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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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das hier gefallen. Kommen Sie mit.«
    Er führte Mersbeck und Haxby zu einem Tisch, auf dem eine Holzkiste stand. Darauf war so etwas wie eine Holzscheibe angebracht, die über zwei Drähte mit einem weiteren Kasten verbunden war.
    »Seit Jahren arbeiten wir mit optischen Telegrafen, die aber einen entscheidenden Nachteil haben: Bei Nebel oder schlechtem Wetter lassen sich keine Nachrichten übermitteln. Deswegen haben wir den Prototyp eines elektrisch betriebenen Telegrafen entwickelt, der über den hier angeschlossenen Akkumulator mit Strom versorgt wird. Mit ihm können wir elektromagnetische Impulse zu einem Zwillingsgerät schicken, das diese Impulse auf einem Streifen Papier sichtbar machen kann. Vorstellbar ist dabei eine spezielle Übertragungsschrift, die aus Punkten oder Strichen besteht.«
    »Aber warum benutzen Sie nicht Ihren Fernsprecher für die Nachrichtenübermittlung?«, sagte Haxby. »Das wäre doch viel einfacher.«
    »Wenn wir ein Verbindungskabel haben. Unser Telegraf hingegen arbeitet drahtlos«, erklärte Wissdorn.
    »Drahtlos?« Haxby machte ein ungläubiges Gesicht. »Wie soll das gehen? So einfach durch die Luft?«
    »Ja. Jeder Tastendruck ruft einen Hochspannungsimpuls aus, der über diese Antenne als elektromagnetische Welle seine Reise antritt. Jeder Sender ist auch gleichzeitig ein Empfänger, der die Welle wieder umwandelt.«
    Jetzt war es an Mersbeck, überrascht zu sein. »Das heißt, wir können Nachrichten über große Entfernungen versenden, ohne wie bei einem optischen Telegrafen Relaistürme errichten zu müssen?«
    »In der Tat, ja.«
    »Wie groß ist die Reichweite?«, fragte Haxby.
    »Mit diesen beiden Geräten? Etwa zwanzig Meilen.«
    Mersbeck stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Je nach Leistung können wir die Reichweite aber auch erhöhen.« Wissdorn schaute seine beiden Besucher an. »Wollen Sie es einmal ausprobieren? Das Empfangsgerät steht da drüben. Nur zu, sie können nichts kaputt machen.«
    Mersbeck und Haxby traten an die Geräte, die an den entgegengesetzten Enden der Halle standen.
    »Also, Gustav«, rief Mersbeck. »Legen Sie los.«
    Es machte »Klack« und die Papierrolle setzte sich in Bewegung, wobei auf dem Papierstreifen ein feiner Strich erschien. Das Ganze wurde von einem unangenehm schrillen Geräusch begleitet. Dann folgten ein Punkt, wieder ein Punkt und dann ein Strich. Und jedes Mal ertönte dieses schrille Quietschen.
    »Stopp!«, rief Mersbeck. »Das machen meine Ohren nicht mehr mit.«
    Wissdorn kam zu ihm herüber. Mit seinen Händen in den Kitteltaschen sah er seltsam unbeteiligt, beinahe gelangweilt aus.
    »Das Gerät ist wunderbar, aber es macht einen Heidenlärm«, erklärte Mersbeck und räumte seinen Stuhl, damit Wissdorn Platz nehmen konnte. Der untersuchte den Telegrafen genauer, konnte aber offensichtlich keinen Fehler finden.
    »Versuchen Sie es noch einmal«, rief er Haxby zu. Erneut setzte sich der Telegraf in Bewegung und wieder verzog Mersbeck das Gesicht, als bohrte ihm ein Zahnarzt den Backenzahn auf.
    »Ich höre nichts«, sagte Wissdorn ratlos.
    »Aber das bilde ich mir doch nicht ein!«, sagte Mersbeck. »Es ist ein hohes, schrilles Kreischen.«
    Wissdorn hob die Hand und Haxby schickte diesmal eine Reihe von Punkten auf die Reise. Mersbeck fühlte sich, als würde jemand mit glühenden Nadeln in seinem Innenohr herumstochern. Gleichzeitig begann aber eine andere Apparatur erst dumpf, dann immer heller aufzujaulen. Wissdorn verzog das Gesicht.
    »Ein wenig mehr Ruhe, wenn ich bitten darf!«
    »Professor, wir haben hier ein Problem«, rief eine Stimme panisch. »Die Hochspannungskondensatoren am Sekundärgenerator sind ausgefallen. Wir können eine unkontrollierte Entladung nicht mehr ...«
    ... verhindern, dachte Mersbeck noch, da spürte er schon nichts mehr.
    Im ersten Moment glaubte er, ein Blitz habe ihn getroffen. Nur: Er hatte kein Licht gesehen. Verdammt, er fühlte noch nicht einmal seinen Körper. Er wusste gerade noch, wer er war, aber dann verließ ihn auch diese Erinnerung. Sie rieselte davon wie der Sand in einem Stundenglas.
    Ich sterbe, dachte er.
    Dann gab es einen Stoß, er riss die Augen auf und holte gierig Luft. Strashok beugte sich über ihn. Er sah beinahe mitfühlend, in jedem Fall besorgt aus.
    »Schlafen Sie. Wir kümmern uns um Sie.«
    Dann dämmerte Mersbeck wieder weg.
     
    ***
     
    Hakon hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ihm war so elend wie noch nie in seinem Leben. Die anderen hatten aus

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