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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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solltest du dich ein wenig kleiner machen.Zieh die Schultern hoch und beug dich beim Gehen ein wenig nach vorne. Schreite nicht ganz so energisch aus, sondern bewege dich überhaupt etwas langsamer. Hier hat es niemand eilig.«
    Lennart nickte. Er war noch immer zu schockiert, als dass er etwas erwidern konnte.
    »Wie lange weißt du schon, dass die Eskatay zurückgekehrt sind?«, fragte Pavo.
    »Seit einer Woche.«
    »Begarell und Swann sind die Einzigen?«
    Lennart schüttelte den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass auch Anders Magnusson dazugehört, vielleicht auch Innenminister Norwin. Vermutlich ist das ganze Kabinett infiziert.«
    Pavo griff nach dem Salzfässchen und würzte sein Essen nach. »Klingt, als sei es eine Seuche.«
    »So könnte man es ausdrücken«, sagte Lennart.
    Pavo schob seinen Teller beiseite und schwieg nachdenklich, wobei er mit dem Zeigefinger kleine Kreise auf den Tisch malte. »Was ist dein persönlicher Anteil an der Geschichte?«, fragte er schließlich.
    »Die dritte Tote im Zug war meine Frau.«
    Pavo hörte mit den Kreisen auf und ballte die Finger zu einer Faust.
    »Außerdem haben die Eskatay meine Kinder entführt«, fuhr Lennart fort.
    »Du bist sicher, dass sie noch leben?«, flüsterte Pavo.
    »Natürlich nicht«, entgegnete Lennart mit vor Zorn bebender Stimme. »Für die Eskatay haben Maura und Melina keine Bedeutung. Sie könnten also genauso gut tot sein!«
    »Es gibt einen Weg hinaus. Aber er ist gefährlich«, sagte Pavo.
    »Das ist mir egal. Glaub mir, Hindernisse schrecken mich nicht ab. Und wenn ich mich alleine auf den Weg machen muss, dann ist es so.«
    »Oh nein, du wirst nicht allein sein«, sagte Pavo. »Du wirst im wörtlichen Sinne einen Pakt mit dem Teufel schließen müssen.«
     
    ***
     
    Der Plan des Kollektivs war bestechend einfach. Als Erstes musste eine Anlage errichtet werden, in der sich die Blumen in der gewünschten Rate vervielfältigen konnten. Dazu bedurfte es einiger technischer Voraussetzungen, die nur die Station 11 erfüllte. In diesem Punkt hatte Mersbeck mit Strashok übereingestimmt.
    Die Gesetzmäßigkeit, die der Nummerierung der einzelnen Forschungseinrichtungen zugrunde lag, hatte Mersbeck nie so ganz nachvollziehen können. Angeblich gab es zwölf von diesen Einrichtungen. Er selbst hatte bis jetzt nur sechs persönlich besucht. Station 9, die er leitete, beschäftigte sich mit Botanik und wertete die Funde der nahe gelegenen Ausgrabungsstätte aus. Sie war nun aber zur Sonderzone erklärt worden, die man auf Mersbecks Drängen erst wieder betreten durfte, wenn die nötigen Schutzanzüge entwickelt worden waren und das Bild ausgewertet worden war, das er kurz vor der Explosion von der Ausgrabungsstätte hatte machen können.
    Station 3 befand sich an der Grenze zu Thanland, dem südwestlichen Nachbarn Morlands, und widmete sich Forschungen auf dem Gebiet der organischen wie anorganischen Chemie. Station 4 war eine Abteilung der Universitätsklinik. Die Stationen gehörten zur Morland- Gesellschaft für Wissenschaft und Lehre, die lose mit den Universitäten des Landes verbunden waren, aber im Gegensatz zu den Hochschulen über ein eigenständiges Budget verfügten. Wer etwas auf sich hielt, strebte keine Universitätskarriere an, sondern versuchte an eine der Stationen versetzt zu werden, obwohl sie sich meist in den entlegensten Ecken des Landes befanden. So lag die geologische Station 6 in den Bergen und hatte die Aufgabe, neue Techniken für das Aufspüren von Rohstoffquellen zu entwickeln. Ihr Leiter, Professor Gustav Haxby, war ebenfalls zur Station 11 einbestellt worden und man würde ihn unterwegs einsammeln, bevor die Reise weiter nach Norden ging. Mersbeck freute sich schon darauf, den alten Mann wiederzusehen.
    Der Anflug auf den Silfhöppigen, dem höchsten Berg der Vaftruden, war für Mersbeck noch immer ein grandioses Ereignis. Selten kam man den beeindruckenden, bläulich schimmernden Gipfeln so nahe wie an Bord eines Luftschiffes. Die Station 6 bestand aus einem weitläufigen, flachen Gebäudekomplex auf einem Plateau vor dem eigentlichen Berggipfel. Versorgt wurde die Kolonie mit ihren einhundertzwanzig Wissenschaftlern und deren Familien über eine eigens dafür gebaute Seilbahn. Die Talstation war gleichzeitig ein Bahnhof, der über ein Nebengleis mit der Nord-Süd-Trasse der morländischen Eisenbahn verbunden war.
    Der etwas abseits gelegene Landeplatz der Station 6 war mit einem weißen X markiert. Ein Windsack mit

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