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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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hielt Ausschau.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Normalerweise müsste das Regierungsviertel schwer bewacht sein, aber ich sehe keinen einzigen Wachposten.« Er drehte sich zu Lennart um. »Wir rudern weiter.«
    »Nein, wir gehen an Land«, sagte Egino. »Das Parlament ist doch ein besseres Ziel als Moritzburg. Die Geldsäcke laufen uns schon nicht davon.«
    »Und ich sage, wir rudern weiter«, sagte Halldor. »Hier ist es mir zu ruhig.«
    Egino hörte nicht auf den Wargebruder und steuerte einen Steg an, der eigentlich Ausflugsdampfern vorbehalten war. Er kletterte aus dem Boot, lief geduckt zur Promenade und versteckte sich hinter einem Kassenhäuschen. Der Rest seiner Truppe folgte ihm ohne Zögern.
    Lennart sprang auf, wurde aber von Halldor wieder nach unten gerissen. »Haben jetzt alle den Verstand verloren?«, fluchte er.
    »Egino rennt doch in den sicheren Tod. Wir müssen ihn aufhalten!«
    »Ich bin nicht sein Kindermädchen«, sagte Halldor. »Lass uns abwarten, was geschieht.« Er gab dem anderen Boot durch Zeichen zu verstehen, dass die Besatzung dichter an die Hafenmauer heranrudern sollte, um dort Deckung zu suchen. Lennart schwang sich auf den Anleger, damit er besser sehen konnte, was Egino vorhatte.
    Die Gruppe, die sich als Armee bezeichnete, ließ es an jeder militärischen Voraussicht fehlen. Als wäre er der neue Herr dieser Stadt, marschierte Egino mit herausfordernder Gleichgültigkeit über die Uferpromenade zum Portal des Parlamentsgebäudes.
    »Alles Pose, aber kein Hirn«, sagte eine Stimme hinter Lennart. Er fuhr zusammen und wirbelte herum. Hinter ihm hockte Helga und schüttelte den Kopf. »Dummheit mag zwar manchmal das Vorrecht der Jugend sein, aber dieser Kerl nutzt dieses Privileg über Gebühr aus.«
    »Haben die Streitkräfte wirklich das Regierungsviertel aufgegeben?«, fragte Lennart.
    »Wer weiß. Ich habe zwar viele Gaben, aber Hellsichtigkeit gehört nicht dazu«, sagte Helga Varnrode.
    Egino stand jetzt auf der obersten Stufe des Parlamentsgebäudes und zog an der schweren Tür. Zu seinem Erstaunen ließ sie sich öffnen. Er hielt sie auf und seine Kameraden stürmten hinein.
    Lennart wartete ungeduldig ab und ließ den Blick über die Uferpromenade schweifen. Nichts regte sich. Noch nicht einmal ein streunender Hund lief über die Straße. Dann war ein knatterndes Geräusch zu hören. Bald wurde es so leise, dass Lennart es nicht wahrnahm. Dann wurde es lauter, danach ertönten laute Böller. Es klang wie ein Feuerwerk am Nationalfeiertag.
    »Die Eskatay haben ihre Maske fallen lassen und greifen die Kasernen an«, sagte Helga mit seltsam entrücktem Blick. »Julius sagt, dass sie sich aufgeteilt haben. Jeweils vier Eskatay mit sich ergänzenden Gaben schwärmen aus, um so viele Menschen wie möglich zu infizieren.« Ihr Blick wurde wieder klar. »Die Ereignisse überschlagen sich. Es hat keinen Zweck mehr, den Widerstand zu organisieren. Wenn ich an Gornyaks Stelle wäre, würde ich mich jetzt schleunigst verkriechen.«
    »Das wird er nicht tun«, sagte Halldor, der nun ebenfalls das Boot verlassen hatte. »In dem Punkt sind wir uns sehr ähnlich. Auch wenn das Gefecht aussichtslos sein sollte, ich werde mich ihm stellen.«
    »Um nach der Verwandlung gegen die eigenen Freunde und Kameraden zu kämpfen? Vorausgesetzt natürlich, die Infektion nimmt kein tödliches Ende«, sagte Helga. »Aber vielleicht haben Sie auch Glück und man lässt Sie nicht an einer der Blumen riechen. Dann wird man Sie, wenn dies hier alles vorüber ist, zusammen mit ein paar Frauen in ein Lager stecken. Da dürfen Sie zeigen, was für ein toller Mann Sie sind. Hoffen Sie aber nur nicht, eine glückliche Familie gründen zu können, denn wenn Ihre Kinder alt genug sind, wird man sie Ihnen wegnehmen.«
    Halldor packte Helga an der Kehle. Sein Gesicht war weiß. Seine Augen traten aus den Höhlen, während er zudrückte. Helga Varnrode zeigte sich unbeeindruckt von diesem Akt roher Gewalt.
    »Ich bin nur der Überbringer der schlechten Nachricht«, keuchte sie. »Lassen Sie mich auf der Stelle los, sonst schicke ich Sie schlafen.«
    Es dauerte einen Moment, bis Halldor die Fassung wiedererlangt hatte. Schließlich ließ er Helga los. »Entschuldigung«, presste er hervor.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte Helga Varnrode. »Glauben Sie mir, ich fühle mich im Angesicht des Todes kaum besser als Sie.«
    Plötzlich wurde die Tür des Parlamentsgebäudes aufgestoßen und Egino eilte mit seinen

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