Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay
Nicht wahr, Hakon?«
Hakon brummte etwas Unverständliches und nickte.
»... und ich habe noch immer keine offizielle Bestätigung des Meldeamtes. Wer garantiert mir, dass Ihr Wisch keine Fälschung ist?«
»Weil Sie es sofort herausbekämen! Sie sehen nicht so aus, als könne man Sie leicht hinters Licht führen«, sagte Boleslav schlau, der den Umgang mit Bürgermeistern und anderen Wichtigtuern gewöhnt war.
»Stimmt«, antwortete Stokkeby und grinste selbstgefällig. »Geben Sie mir noch einmal die Genehmigung!«
Boleslavs Grinsen gefror. »Was haben Sie damit vor?«
»Ich werde von ihr eine Episkopie anfertigen, die ich noch heute per Kurier an das Meldeamt schicke. Die sollen was dazu sagen.«
Boleslavs Selbstvertrauen schwand zusehends. »Und in der Zwischenzeit?«, fragte er vorsichtig.
»Werde ich Sie nicht um Ihr Vorhaben bringen können«, sagte Stokkeby mit einem feinen Lächeln. »Aber wenn sich herausstellen sollte, dass dieses Dokument gefälscht ist, bekommen Sie gewaltigen Ärger. Haben Sie mich verstanden?«
Boleslav Tarkovski war bei dieser kleinen Ansprache immer kleinlauter geworden. Und auch Hakon war sich nicht so ganz sicher, wie Edvard Kerttuli auf die Anfrage reagieren würde, wenn er die Episkopie eines Dokumentes in Händenhielt, das zwar seine Unterschrift trug, an das er sich aber nicht erinnern konnte.
Hakon kämpfte mit sich. Sollte er das Gehirn des Ortsvorstehers einer ähnlichen Behandlung unterziehen? Oder gäbe er damit Nadja nur Recht? Es war wie beim Lügen. Hatte man einmal damit angefangen, die Unwahrheit zu sagen, verstrickte man sich immer mehr in einem Gespinst von Ausflüchten und Irreführungen, bis man nicht wieder unbeschadet aus diesem Dickicht herausfand.
Die Stimmung auf dem Rückweg nach Drachaker war dementsprechend gedrückt. Vor allem Hesekiel sprach kein Wort.
»Jetzt aber mal Kopf hoch«, sagte Boleslav zum wiederholten Mal. »Es geht alles mit rechten Dingen zu, du wirst sehen. Dass der Beamte vergessen hat, uns einen Stellplatz zuzuweisen, kann doch nicht unsere Schuld sein.«
»Na ja«, gab Hesekiel zu bedenken. »Glaubst du nicht, dass er den Fehler korrigieren wird, wenn er ihn bemerkt? Und er wird es merken. Deine Schrift unterscheidet sich von seiner ganz entschieden. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist das, was du getan hast, Urkundenfälschung. Was steht darauf? Eine Geldstrafe? Oder vielleicht sogar Gefängnis?«
»Jetzt hör schon auf«, brummte Boleslav. »Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Hesekiel und blieb stehen. »Schaut.«
»Verflucht«, stöhnte Boleslav. Hakon bemerkte, wie sein Vater auf einen Schlag blass wie ein Leichentuch wurde.
Der Hof, auf dem sie die Wagen abgestellt hatten, war von sechs dunkelblauen Polizeiwagen umstellt.
»Die haben wirklich keine Zeit verloren«, sagte Hesekiel zu Boleslav, doch der hörte nicht, was sein Dompteur zu ihm sagte, denn er rannte wie wohl noch nie in seinem Leben.
»Vera?«, rief er. »Vera, wo bist du?«
Seine Frau stürzte tränenüberströmt aus ihrem Wagen und fiel ihrem Mann in die Arme. Nadja klammerte sich vollkommen verstört an ihre Hand.
»Boleslav! Gott sei Dank bist du wieder da! Sie durchsuchen alles, ohne jede Rücksicht. Und sie haben unsere Ausweise eingesammelt.«
Hakons Herz setzte aus. Das alles war seine Schuld. Einzig und alleine seine Schuld.
»Wer leitet den Einsatz?«, polterte sein Vater. »Los! Ich will, dass man mir das hier erklärt!«
Ein bulliger, glatzköpfiger Mann im langen Ledermantel und randloser Brille auf der Nase löste sich aus einer Gruppe Polizeibeamter und kam auf Boleslav zu.
»Das kann ich gerne tun, Herr Tarkovski.«
»Zeigen Sie mir erst Ihren Ausweis!«
»Boleslav, bitte!«, versuchte ihn seine Frau zu beruhigen.
»Ist schon in Ordnung«, sagte der Mann und hielt ihnen seine Polizeimarke entgegen. »Hendrik Swann, Innere Sicherheit.«
Hakons Vater wurde noch eine Spur blasser. »Hören Sie,
wenn es um die Genehmigung des Meldeamtes geht ...« »Ihre Genehmigung interessiert uns nicht«, sagte Swann. »Aber warum sind Sie dann hier?«
»In Lorick wurde heute ein Bombenanschlag verübt.« »Oh, mein Gott«, sagte Vera und schlug die Hand vor den Mund.
»Es hat zwölf Tote gegeben, darunter drei Kinder. Ein Selbstmordattentäter hat sich in einem Gemüseladen in die Luft gejagt.«
»Wir haben nichts damit zu tun«, beteuerte Boleslav. »Wirklich!«
»Das
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