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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Gästen war, solch eine lautstarke Auseinandersetzung ausbrechen konnte.
    »Es tut mir leid«, hörte sie Armand sagen. »Aber wenn Ihr Freund nicht von selbst den Weg hier herein findet, muss er draußen bleiben.«
    Tess hob interessiert die Augenbrauen. Offensichtlich gab
    es noch eine zweite Sache, bei der dem sonst so charmanten Empfangschef das Wort Nein erstaunlich leicht über die Lippen kam.
    »Das ist doch Unsinn!«, rief eine andere, jüngere Stimme. »Wir brauchen ihm doch nur die Tür aufzuhalten. Dann geht einer hinaus und holt ihn herein!«
    »Haben Sie eine Ahnung, was geschieht, wenn jemand den Nexus betritt, ohne darauf vorbereitet zu sein?«, sagte Armand eindringlich. »Er wird hierbleiben und nie wieder aufwachen. Er wird sterben.«
    »Dann werde ich es selbst versuchen.« Ein Junge mit blonden Locken, der so schmutzig war, dass man seine Gesichtszüge kaum erkennen konnte, riss sich von Armand los und rannte auf den Ausgang zu.
    Jetzt erwachten plötzlich auch einige der Gäste aus ihrem Phlegma, sprangen erstaunlich schnell aus den Sesseln und stürzten sich auf den Jungen, der wie von allen gute Geistern verlassen um sich schlug.
    »Ihm wird da draußen nichts zustoßen«, rief Armand. »Er träumt. Und irgendwann wird er aufwachen. Er hat es schon so weit gebracht, dann wird er auch eines Tages die Tür finden.«
    »Das ist unfair!«, schrie der Junge verzweifelt.
    »Und Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, mich so zu manipulieren, dass ich meine Entscheidung ändern werde«, rief Armand, der jetzt wirklich wütend war. »Sie sind unter ihresgleichen. Da ist es sehr unhöflich, die eigene magische Begabung zum eigenen Vorteil einzusetzen. Abgesehen davon, dass sie in unserem Hause wirkungslos ist.«
    Tess trat an Armand heran. »Lassen Sie nur. Ich kenne diesen ungehobelten jungen Burschen. Ich versichere Ihnen, er wird keinerlei Schwierigkeiten mehr machen.«
    Armand blickte von Tess zu dem Jungen und von dem Jungen wieder zu Tess. »Also gut. Ich verlasse mich auf Sie. Willkommen im Grand Hotel . Unter welchem Namen darf ich Sie eintragen?«
    »Sein Name ist Hakon«, sagte Tess strahlend. »Hakon Tarkovski. Und wir beide haben uns viel zu erzählen.«
     
    »Wie geht es York?«, fragte Tess gespannt. Hakon hatte inzwischen sein Zimmer bezogen, sich gewaschen und saß nun mit ihr in der Lobby des Hotels.
    »Ihm ging es zumindest noch gut, als wir heute Abend in unsere Schlafsäcke krochen«, sagte Hakon und versuchte zu einem der großen Fenster hinauszuschauen. Draußen war es so dunkel, dass er außer seinem Spiegelbild nichts erkennen konnte. »Ich hoffe, Armand hat Recht mit dem, was er sagt.«
    »Ich denke, du kannst ihm vertrauen«, sagte Tess. »York wird nichts geschehen. Mir ist es anfangs wie ihm ergangen. Ich konnte meine Träume nicht kontrollieren und irrte in der Dunkelheit umher, ohne den Eingang zu finden. Aber irgendwann hat es geklappt. Nora hat mir einen guten Tipp gegeben.«
    »Nora?«, fragte Hakon. »Wer ist das?«
    »Ich habe dir doch von dieser alten Frau erzählt, die mich nach meiner Flucht aus dem Waisenhaus aufgenommen hat. Sie ist ein Gist wie wir.
    »Und wo ist sie jetzt?«, fragte Hakon.
    »Ich habe keine Ahnung. Irgendwo im Hotel.« Sie rückte näher an Hakon heran. »Hör zu, ich habe versucht die Armee der Morgenröte für den Kampf gegen die Eskatay zu gewinnen, aber wie es scheint, sind wir auf uns alleine gestellt. Dass sich diese Untergrundbewegung als Armee bezeichnet, ist ein schlechter Scherz. Sie besteht nur noch aus einer Handvoll Leuten, mehr sind es nicht. Yorks Lehrer Anton Diffring gehört zu ihnen. Die meisten sind verhaftet worden. Ganz im Vertrauen: Die, die übrig geblieben sind, machen keinen besonders kämpferischen Eindruck.«
    Hakon schaute sich um und beobachtete eine Frau, die laut kichernd auf einem Sofa saß und einem Mann auf den Schenkel schlug, als ob er einen besonders guten Witz gemacht hätte.
    »Die Gist aber auch nicht«, sagte er stirnrunzelnd.
    »Nein, das stimmt in der Tat. Ich habe zwei von ihnen in der realen Welt aufgespürt, und es war erschreckend. Die meisten sind drogensüchtig oder haben eine andere Technik entwickelt, um so viel Zeit wie möglich hier zu verbringen.«
    »Sie verschlafen ihr Leben?«, fragte Hakon. »Na ja, ich kann es ja verstehen, dass es einen immer wieder hierherzieht. Auch ich fühle mich hier zu Hause. Aber ich glaube kaum, dass dieses Hotel eine Alternative zum wahren Leben ist.

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