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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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sich langsam zur Toilette am Ende des Korridors vor.
    »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«, fuhr ihn eine Stimme an. »Ich kenne Kinder, die vernünftiger sind als
    Sie!« Vor ihm stand Frau Doktor Grozny, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Wissen Sie«, erwiderte Mersbeck. »Ich bewundere Ihre Selbstständigkeit. Offensichtlich pfeifen Sie auf die Hierarchie hier in dieser Station. Unter normalen Umständen würde mir diese Haltung wirklich den nötigen Respekt abgewinnen. Aber ich bin nicht nur Ihr Patient.« Doktor Grozny wollte etwas sagen, aber Mersbeck brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Ich bin der Leiter einer Forschungsstation und hasse es, andere auf diese Tatsache hinzuweisen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Entweder Sie kooperieren oder aber ich werde dafür sorgen, dass man sie nach Station 4 versetzt. Professor Surströmming dürfte sich über eine Kapazität wie Sie freuen.« Das war natürlich purer Sarkasmus. Es war allgemein bekannt, dass Surströmming ein arroganter, selbstverliebter Idiot war, der bis jetzt noch jeden Arzt zur Verzweiflung getrieben hatte.
    Doktor Groznys Gesicht wurde erst blass, dann hochrot.
    »Sehr schön, dann sind wir uns also einig«, sagte Mersbeck. »Ich habe folgendes Problem: Jeder Tag hier im Krankenrevier ist für mich ein verlorener Tag. Ich muss so schnell wie möglich auf die Beine kommen.«
    »Die Wunden an Ihrem Körper sind nicht das Problem«, sagte sie kühl. »Ihre Füße werden Sie umbringen.«
    »Was kann ich dagegen tun?«
    »Sich in einen Rollstuhl setzen.«
    »Das ist ausgeschlossen.«
    »Diesbezüglich werden Sie Ihre Meinung noch ändern, glauben Sie mir. Aber gut. Sie brauchen zwei Krücken. Nichtzwei einfache Stöcke, sondern echte Gehhilfen, mit denen Sie das Gewicht beim Auftreten reduzieren können.«
    »Damit kann ich leben. Was ist mit Schmerzmitteln?«
    »Können Sie natürlich bekommen. Aber die werden den Heilungsprozess nicht beschleunigen. Schuhe können Sie übrigens vergessen.«
    »Das ist mir egal. Hören Sie, von jetzt an hat nur noch eine Aufgabe für Sie Priorität: Sie müssen mich mit allen Mitteln auf die Beine bringen. Das können Sie übrigens auch Strashok sagen, wenn Sie zu ihm gehen und sich über mich beschweren wollen.«
     
    Noch am Mittag kam Doktor Grozny mit einem Krankenpfleger in sein Zimmer. Falls sie sich in der Zwischenzeit bei Strashok beschwert hatte, hatte ihr das offenbar nichts geholfen. Mersbeck saß einfach am längeren Hebel.
    »Legen Sie sich hin«, sagte sie kühl. Dann wies sie den Pfleger an, die Verbände an den Füßen zu entfernen.
    »Und wie sieht es aus?«, fragte Mersbeck.
    »Die Naht am rechten Fußballen ist an einer Stelle geplatzt. Die müssen wir erneuern. Der linke Fuß ist weniger in Mitleidenschaft gezogen worden. Dort gibt es nur zwei Schnitte im Bereich des Längsgewölbes, die aber sehr tief sind. Dennoch werden sie beim Gehen auf der linken Seite weniger Schwierigkeiten haben.« Doktor Grozny zog eine Spritze auf und injizierte eine gelbliche Flüssigkeit in den rechten Ballen, wobei sie mit wenig Feingefühl vorging. »Wir müssen noch einige Minuten warten, bis die Betäubung wirkt.« Sie öffnete eine Kiste und holte etwas hervor, was wiezwei zu groß geratene Ledersandalen aussah. »Ich musste leider etwas improvisieren, da wir keinen Abdruck von ihren Füßen machen konnten. Sie werden sehen, dass die Innensohle an den Stellen, an denen Ihre Füße verletzt sind, mit geschäumtem Latex ausgepolstert sind. Die Riemen sind so verlängert worden, dass selbst ein dicker Verband hineinpasst. Denken Sie daran: Setzen Sie sich, wann immer Sie können. Sollten die Schmerzen dann doch einmal unerträglich sein, injizieren Sie sich das Mittel, das Sie auch vorhin bekommen haben. Dosieren Sie es sparsam! Es ist ein hochwirksames Opiumderivat und macht sehr schnell süchtig.«
    Sie überreichte ihm ein Lederetui mit sechs Ampullen, einer Spritze und zwei Ersatznadeln. Mersbeck hatte ein Gefühl es, als hätte man ihm eine geladene Waffe in die Hand gedrückt.
    »Sie haben mir gesagt, dass Sie ein eigenverantwortlich handelnder Mensch sind«, sagte Doktor Grozny. »Jetzt können Sie beweisen, dass das nicht nur so dahergesagt ist. Obwohl ich immer noch meine Zweifel habe.«
    Mersbeck lächelte säuerlich. »Trotzdem danke. Ich weiß, dass Sie eigentlich nur Ihre Arbeit machen.«
    »Wie schön, dass Sie das zu würdigen wissen«, sagte sie und begann, die Wunde

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