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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Hakon spürte, dass er das Publikum jetzt in der Hand hatte.
    »Ist es möglich, durch den Zettel hindurchzusehen?«
    Der Mann hielt den Wisch hoch und schüttelte den Kopf. »Um ganz sicherzugehen, möchte ich Sie bitten, ihn noch einmal zu falten«, sagte Hakon und holte einen kleinenTisch, den er vor dem Publikum aufstellte. »Jetzt wird es gleich ein wenig heiß hergehen.« Er ließ sich von seinem Vater eine Messingschale geben. »Könnte ich bitte den Stift wiederhaben?«
    Der Mann reichte Hakon das Schreibgerät, der es daraufhin in die Brusttasche seines Hemdes steckte. Aus den Augenwinkeln heraus sah er, wie Nadja lächelte. Dr. Mersbeck, der neben ihr saß, schaute interessiert zu.
    »Nun reichen Sie mir den Zettel«, forderte Hakon den Bauern auf. Der Mann tat, worum er gebeten wurde und Hakon zerriss den Zettel mit einigen geübten Bewegungen. Die Schnipsel ließ er in die Schale fallen. Schließlich holte er aus seiner rechten Hosentasche eine Schachtel mit Streichhölzern, riss eines von ihnen an und verbrannte das Papier. Ein Raunen war jetzt zu hören.
    Als die Flammen erloschen waren, holte Hakon den Stift aus seiner Brusttasche und stocherte in der Asche herum. Er schnüffelte sogar einige Male, als könne er etwas riechen. »Oh«, sagte er schließlich. »Sie scheinen ein Mann zu sein, der den Freuden des Lebens recht zugeneigt ist. Das Wort, das Sie aufgeschrieben haben, lautet Beerenschnaps .«
    »Richtig«, sagte der Bauer, ohne eine Miene zu verziehen.
    Das Raunen wurde lauter und verwandelte sich schließlich in tosenden Applaus. Hakon verneigte sich lächelnd.
    »Danke«, sagte er. »Ich danke Ihnen.« Das war das Schöne, wenn ein Trick funktionierte: Der Applaus, den man als Anerkennung bekam, war wie ein warmer Regen für die Seele. Hakon verneigte sich nochmals.
    »Das ist Betrug«, sagte der Bauer plötzlich, der den Zettelausgefüllt hatte. Seine Worte verloren sich im Beifall, doch Hakon vernahm sie sehr gut. Sein Lächeln gefror.
    Der Mann stand jetzt auf und wiederholte seine Worte diesmal so laut, dass ihn jeder hören konnte.
    »Das ist Betrug!«
    Der Applaus erstarb.
    »Ich habe genau gesehen, wie der Junge den Zettel nicht richtig zerrissen hat. Den mittleren Teil hat er in seine Hosentasche gesteckt und gelesen, als er das Streichholz entzündete«, sagte der Bauer kalt.
    »Sie täuschen sich«, sagte Hakon möglichst gelassen, doch innerlich fluchte er. Wie hatte der Kerl das von seinem Platz aus erkennen können?
    »Mich haben schon viele Leute übers Ohr hauen wollen, doch nie auf eine so plumpe Art!«, höhnte der Bauer.
    Hakon spürte, wie die Stimmung kippte. Aus Begeisterung wurde kühle Ablehnung. Hilfe suchend schaute er sich um. Sein Vater machte eine beschwichtigende Geste, doch auch ihm stand die Nervosität im Gesicht geschrieben.
    »Ich will was Anständiges für mein Geld sehen«, fuhr der vierschrötige Mann fort, der jetzt die geballte Faust schüttelte.
    »Ja«, rief eine andere Stimme. »Wenn der Junge schon so vollmundig behauptet, er könne Gedanken lesen, dann soll er uns das auch beweisen!«
    Am liebsten wäre Hakon einfach davongerannt, aber wenn er jetzt ohne ein Wort die Manege verließ, würde er alles nur noch schlimmer machen. Sein Atem ging immer schneller. Er verspürte auf einmal eine unbändige Wut auf diese Bauern,die sich für so gerissen hielten, dabei aber nur einfältige Esel waren. Hakon hatte in seinem kurzen Leben mehr gesehen als alle diese Trampel zusammen, und sie wollten ihm nun ein X für ein U vormachen? Er schluckte, und dann hörte er sich etwas Ungeheuerliches sagen.
    »Ihr wollt, dass ich eure Gedanken lese? Ernsthaft? Gut, dann werde ich es tun.«
    Er sah, wie Nadja aufsprang und mit weit aufgerissenen Augen den Kopf schüttelte. Dr. Mersbeck hingegen blieb ruhig auf seinem Platz sitzen und verfolgte das Spektakel mit wachsendem Interesse.
    Dann hörte Hakon nur noch sein Herz schlagen. Mit einem Mal strömte eine Flut von Bildern, Tönen und Gefühlen auf ihn ein, die wie eine Welle über ihm zusammenschlug und mit sich fortriss.
    »Ihr Name ist Boris Marklund und Sie haben Ihrem Nachbarn Henning Flersgard eine kranke Kuh verkauft, die jetzt tot in ihrem Stall liegt.« Hakon glaubte, dass sein Kopf einen Schwarm dicker schwarzer Fliegen beherbergte, so laut schwoll auf einmal ein tiefes Summen an.
    »Was ?«, schrie ein Mann und sprang auf.
    Der Bauer, dessen Name offenbar tatsächlich Marklund war, wurde bleich. »Aber ...

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