats« und zeigte zwölf grob gerasterte Ambrotypien. Die Ergreifung der Gesuchten war dem Innenministerium i00 000 Kronen wert, und zwar für jeden einzelnen. Vier der Gesichter kannte Tess. Es waren Morten Henriksson, Paul Eliasson, Solrun Arsælsdottir und eine alte Dame namens Nora Blavatsky. Selbst die blinde Frau aus dem Trödelladen war zur Fahndung ausgeschrieben worden!
    »Was kann ich für dich tun?«, fragte jemand.
    Tess drehte sich um. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie bis auf die Dame hinter dem Schalter alleine in dem Raum war.
    »Ich hätte eine Anzeige aufzugeben«, sagte Tess. Sie faltete den zerknitterten Zettel auf und schob ihn zusammen mit einem Geldschein über den Tresen. Die Frau setzte sich umständlich eine randlose Brille auf und zählte leise murmelnd mit den Fingern die Wörter ab.
    »Wann soll die Anzeige gedruckt werden?«
    Tess zuckte mit den Schultern. »So früh wie möglich.« »Also in der morgigen Ausgabe. Und wie oft?«
    »Ich denke, einmal reicht.«
    Die Frau sah nun Tess über die Brille hinweg an. »So. Denkst du also.«
    Tess nickte. Sie spürte, wie sich ihr unter dem Blick der Frau die Nackenhaare aufstellten.
    »Ich an deiner Stelle würde sie mindestens zwei Mal schalten. Altstimmen sind schwer zu finden, und du möchtest doch, dass möglichst viele diese Anzeige lesen, oder?«
    Tess schluckte und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie kam sich auf einmal durchschaut vor.
    Die Frau blickte Tess noch immer scharf an und schnalzte dann missbilligend mit der Zunge. Dann füllte sie einen kleinen Zettel aus, versah ihn mit einem Stempel und gab ihn Tess zurück.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Na, die Quittung. Ich denke, dein Vater braucht einen Beleg.«
    »Aber ...«
    »Bürschchen, du bekommst kein Wechselgeld. Du hast passend bezahlt. Und jetzt troll dich, ich will Feierabend machen.«
    Die Frau stellte ein Geschlossen-Schild auf und begann, die Tageseinnahmen durchzugehen.
    »Auf Wiedersehen«, murmelte Tess.
    Die Frau hob unwirsch die Hand, weil sie sich vermutlich nicht verzählen wollte, und murmelte weiter vor sich hin. Tess steckte die Quittung ein und ging.
    Eine weit entfernte Uhr schlug sechs, als sich Tess auf ihr Fahrrad setzte und sich auf den Weg zurück nach Tyndall machte. Hatte die Frau etwa gewusst, was die Anzeige bezwecken sollte? War sie womöglich selbst ein Mitglied der Armee der Morgenröte? Auf einmal hatte Tess das Gefühl, sich zwischen den Fronten eines unaufhaltsam heraufziehenden Krieges zu befinden.
    Die Menschen, die noch auf den Straßen zu sehen waren, beeilten sich, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Keiner flanierte durch die Straßen, niemand nahm sich Zeit, die Schaufensterauslagen zu betrachten. Die Cafés waren geschlossen, die Automobile waren verschwunden und Busse fuhren nur noch nach einem Sonderfahrplan. Selbst der Park, in dem sie vor nicht allzu langer Zeit neidvoll die Mütter mit ihren Kindern beobachtet hatte, war nun wie ausgestorben. Das einst so lebendige Lorick war in einer Angststarre gefangen. Tess trat heftiger in die Pedale.
    Kaum hatte sie den

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