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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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mitgebracht?«, fragte ich.
    »Genug für eine sehr lange Zeit.«
    Nora schloss die Augen und stöhnte wohlig. »Ich fühle mich wie Dornröschen, das endlich wachgeküsst worden ist.«
    »Woronesch hat sich gemeldet«, sagte Guselka unvermittelt.
    »Was? Hat er bei Ihnen angerufen?«, fragte ich ungläubig.
    »Nein, das nicht. Aber das Informationsbyrån hat einige beunruhigende Nachrichten gesammelt. In Südafrika wurden zwei Rhodiumminen ausgeraubt. Zwei Tonnen des Edelmetalls sind verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht. Noch nicht einmal auf dem Schwarzmarkt.«
    »Zwei Tonnen«, sagte ich nachdenklich. »Die schafft man nicht so einfach weg. Dazu benötigt man einen Lastwagen.«
    »Der wurde bei den Überfällen nachweislich nicht benutzt«, sagte Guselka.
    »Dann war es Ilja«, sagte Nora. Sie legte das Brot beiseite. »Verdammt!«
    »Also geht es los«, sagte ich. »Er will die Blumen vermehren.«
    »Zwei Tonnen«, sagte Nora erneut, als wollte sie sich ein genaues Bild von der Menge machen.
    »Das entspricht ungefähr zweihunderttausend Blumen«, sagte Guselka. »Ich habe es bereits hochgerechnet.«
    Nora schaute mich an. »Wie würdest du vorgehen, wenn du an seiner Stelle wärst?«
    »Ich würde Menschen suchen, die besonders viel Kontakt zu anderen haben: Ärzte, Krankenschwestern, Postboten. Ihnen würde ich jeweils einige Blumen mitgeben.«
    »Du würdest keine Entscheidungsträger nehmen?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Das fällt auf. Wenn der Reihe nach hohe Politiker aus unerfindlichen Gründen sterben, würde das Wellen schlagen. Die allgemeine Stimmung ist ohnehin schon aufgeheizt.«
    »Andre hat Recht«, sagte Guselka. »Woronesch hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder greift er an, indem er mit einem Schlag alle zweihunderttausend Blumen verteilt. Oder er arbeitet sich langsam vor.« Er rieb sich die rot geränderten Augen. »Keines dieser Szenarien ist sonderlich beruhigend.«

***
    »Also gibt es ein Mittel gegen diese Nork a … Nark a …«, fragte Tess.
    »Narkolepsie«, sagte Andre. »Ja, das gibt es in der Tat. Modafinil hat sich bei Nora als sehr wirksam erwiesen.«
    Die Nachmittagssonne brannte unerbittlich vom Himmel, als sie hinter dem Haus das Kartoffelfeld bestellten. Selbst Porter, der sonst unermüdlich durch die Hügel streifte, hatte sich in den Schatten eines Apfelbaumes gelegt.
    Tess wagte kaum zu fragen. »Haben Sie noch etwas von dem Mittel?«
    »Nicht mehr viel, aber genug, um es zu reproduzieren.«
    Mit einem Satz war Tess bei Andre. »Warum sagen Sie mir das erst jetzt?«, schrie sie ihn an und trommelte mit ihren Fäusten gegen seine Brust. Erstaunlicherweise schien es ihm nichts auszumachen.
    »Beruhige dich«, sagte er und umklammerte ihre Handgelenke. »Bis vor einigen Tagen hast du noch nicht einmal gewusst, dass es überhaupt eine Möglichkeit für dich gibt zurückzukehren.«
    »Aber wenn Sie mir früher von diesem Modafinil erzählt hätten, wären mir die Übungseinheiten leichtergefallen«, sagte Tess. »Ich hätte mich mehr angestrengt!«
    Andre schwieg.
    »Ich will auf der Stelle wissen, ob ich in der Zeit zurückspringen kann«, sagte Tess. »Auf der Stelle!«
    »Siehst du? Das meine ich. Du bist zu ungeduldig. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was geschieht, wenn bei diesem Versuch etwas schiefgeht?«
    »Dann sagen Sie es mir«, forderte Tess ihn trotzig auf.«
    »Ein Beispiel: Du springst um fünf Minuten zurück in die Vergangenheit, begegnest dir selbst und kannst dein zweites Ich davon überzeugen, nicht diese fünf Minuten in die Vergangenheit zurückzuspringen. Mit wem hast du dann gesprochen, wenn du diese Reise nie unternommen hast?«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Tess.
    »Man nennt so was ein Paradox. Ich reise zurück in die Vergangenheit und bringe meinen Großvater um. Wenn mein Großvater tot ist, werde ich nicht geboren. Wenn ich nie geboren werde, kann ich nicht in die Vergangenheit reisen, um meinen Großvater zu töten. Also werde ich doch geboren und kann ihn trotzdem töten.«
    Tess wurde ganz schwindelig bei dieser Vorstellung. »Das ist ja wie ein Hund, der nach seinem eigenen Schwanz schnappt.«
    »So könnte man es auch ausdrücken«, sagte Andre. »Du wirst deine Gabe erst ausprobieren können, wenn der richtige Moment dafür gekommen ist.«
    ***
    Hakon war wieder in das verlassene Dorf zurückgekehrt. Auf dem verwaisten Spielplatz setzte er sich auf die rostige Schaukel und ließ deprimiert die Beine baumeln. Was für

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