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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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die uns schaden können.«
    »Atombomben.« Die Explosionen würden einige von uns vielleicht überstehen, aber nicht den elektromagnetischen Impuls, der mit ihnen einhergeht. Von der radioaktiven Strahlung ganz zu schweigen. »Wie lange hast du diese Visionen schon?«
    »Seit einigen Tagen. Erst war es nur eine Ahnung, aber dann wurden die Bilder immer deutlicher«, sagte Nora.
    »Vielleicht irrst du dich ja«, sagte ich, obwohl ich spürte, dass dies nicht mehr als ein frommer Wunsch war.
    »Der Lauf der Dinge würde sich nur ändern, wenn es die Eskatay nicht mehr gäbe.« Noras Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Wir müssten uns umbringen und die Blumen zerstören«, entgegnete ich und spürte, wie sich meine Nackenhaare sträubten.
    »Und selbst dann käme es wahrscheinlich noch zu einem weltweiten Krieg, weil niemand den Beweis antreten könnte, dass wir tatsächlich nicht mehr existieren«, sagte Nora. »Guselka hatte Recht. Wir hätten niemals an die Öffentlichkeit treten dürfen.«
    »Falsch«, entgegnete ich wütend. »Er hätte niemanden mehr infizieren dürfen. Eine Eliteeinheit aus Eskatay!« Ich schüttelte den Kopf. »Es war doch von Anfang an klar, dass kein normaler Mensch Typen wie Ilja Woronesch kontrollieren kann!«
    »Das hast du genau richtig formuliert«, sagte Nora. »Kein normaler Mensch.«
    Ich stutzte. »Du meinst, wir sollen die Dinge in die Hand nehmen? Heute Ilja, morgen Oksana. Und übermorgen? Vielleicht Wassili, weil er Mundgeruch hat? Willst du etwa entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss?«
    Nora schwieg.
    »Behalte diese Idee für dich, hast du verstanden?«, sagte ich. »Wir Eskatay müssen zusammenhalten, und das geht nur, wenn wir einander vertrauen!«
    »Ilja läuft uns doch jetzt schon aus dem Ruder.«
    »Dann müssen wir eine andere Möglichkeit der Kontrolle finden«, sagte ich.
    »Bitte. Ich bin offen für Vorschläge.«
    »Ich habe keine«, antwortete ich hilflos.
    »Dann hör auf, mich so schulmeisterlich zu behandeln«, sagte Nora kühl. Sie drückte ihre Zigarette aus, wandte sich ab und ging zu Bett.
    So kam es, dass ich diese Nacht wohl auf der Couch verbringen werde. Ich sitze über meinem Tagebuch und lasse mir Noras Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Wenn sie Angst vor der Zukunft hat, dann ist diese Angst berechtigt. Von allen Eskatay ist sie diejenige mit den wunderlichsten Gaben. Zum ersten Mal packt auch mich die Furcht.
    3. September 2003
    Glücklicherweise sind wir beide nicht nachtragend. Noch vor dem Frühstück hatten wir uns versöhnt und den Entschluss gefasst, den anderen Eskatay von Noras Visionen zu erzählen.
    Alle schwiegen betroffen. Selbst Ilja und Oksana hielten für fünf Minuten den Mund.
    »Und du hast wirklich keine Ahnung, wann es geschehen wird?«, fragte Wassili. Er war wie alle anderen auch zutiefst geschockt. Nora schüttelte den Kopf.
    »Wie wird es beginnen?«, fragte Ilja. Auch er war auf einmal recht kleinlaut.
    »Wir sind der Grund«, sagte Nora. »Ich weiß noch nicht, welche Rolle wir spielen werden, aber wenn es uns nicht gäbe, würden die Dinge einen anderen Verlauf nehmen.«
    »Sollen wir uns jetzt umbringen?«, fragte Ilja irritiert.
    Nora lachte freudlos. »Auch wenn wir uns opfern würden, gäbe es keine Garantie dafür, dass wir den Lauf der Ereignisse verändern könnten.«
    »Wie müssen wir uns diesen Krieg vorstellen?« Wassilis Stimme war nur noch ein raues Flüstern.
    »Innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden werden so gut wie alle nuklearen Sprengkörper gezündet. Ihre Ziele sind die großen Städte. Nichts wird mehr von ihnen übrig bleiben. Knapp fünfhundert Millionen Menschen werden sterben. Das sind die, die Glück haben. Die Überlebenden werden Zeugen, wie sich für Monate der Himmel verdunkelt und die Temperaturen um zwanzig Grad fallen. Für ein Jahr, vielleicht auch zwei, wird es keine Ernte geben.«
    »Wie viele Menschen werden verhungern?«
    »Anderthalb Milliarden Menschen. Einhundert- oder zweihunderttausend werden überleben.«
    »Zweihunderttausend von drei Milliarden?«, sagte Oksana und schlug die Hand vor den Mund.
    »Und wir können es nicht verhindern?«, fragte Ilja.
    »Ich glaube nicht. Die Ereignisse sind in dem Moment ins Rollen gekommen, als sich die erste Blume in der Spurendriftkammer materialisierte.«
    Alle schwiegen betroffen.
    Mit Ausnahme von Ilja.
    »Tut mir leid, das akzeptiere ich nicht«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass mein Schicksal in Stein gemeißelt

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