Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
heranwinkte. Lennart drehte sich um, aber es war zu spät. Pavo eilte bereits auf ihn zu.
    »He, Aram! Was ist? Hast du mich nicht bemerkt?« Obwohl es nicht kalt war, hatte er den Kragen seiner Jacke hochgeschlagen und tänzelte von einem Fuß auf den anderen, als müsste er dringend aufs Klo.
    »Nein, tut mir leid«, sagte Lennart. »Ich hab dich glatt übersehen.«
    Entweder spürte Pavo nicht, wenn man ihn zu ignorieren versuchte, oder aber er überhörte es einfach. Lennart musterte den Kerl, der so dünn war, dass er selbst in der frühsommerlichen Morgensonne zu frieren schien, genauer. Bisher hatte er ihn nur im dämmerigen Licht der Wäscherei zu Gesicht bekommen.
    »Das kann leicht passieren«, sagte Pavo, in dessen Augen das ängstliche Flackern eines geprügelten Hundes lag. Selbst wenn er wie jetzt lächelte, sah es aus, als kämpfte er mit den Tränen. Jemand wie er würde alles tun, um ein wenig Anerkennung und Zuwendung zu erfahren. In seinem früheren Leben hätte Lennart sicher Mitleid mit ihm gehabt.
    Doch dies war ein neues Leben, in dem es keinen Platz gab für derartige Sentimentalitäten. Es gab Macher wie die Großmeister der Boxvereine und Opfer wie Pavo. Lennart hatte sich in dieser Nacht vorgenommen, auf der Seite der Macher zu stehen. Auch wenn er dafür seine Ideale verraten musste.
    Für Maura und Melina, dachte er. Und für Silvetta. Wenn er erst seine Töchter in die Arme schloss, würde er wieder ganz der Alte sein. Aber jetzt musste er auf seinen eigenen Vorteil bedacht ein. Wenn man unter Wölfen war, musste man selbst zum Wolf werden. Er würde das schaffen, ohne daran zu zerbrechen.
    »Wie lange bist du schon hier?«, fragte er Pavo.
    »Lass mich nachdenken.« Pavo zählte seine Finger ab und murmelte dabei leise vor sich hin. »Im Winter sind es zehnJahre«, sagte er und zeigte dabei grinsend seine gelben Zähne.
    Zehn Jahre! Gott, der Kerl musste ein echter Überlebenskünstler sein.
    »Wenn du schon so lange hier bist, wieso arbeitest du dann immer noch in der Wäscherei?«
    »Weil es mir da gefällt. Im Winter ist das der einzige geheizte Ort in diesem Scheißknast.«
    »Hast du Freunde?«, fragte Lennart.
    Wieder dieses nervöse Lächeln. »Freunde? Wenige. Aber dafür viele Geschäftspartner. Wenn du willst, kann ich dir alles besorgen. Schnaps. Tabak. Opium. Oder Bilder von nackten Frauen. Die sind hier sehr begehrt.«
    »Ich könnte dich gar nicht bezahlen.«
    »Oh, ich verlange kein Geld. Du kannst mir stattdessen etwas geben, was hier drinnen viel wertvoller ist.«
    »Und was könnte das sein?«, fragte Lennart. »Informationen.«
    Jetzt war es an Lennart zu lächeln. So überlebte Pavo also. Er war der Nachrichtenhändler und somit einer der wichtigsten Männer im Getriebe dieses Gefängnisses. Er hatte ihn offensichtlich unterschätzt.
    »Ich habe auch keine wertvollen Informationen.« »Wann haben sie dich verhaftet?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Weißt du, Nachrichten aus der Welt da draußen sind wie Fische. Sind sie älter als drei Tage, fangen sie an zu stinken. Du solltest sie also jetzt loswerden, sonst sind sie wirklich nichts mehr wert.«
    »Die Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt.« »Oh, bitte. Erzähl mir was Neues. Das ist ein alter Hut.« »Kerkoff von den Todskollen ist umgebracht worden.« Pavo winkte ab. »Machte hier schon die Runde. Einar
    Gornyak hat getobt.«
    »Der Großmeister der Todskollen ist hier?«, fragte Lennart überrascht. »Seit wann?«
    »Seit gestern. Sie haben ihn zusammen mit dem Chef der Wargebrüder eingeliefert. Offensichtlich räumt da draußen jemand kräftig auf. Aber Gornyak hat immer noch die Kontrolle. Er hat von hier drinnen die Liquidierung von Kerkoffs Mörder angeordnet.«
    »Wer soll das sein?«, fragte Lennart.
    »Ein Wirt aus Süderborg, Phineas Wooster. Ging wohl um Schutzgelder.«
    Lennart runzelte die Stirn. Das klang im ersten Moment plausibel. Jemand wollte sich nicht mehr erpressen lassen und schlug zu. Aber bei genauerer Überlegung ergab das keinen Sinn. Süderborg war komplett in der Hand der Boxvereine. Wenn sich ein einziger Mann gegen diese Herrschaft auflehnte, war es nur eine Frage der Zeit, bis man seine Leiche aus der Midnar zog. Und trotzdem hatte jemand Kerkoff erledigt. Lennart hatte im Laufe seiner Karriere einiges über ihn gehört. Der Kerl hatte sich vom Professionellen zum Sub hochgearbeitet. So einer ließ sich doch nicht von einem Kneipenwirt die Nase ins Hirn drücken!
    »Oh, jetzt habe

Weitere Kostenlose Bücher