Morland 02 - Die Blume des Bösen
ich tatsächlich eine Information verschenkt«, sagte Pavo. »Na, sieh es als Einstand an.«
»Swann ist tot«, sagte Lennart plötzlich.
»Der Chef der Inneren Sicherheit?« Pavo hob die Augenbrauen. »Woher weißt du das ?«
»Aus erster Hand.«
Pavo schnaubte nur.«
Lennart schloss die Augen und holte tief Luft. »Ich weiß es, weil ich dabei war, als er erschossen wurde«, sagte er. »Wo?«, fragte Pavo knapp.
»In einem Zug nach Morvangar.«
»Hat man dich deswegen eingebuchtet?«
Lennart schüttelte den Kopf.
Jetzt verschwand das selbstsichere Lächeln aus Pavos Gesicht. »Du weißt, dass du in enormen Schwierigkeiten steckst, wenn ich das an die große Glocke hänge.«
Lennart versuchte so gleichgültig wie möglich mit den Schultern zu zucken. »Es gibt immer noch einen feinen Unterschied zwischen einem Informanten und einer Ratte. Ich vermute, du willst hier weiter deine Geschäfte treiben. Sollten Zweifel an deiner Vertrauenswürdigkeit aufkommen, wäre dein Leben keinen Pfifferling mehr wert.«
Pavo grinste über beide Ohren. »Gut. Ich werde das überprüfen. Wenn es stimmt, hast du etwas gut bei mir.«
»Ich muss hier raus«, sagte Lennart.
»Oh, dann kannst du dich gleich in eine lange Reihe stellen. Wahrscheinlich bin ich der Einzige, der überhaupt nicht scharf darauf ist, diesen Mauern den Rücken zu kehren. Draußen geht alles den Bach runter, nur hier drin gibt es noch so etwas wie eine Ordnung.« Pavo schlug den Kragen seiner Jacke höher und ging. »Wir sehen uns bei der Arbeit.«
Es war natürlich riskant, was Lennart da machte. Er begab sich in die Hand eines Mannes, der eigentlich ein von allen verachteter Parasit war, obwohl Pavo sich vermutlich eher als Symbiont bezeichnen würde, denn schließlich gab er dem System auch wieder etwas zurück. Dieser dürre Kerl, der aussah wie ein Opiumsüchtiger auf Entzug, war wohl neben den Großmeistern der Boxvereine einer der mächtigsten Insassen in Loricks Staatsgefängnis.
Wie mächtig er war, zeigte sich, als Lennart seine Schicht in der Wäscherei antrat. Pavo war nicht an seinem Platz. Das konnte nur zwei Gründe haben: Entweder war er so krank, dass man ihn aufs Krankenrevier gebracht hatte. Oder aber er blieb mit Duldung des Direktors von seiner Arbeit fern, was in Anbetracht des Gesprächs, das sie im Hof geführt hatten, eine etwas beunruhigende Vorstellung war.
Doch Pavo kam, allerdings ohne eine Wache, die ihn zu seinem Platz führte. Er zog seine Jacke aus und schickte den Mann fort, der an seiner Stelle die Mangel bedient hatte. Beim Anblick des rachitischen Brustkorbs und der dünnen Arme fragte sich Lennart erneut, wie dieser Kerl die schwere körperliche Arbeit ertrug.
»Was brauchst du?«, fragte Pavo Lennart. Offensichtlich hatte er Lennarts Information überprüfen können und hatte Lennart für würdig befunden, Teil von Pavos kleinem Nachrichtendienst zu werden.
»Informationen darüber, wie ich von hier abhauen kann.«
»Alleine wirst du es nicht schaffen«, sagte Pavo.
»Das dachte ich mir bereits.«
»Außerdem wirst du unter deinen Mitgefangenen keinen finden, dem du trauen kannst. Oder der dir traut. Es sei denn, ich bahne das Geschäft an.«
Lennart zog eine weitere Ladung Wäsche aus der Trommel und wrang sie aus. »Vermutlich hast du dir schon überlegt, wer alles dabei sein soll.«
»In der Tat, ich habe da so eine Vorstellung. Doch bevor ich weiter für dich tätig werde ...«
»Brauchst du mehr Informationen, ich weiß. Kürzen wir die Sache ab. Was willst du wissen?«
»Warst du alleine in dem Zug?«
»Nein. Ich war in Begleitung dreier Personen, die von der Polizei gesucht werden. Morten Henriksson, Solrun Arsælsdottir und Paul Eliasson.«
»Oh, die Armee der Morgenröte. Du hast Kontakte zum Widerstand«, sagte Pavo.
Lennart ließ diese Aussage unkommentiert. »Wir wurden von Swann und seinen Leuten verfolgt. Vor Morvangar kam es zu einer Auseinandersetzung im Zug.«
»Drei Menschen starben. Offiziell hieß es, sie seien Opfer eines Überfalls der Armee der Morgenröte.«
»Die Toten sind Hendrik Swann, Solrun Arsælsdottir und eine unbeteiligte Frau, deren Name ich nicht kenne.«
Pavos Augen blitzten kurz auf, als hätte er die Lüge erkannt. »Warum hat sich der Chef der Sicherheitspolizei höchstpersönlich an eure Fersen geheftet?«
»Henriksson und Eliasson sind schließlich die Köpfe des Widerstandes.«
Pavo machte eine wegwerfende Handbewegung. »DieseArmee der
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