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Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay

Titel: Morland 01 - Die Rückkehr der Eskatay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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murmelte Lennart. Er hatte sich auf die geöffnete Tür gestützt und sah, wie jetzt alle Besucher in Reih und Glied antreten mussten. Jemand hatte den Tisch aus der Manege geholt, um wie bei einer Grenzkontrolle alle Ausweise zu überprüfen. Es waren nicht wenige Männer und Frauen, die offensichtlich Swanns Anforderungen nicht standhielten und daraufhin zu einem der Gefangenentransporter abgeführt wurden. Es war herzzerreißend. Der Tag hatte so heiter begonnen und nun wurden ohne Begründung Familien auseinandergerissen.
    »Komm«, sagte Silvetta leise. »Lass uns fahren.«
    Lennart zögerte einen Moment, dann stieg er ein.
     
    ***

»Du bist erstaunlich«, sagte Swann und musterte Hakon aufmerksam. »Ich habe noch nie einen Menschen mit einer solch starken Begabung gesehen. Vor zwei Tagen hast du krampfhaft versucht, meine Gedanken zu lesen, und jetzt bist du so stark, dass du sogar mich aussperrst. Respekt. Du scheinst den Aufstieg überraschend gut vertragen zu haben. Warum hat man mich nicht informiert, dass du ins Kollektiv aufgenommen wurdest?«
    Hakon, der keine Ahnung hatte, worüber Swann sprach, zuckte nur die Achseln. Er musste all seine Kraft mobilisieren, um die Blockade aufrechtzuerhalten.
    »Dennoch solltest du mich reinlassen, sonst könnte ich auf die Idee kommen, dass du etwas zu verbergen hast.«
    »Es ist eine gute Übung für mich, meine Fähigkeiten zuverbessern.« Hakon unterdrückte nur mit Mühe ein Keuchen. Er versuchte die Kopfschmerzen zu ignorieren, die nun so heftig waren, dass er fast nicht mehr klar denken konnte. Dieser Swann versuchte mit aller Macht in seinen Verstand zu dringen und sah noch nicht mal so aus, als würde er sich sonderlich dabei anstrengen. »Wo ist die Lieferung?«
    Swann reichte ihm die Kiste. Hakon öffnete sie nicht, obwohl ihn seine Neugier fast umbrachte. Sie war erstaunlich leicht.
    »Wie hast du das mit der Katze gemacht? War es nur ein billiger Taschenspielertrick oder steckte mehr dahinter?«, fragte Swann lauernd.
    »Es war ein Trick, nicht mehr«, sagte Hakon leichthin. »Kannst du ihn mir irgendwann einmal zeigen, diesen Trick?«
    Hakon zuckte mit den Schultern. »Ich kümmere mich jetzt erst einmal um die Lieferung.«
    Swann lächelte. »Sicher. Wir haben Zeit.«
    Ohne sich seine Nervosität anmerken zu lassen, ging Hakon davon. Draußen hatten die Agenten mittlerweile alle Besucher zusammengetrieben. Manche durften gehen, andere wiederum wurden abgeführt und in einen der bereitstehenden Gefangenentransporter gesperrt. Hakon versuchte die Agenten anzuzapfen, um herauszufinden, was hier geschah. Offensichtlich führte man Razzien wie diese zeitgleich im ganzen Land durch, weil man Hinweise auf einen weiteren Anschlag erhalten hatte. Diesmal war das Ziel eine Brücke über die Midnar gewesen, östlich von Tyndall. Einem Hafenarbeiter waren einige verdächtige Gestalten aufgefallen,die sich nachts an den Pfeilern zu schaffen gemacht hatten. Tatsächlich fand man eine Reihe von Bohrlöchern, die alle so gesetzt worden waren, dass die Brücke bei einer koordinierten Zündung der Sprengladungen in sich zusammenbrechen würde und dabei nicht nur Fußgänger und Automobile in die Tiefe riss, sondern auch die Einfahrt in den Hafen versperrte. Natürlich vermutete man, dass die Armee der Morgenröte sich hinter der Planung dieses Anschlags verbarg. Keiner fragte sich jedoch, warum die Untergrundkämpfer ausgerechnet an einem Tag wie diesem mit ihren Familien einen Zirkus in Norgeby besuchen sollten. Nun, zumindest keiner der Agenten, die die Kontrollen durchführten.
    Es war erstaunlich zu sehen, wie diese Typen gestrickt waren und in ihrem Inneren tickten. Jeder von ihnen schien über einen scharfen Verstand zu verfügen, aber es fühlte sich an, als wären bestimmte Teile des Gehirns einfach abgeschaltet worden. Bei keinem spürte Hakon so etwas wie Mitgefühl oder gar eine ausgeprägte Persönlichkeit, die in der Lage war, selbstständig Schlüsse aus den Informationen zu ziehen, die sie von Swann und einem anderen Kerl namens Magnusson erhielten. Es waren Männer, die sich nach einer harten militärischen Ausbildung für den Geheimdienst gemeldet hatten. Die meisten von ihnen waren Überzeugungstäter, die Begarell bedingungslos folgten, weil er für eine anständige Ausbildung ihrer Kinder sorgte und sich auch sonst um die Familien kümmerte.
    Die Szene war albtraumhaft. Kinder wurden von ihren Eltern getrennt, die scheinbar grundlos abgeführt

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