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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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fragte Lennart verwundert, als er von der Pritsche rutschte.
    »Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie das nötig«, sagte Grimvold und wies ihm den Weg.
    Er führte Lennart zu einem Korridor, in dem sich die Büros der Verwaltung befanden. Sie passierten weder Sicherheitsschleusen noch musste Lennart eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Nur in einem kleinen Raum, der als Wachstube diente, lümmelten sich einige uniformierte Polizisten auf unbequemen Holzstühlen herum. Grimvold schloss sein Büro auf und sie traten ein.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte er zu Lennart, während er zwei Teller aus einem Schrank holte. Einen drückte er seinem überraschten Gefangenen in die Hand.
    »Schinken oder Käse?«, fragte er.
    »Entschuldigung?«, erwiderte Lennart verwirrt.
    Grimvold hielt ihm abwechselnd zwei belegte Brote unter die Nase. »Schinken oder Käse?«, wiederholte er. »Sie haben doch bestimmt Hunger.«
    Lennart zeigte auf die rechte Hand und Grimvold legte ihm das Schinkenbrot auf den Teller. Dann setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und füllte zwei große Tassen mit Tee.
    »Ich hoffe, er ist noch heiß«, sagte er und schob eine zu Lennart hinüber. Fragend hielt Grimvold ihm eine Zuckerdose entgegen.
    »Zwei Stücke«, sagte Lennart und Grimvold lächelte. »Wie geht es Ihrem Kopf?«, fragte der Beamte.
    »Wie ich Ihnen bereits sagte: Mir geht es gut«, antwortete Len nart.
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«
    Lennart schaute Grimvold an, als hätte er nicht richtig gehört.
    »Na, Sie haben sich doch bestimmt nicht an einer Tür den Kopf gestoßen. Vermutlich hat ein Soldat den Kolben seines Gewehrs in nicht ganz vorschriftsmäßiger Weise benutzt. Ist doch so? Oder haben Sie bei Ihrer Verhaftung Widerstand geleistet?«
    Lennart zögerte. Er wusste nicht, ob sich der Mann über ihn lustig machte oder es tatsächlich ernst meinte. »Das weiß ich nicht mehr«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    »Verstehe«, sagte Grimvold. Er biss in sein Brot und forderte Lennart mit einer etwas gönnerhaften Geste auf, es ihmgleichzutun. »Essen Sie! Die Brote sind von der Bäckerei am Arsenalplatz. In ganz Lorick gibt es keine besseren.«
    »Ich weiß«, sagte Lennart, riss ein Stück von dem Brot ab und schob es sich in den Mund.
    »Ach, dann leben Sie hier?«
    »Nicht mehr«, entgegnete Lennart ausweichend.
    »Dann sind Sie wahrscheinlich wie die meisten raus in einen der Vororte gezogen. Habe ich mir auch schon mal überlegt. Die Luft ist besser und für die Kinder ist es fantastisch. Haben Sie Kinder?«
    Lennart schwieg.
    »Hier in der Stadt würde ich sie nicht alleine auf den Straßen spielen lassen.« Grimvold nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Zu gefährlich.«
    Als Lennart noch immer nichts sagte, zog Grimvold die Schreibtischschublade auf und legte eine Pistole auf den Tisch. »Kennen Sie die?«
    Lennart legte sein Brot zurück auf den Teller.
    »Das ist eine Polizeiwaffe«, fuhr Grimvold fort. »Und zwar eine ganz besondere.« Er beugte sich nach vorne und präsentierte Lennart die Unterseite des Knaufs. »Normalerweise können wir alle Waffen anhand einer Seriennummer ihrem Besitzer zuweisen. Nur, dass diese Pistole diese Nummer nicht aufweist.«
    »Vielleicht wurde sie abgefeilt?«, fragte Lennart.
    »Sehen Sie irgendwelche Kratzspuren? Ich nicht. Nein, Waffen wie diese werden ausschließlich an Angehörige des Geheimdienstes ausgegeben. Arbeiten Sie für die Innere Sicherheit?«
    Lennart faltete die Hände in seinem Schoß und schaute Grimvold unbeeindruckt in die Augen.
    »Nun, dann muss ich davon ausgehen, dass Sie sie einem Agenten abgenommen haben. Mussten Sie ihn dafür töten?«
    Lennart kannte die Verhörtechnik, die dieser Grimvold auf seine plumpe Art anwandte. Ein Meister seines Faches konnte damit so ziemlich jede Information aus einem Verdächtigen herausholen. Doch dazu bedurfte es Geduld, Fingerspitzengefühl und Menschenkenntnis. Grimvold schien entweder diese Eigenschaften nicht zu besitzen, oder aber er stand unter Druck. Lennart war bestimmt nicht der Einzige, der in den Wirren des Ausnahmezustandes verhaftet worden war. Dass man Verdächtige erst verhörte, bevor man ihnen den Prozess machte, war wohl noch der letzte Rest einer rechtsstaatlichen Ordnung, die sich ansonsten in einem atemberaubenden Auflösungsprozess befand.
    »Mussten Sie ihn dafür töten?«, wiederholte Grimvold, jetzt eindringlicher. Lennart nahm einen Schluck Tee und musste unwillkürlich

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