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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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war. Als er sah, dass ich meinen schon aufgegessen hatte, trottete er weiter.
    »Du glaubst gar nicht, wie ich dieses Tier beneide«, sagte Nora. »Es hat keine großartigen Ansprüche ans Dasein und lebt von dem, was ihm zufliegt.«
    »Gott, du solltest dich mal hören«, sagte ich belustigt. »Du klingst wie eine alte Dame, die den Tod vor Augen hat.«
    Nora sah mich vorwurfsvoll an. »Manchmal bist du ein gefühlloser Klotz, Andre Jesion.«
    »Wir könnten uns gemeinsam ein Hotel suchen, dann kann ich dir zeigen, wie gefühllos ich sein kann«, sagte ich mit einem anzüglichen Lächeln.
    Nora wollte etwas darauf erwidern, als wir plötzlich das Quietschen von Bremsen hörten, gefolgt von einem dumpfen Schlag.
    »Das war ein Unfall!«, rief Nora und schlug die Decke beiseite. Ich stellte die Tasse ab und folgte ihr, so schnell ich konnte.
    Der Fahrer eines Saab stand fassungslos vor seinem Wagen. Der Kühlergrill war eingedrückt und die Stoßstange hing halb herab. Ansonsten hatte das Fahrzeug nicht viel abbekommen. Das konnte man vom Opfer dieses Unfalls nicht behaupten: Unter dem Körper des Labradors breitete sich eine Blutlache aus, sein Kopf war stark verdreht, zweifellos war sein Genick gebrochen.
    »Das ist der Hund, der vorhin an unserem Tisch war.« Nora war den Tränen nahe.
    »Hören Sie, ist das Ihr Köter?«, fuhr sie der Besitzer des Autos fassungslos an. »Können Sie mir mal sagen, warum er nicht angeleint war? Verdammt, das Tier hat ja noch nicht einmal ein Halsband! Das ist vollkommen unverantwortlich!«
    »Halt einfach den Mund!« Sie beugte sich über den Hund und strich ihm vorsichtig über den Kopf. Dann weinte sie wie ein Kind, das seinen besten Freund verloren hat.
    »Komm, Nora«, sagte ich. »Du kannst ihm nicht helfen. Lass uns gehen.«
    Sie schlug meine Hand aus, setzte sich nieder und schlang die Arme um den toten Hund.
    »Ich kenne Sie doch irgendwoher«, sagte der Fahrer des Saab. »Waren Sie mal im Fernsehen?« Er wollte sie an der Schulter fassen und packte dabei versehentlich eine Strähne des falschen blonden Haars. Nora drehte sich reflexartig herum und die Perücke fiel herunter.
    Mittlerweile hatte sich eine Menschentraube um uns herum gebildet. Eine Frau wollte Nora helfen, aber ich wies sie mit wenig freundlichen Worten ab.
    »Gehören Sie nicht zu den Russen, die übermenschliche Kräfte haben?«, fragte der Mann, der noch immer die Perücke in der Hand hielt. »Natürlich! Sie gehören zu diesen Eskatay! Oh mein Gott! Sie sind in Schweden!« Er wandte sich an die Schaulustigen, die erst gar nicht zu verstehen schienen, wovon der Kerl redete. »Die Eskatay! Sie greifen uns an!«
    Jetzt zückten die Ersten ihre Mobiltelefone und machten Bilder von uns. Es war eine Katastrophe.
    »Lass uns sofort von hier verschwinden«, raunte ich Nora zu. »Und zwar so unauffällig wie möglich!« Das war natürlich absurd. Vor allen Dingen, weil kurz darauf das Unglaubliche geschah, das die Stimmung vollends kippen ließ.
    Der tote Hund in Noras Armen begann zu winseln. Erst so leise, dass nur ich es hören konnte. Dann strampelte er mit den Läufen und hob den blutbeschmierten Kopf, um Noras Gesicht abzulecken.
    Ich muss zugeben, dass auch ich im ersten Moment ziemlich geschockt war. Nora hat viele Gaben, aber einen Hund von den Toten zu erwecken, das sprengt selbst meine Vorstellungskraft. So gesehen war die Reaktion der Menschen, die um uns herumstanden, vollkommen nachvollziehbar. Sie schrien und rannten davon.
    Nora schob den Hund von sich, rappelte sich auf und wir liefen, so schnell wir konnten, zum Auto zurück. Der Hund folgte uns wie selbstverständlich. Nora setzte sich mit ihm auf die Rückbank, während ich mich hinter das Steuer schwang und das Navigationsgerät aktivierte.
    »Was hast du dir dabei gedacht!«, fuhr ich sie an. »Hast du eine Vorstellung, was los sein wird, wenn diese Bilder erst in den Abendnachrichten sind?«
    Nora griff sich an den Kopf. »Hast du meine Perücke?«
    Ich fluchte und schlug mit der Hand auf das Lenkrad. Der Hund zuckte zusammen und knurrte leise.
    »Ganz ruhig«, gurrte Nora und kraulte ihn hinterm Ohr.
    »Der Hund war tot!«, schrie ich fassungslos. Meine Stimme musste sich überschlagen haben, denn das Tier begann, aufgeregt zu bellen.
    »Ich weiß. Und nun lebt er wieder. Ist das nicht unglaublich?«, sagte Nora. »Natürlich braucht er einen Namen.« Sie strich dem Hund über die Brust. »Hm, wahrscheinlich hast du schon einen, aber den

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