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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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sollten Guselka davon in Kenntnis setzen.«
    »Ilja würde dich für diesen Vorschlag einen Verräter nennen«, sagte Wassili.
    »Aber Ilja ist nicht mehr da«, sagte Nora und ergriff meine Hand, die ich dankbar drückte. Dafür liebe ich sie. Im entscheidenden Moment steht sie immer auf meiner Seite. »Und ohne ihn hätten wir das Problem nicht.«
    »Aber damit würden wir eingestehen, dass wir unsere Probleme nicht selbst lösen können!«, sagte Wassili.
    »Entschuldigung, aber diese Art von Stolz können wir uns im Moment nun wirklich nicht leisten«, erwiderte ich.
    »Gehen wir ein Risiko dabei ein?«, fragte Irina.
    Ich schaute Nora an. »Existieren die Ankerpunkte noch?«
    »Im Seuchenzentrum? Natürlich.«
    »Dann werde ich gehen«, sagte ich. »Mir können sie nichts anhaben.«
    »Ich würde gerne vorher abreisen«, sagte Wassili. »Versteh mich nicht falsch, aber bevor hier noch etwas passiert, will ich an einem anderen Ort sein.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Sonst noch jemand, der gehen will?«
    Bis auf Nora hoben alle die Hand.
    Ich seufzte. »Damit ist das Ende unserer kleinen Landkommune wohl beschlossene Sache.«
    ***
    Die Sonne ging unter, als sie zusammen mit Egino und seiner neuen Armee der Morgenröte den Hafen von Lorick erreichten. Der östliche Bezirk am südlichen Midnarufer, der zwischen Süderborg und Tyndall lag, wurde noch immer von den Boxvereinen kontrolliert. Gornyak hatte seinen Plan, arme Familien kostenlos mit Nahrungsmitteln zu versorgen und die Straßen sicher zu machen, erfolgreich in die Tat umgesetzt. Die Boxvereine erhielten jede Unterstützung, die sie benötigten. Lennart musste sich eingestehen, dass Wargebrüder und Todskollen dabei schneller und effektiver als jede städtische Behörde vorgingen, die an Gesetze, Vorschriften und Regeln gebunden war.
    Der Zunftmeister der Hafenarbeiter begrüßte Halldor mit einem kräftigen Handschlag. Drei Ruderboote, die jeweils zwölf Männer und ihre Ausrüstung fassten, hatte er vorbereitet. Zunächst wollte Halldor eine Barkasse benutzen, hatte die Idee aber sogleich wieder verworfen, da der Motor für eine geheime Operation wie diese zu laut gewesen wäre. Also benutzten die Männer ihre Muskelkraft.
    Egino Fleming waren Gornyaks Schmeicheleien so zu Kopf gestiegen, dass Selbstbewusstsein und Arroganz bei ihm kaum mehr zu unterscheiden waren. Er und seine Armee der Morgenröte trugen geladene Gewehre und in ihren Rucksäcken waren Munition, Granaten und Sprengstoff. Sie sprachen kein Wort. Weder mit Lennart oder Elverum noch mit einem der Wargebrüder, die an der Aktion beteiligt waren. Einzig Halldor akzeptierten sie als Anführer, aber nur, weil er direkt Gornyak unterstand. Die neue Armee der Morgenröte war in Eginos Augen die Speerspitze einer Revolution, die das hehrste aller Ziele verfolgte: die Freiheit der Menschheit mit allen Mitteln zu verteidigen. Dass die Truppe eher eine Bande nichtsnutziger Straßenkinder war, die Gornyak für seine Zwecke missbrauchte, kam Egino nicht in den Sinn. Elverum hatte mit ihm zu reden versucht, war aber auf taube Ohren gestoßen, denn er war ein Polizist und galt Egino damit automatisch als Feind der neuen Ordnung. Lennart war es nicht besser ergangen.
    Egino bestand nicht nur darauf, ein Boot für sich und seine Armee zu reservieren, er wollte auch den kleinen Verband anführen. Wenigstens das konnte ihm Halldor gerade noch ausreden. Das Übersetzen zur anderen Midnarseite war ohnehin schon gefährlich genug, da mussten nicht auch noch ein paar grüne Jungs mit ihrem Kampfgeschrei die Aufmerksamkeit der Armeeposten auf sich lenken.
    Helga Varnrode, die zusammen mit Lennart, Elverum und Halldor im vordersten Boot saß, wurde immer nervöser.
    »Sie sind da«, flüsterte sie. »Der Zug mit den Eskatay ist in die Zentralstation eingefahren.«
    »Ist es zu Kämpfen gekommen?«, fragte Elverum.
    »Noch nicht«, antwortete Helga. »Sie verhalten sich unauffällig und verteilen sich in der Stadt. Die Kiste mit den Blume n …«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Lennart.
    Helga rieb sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. »Sie bringen sie fort. An einen unbekannten Ort. Julius folgt ihnen und behält sie im Auge.«
    »Wer ist Julius?«
    »Julius Schöpping«, sagte Helga. »Er ist ein Gist wie ich.«
    Sie ruderten so leise wie möglich durch die Dunkelheit, ein schwieriges Unterfangen, denn die Strömung, gegen die sie ankämpfen mussten, war kräftiger als gedacht. Halldor saß am Bug und

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