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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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ein Gedanke, die Station im Alleingang erobern zu wollen! Begarell wollte die Zahl seiner magischen Mitstreiter offenbar um jeden Preis erhöhen und war bereit, dafür das Leben unschuldiger Frauen und Kinder aufs Spiel zu setzen. Doch was half dieses Wissen im Kampf gegen die Eskatay? Zeigte es eine Schwachstelle auf? Nein. Half es ihm, Unschuldige zu beschützen? Nur, wenn er wieder ins Lager zurückkehrte, einen Aufstand organisierte und die Wachen entwaffnete.
    Hakon stieß sich vom Boden ab und schwang sich in die Höhe.
    Bisher war es ihm auch in hoffnungslosen Situationen stets gelungen, einen Ausweg zu finden. Und wenn ihm seine magischen Fähigkeiten nicht mehr weiterhalfen, konnte er immer auf sein Glück vertrauen. Doch das hatte ihn nun verlassen, zusammen mit seinem Selbstvertrauen.
    Die Eskatay übernahmen Lorick, Straße für Straße, Haus für Haus. Aber noch immer konnte er die Gist nicht dazu bewegen, in die Auseinandersetzungen einzugreifen. Zu groß war ihre Angst, Begarell in die Hände zu fallen. Und wenn er ehrlich war, verstand er sie. Es war ein aussichtsloser Kampf, der sich noch auf Morland beschränkte, aber jeden Moment in die Nachbarstaaten überschwappen konnte. Bald würde Begarell genug Gefolgsleute haben, um auch andere Länder zu erobern.
    Dass Tess nun schon so lange verschollen war, schien ihm auf ihren Tod hinzudeuten. Und dass er jeden Kontakt zu York verloren hatte, konnte nur heißen, dass Mersbeck sie alle getäuscht hatte. Dann hatte Begarell endlich seinen Gist. Hakon mochte sich nicht vorstellen, was sein Freund in diesem Moment erdulden musste.
    Hakon ließ die Schaukel auspendeln und bremste mit den Füßen ab. Der Kampf war so gut wie aussichtslos. Aber wenn sie ihn verlieren sollten, dann als freie Menschen.
    Hakon kehrte ins Lager zurück. Er machte sich nicht die Mühe, sein Äußeres zu verändern, als er vor dem großen Tor aus Stacheldraht stand. Die arktische Sommernacht, die diesen Namen eigentlich nicht verdiente, tauchte die Baracken wie zum Hohn in weiches Dämmerlicht.
    Hakon stemmte die Hände in die Hüften und blickte zum Wachturm hinauf.
    »He«, rief er. »Lasst mich rein.«
    Der Kopf eines Soldaten erschien.
    »Was willst du? Und wo kommst du her?«
    »Ich habe einen Spaziergang gemacht und möchte jetzt ins Bett.«
    Der Soldat schwieg einen Moment verdutzt. »Bist du ein Gefangener?«
    Erst jetzt fiel Hakon auf, dass er nicht mehr seine Sträflingskleidung, sondern einen Arbeitsanzug der Statio n 12 trug. »Ja, ich bin ein Gefangener.«
    Die Wache blies auf einer Pfeife. Sekunden später stürmten fünf seiner Kameraden aus der Wachstube. Hakon musste grinsen, als sie ihm mit vorgehaltenen Waffen das Tor öffneten. Er setzte seine Gabe der Willenskontrolle ein.
    »Du da«, sagte Hakon und deutete auf den Soldaten, der am weitesten von ihm entfernt war. »Schieß in die Luft.«
    Ein Schuss knallte und verlor sich in der Nacht, die keine war. Nun kamen auch die Soldaten aus den Schlafunterkünften herbeigerannt. Jeder von ihnen trug sein Gewehr.
    »Wie viele Soldaten sind hier stationiert?«, fragte er den Mann, der neben ihm stand.
    »Zweiundsiebzig«, kam die entrückte Antwort.
    Hakon reckte den Hals, damit er besser sehen konnte. Da fehlten noch welche. »Gibt es hier irgendwo eine Alarmglocke?«
    »Wir haben keine Glocke, nur eine Sirene«, sagte der Mann mit der Automatenstimme eines Schlafwandlers und zeigte auf ein Horn, das an einem Baumstumpf befestigt war.
    Hakon drehte an der Kurbel. Der schneidende Ton der Sirene brachte auch noch die letzten Wachen auf den Platz. Die Gefangenen blieben, wie Hakon erwartet hatte, in ihren Baracken. Hakon ließ die Kurbel los und drehte sich zu den Soldaten um. Er befahl ihnen, ihre Waffen auf einen Haufen zu legen.
    Jetzt traten auch die Gefangenen aus ihren Baracken. Nadja und Vera trugen die schlafenden Zwillinge auf dem Arm. Boleslav rieb sich die Augen und zog sich seine Sträflingsjacke an.
    »Vater!«, rief er. »Verteil die Waffen und sperr die Soldaten ein. Mutter?«
    »Ja, mein Junge?« Ihr Gesicht glühte geradezu vor Stolz.
    »Brecht die Vorratskammer auf und verteilt die Lebensmittel an die Gefangenen.«
    Die Soldaten ließen sich widerstandslos zur Gefängnisbaracke führen.
    »Niemandem wird etwas getan«, rief Hakon. »Auch wenn der ein oder andere von euch an Rache denken sollte: Wir müssen diese Männer mit Respekt behandeln. Wir sind jetzt auf ihre Hilfe angewiesen.«
    Er eilte quer über

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