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Morland 02 - Die Blume des Bösen

Titel: Morland 02 - Die Blume des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Ästen und Jacken eine von Gürteln zusammengehaltene Trage gebaut. Seltsame, beunruhigende Träume suchten ihn heim. Immer wieder kam ein großes, weißes Haus darin vor, das er aber nicht betreten durfte oder konnte, weil ihn seine Beine nicht dorthin trugen. Und das obwohl er wusste, dass sein Überleben davon abhing, durch die große messingbeschlagene Tür zu gehen.
    Henriksson und Eliasson mühten sich redlich ab, obwohl auch sie am Ende ihrer Kräfte waren.
    Dieser tote Wald, dachte Hakon. Er saugt uns aus, raubt unsere Lebenskraft. Er öffnete die Augen und sah York neben sich hergehen. Auch dessen Augen waren mittlerweile rot unterlaufen, als litte er an einer Bindehautentzündung. Die Haut war fahl. Das Haar klebte am Kopf. Und trotzdem ließ er die Hand seines Freundes nicht los. Hakon drückte sie, um York zu signalisieren, dass er erwacht war.
    »Wie geht es dir?«
    »Nicht so schlimm, wie du aussiehst«, antwortete York. »Das wird sich vermutlich bald ändern, mein Junge«, sagte Henriksson, der vorne ging.
    »Aber was haben wir, York und ich?«
    »Man nennt es die Koroba. Eigentlich müssten Paul und ich uns genau so dreckig fühlen, aber irgendwie scheint ihr beiden für diese Krankheit besonders empfänglich zu sein.«
    »Vielleicht liegt es ja an unserer Begabung«, wisperte Hakon.
    »Wie auch immer«, keuchte Henriksson. »Wir sind jetzt drei Tage unterwegs, und noch immer scheint diese Todeszone kein Ende zu nehmen.«
    »Drei Tage?«, fragte Hakon entsetzt und versuchte sich aufzurichten, was dazu führte, dass seine beiden Träger beinahe stürzten.
    »Hehehehe!«, rief Henriksson. »Halt still.«
    Hakon ließ sich wieder zurücksinken. Ihm war speiübel, und auch York sah aus, als ginge es ihm nur unwesentlich besser.
    »Wovon haben wir eigentlich die ganze Zeit gelebt?«
    »Na ja, von dem, was wir dabeihatten. Oder glaubst du etwa, irgendeiner von uns wäre auf die Idee gekommen, hier auch nur einen Schluck Wasser aus einem Bach zu trinken?«
    »Oh«, sagte Hakon nur und es klang wie ein heiseres Stöhnen. Jetzt fiel ihm wieder der Durst ein, der seine Zunge schwer am Gaumen kleben ließ und das Sprechen erschwerte. Er versuchte zu schlucken und etwas Speichel zu sammeln, aber er hatte keinen Erfolg. Himmel, was würde er jetzt für ein Glas eiskaltes Wasser geben! Die Sonne schien gleißend von einem fahlen Himmel. Hakon schloss die Augen und legte den Arm übers Gesicht.
    »Wir werden verfolgt«, sagte er schließlich. Henriksson blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um.
    »Von wem? Von Agenten der Inneren Sicherheit?« »Nein, ich befürchte, es ist etwas Schlimmeres.«
    Sie setzten Hakon ab.
    »Weißt du das schon länger?«, fragte Eliasson.
    Hakon nickte.
    »Aber warum hast du uns denn nichts gesagt?«, rief York.
    Hakon verzog schmerzlich das Gesicht, eine neue Welle von Übelkeit stieg in ihm hoch. Er schluckte, dann presste er hervor: »Was hätte das gebracht? Wir waren in keiner unmittelbaren Gefahr.«
    »Ich springe wieder zurück«, sagte York auf einmal entschlossen.
    »Und dann?«, fragte Hakon.
    York zuckte hilflos mit den Schultern. »Und dann lasse ich mir etwas einfallen.«
    »Toller Plan.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Nein«, gab Hakon kleinlaut zu.
    York hielt die Luft an und schloss die Augen. Dann öffnete er sie wieder.
    »Na, hast du es dir doch anders überlegt?«
    »Nein«, antwortete York und Hakon hörte das Entsetzen in seiner Stimme. »Es geht nicht mehr.« York schloss noch einmal die Augen, schüttelte dann aber schließlich den Kopf. »Es ist zwecklos.«
    »Paul«, bat Hakon Eliasson, »könnten Sie sich bitte einmal zu mir herunterbeugen?«
    »Natürlich, aber warum ...«
    »Hakon, nein!«, schrie York.
    Aber es war zu spät. Hakon hatte schon die Hand des Mannes ergriffen. Erschrocken ließ er sie los.
    »Verdammt noch mal, was soll das? Willst du dich umbringen? Reichen dir die Stimmen im Kopf noch nicht aus? Brauchst du noch mehr Gesellschaft?« Henriksson schien außer sich vor Zorn.
    »Sie ist weg«, hauchte Hakon.
    »Wer ist weg?«, fragte Henriksson irritiert.
    »Meine Gabe. Unsere Gabe. Sie ist weg.« Hakon bekam es mit der Angst zu tun. Er mobilisierte seine letzten Kräfte und stand auf. »Wir müssen diesen Wald augenblicklich verlassen. Sonst sterben wir. Erst ich. Dann York. Und dann Sie beide.«
    Hakon machte einen Schritt nach vorne, stürzte der Länge nach hin, stand aber sogleich wieder auf. Taumelnd rannte er durch das

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