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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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nieder. Der Schmerz war messerscharf. Mit einem Schrei ging Lennart auf die Knie, so als wollte er vor dem Mann in der schwarzen Uniform beten. Der zweite Schlag traf ihn über dem linken Ohr. Plötzlich hatte die Welt kein Oben und kein Unten mehr. Lennart sackte zur Seite weg. Niemand fing ihn auf.
    »Verräterschwein«, murmelte der Mann und wischte seinen Knüppel an der Hose ab. Er packte den Jungen, der unbeholfen das Essgeschirr eingesammelt hatte, beim Kragen und bugsierte ihn mit einem Tritt aus der Zelle. Dann warf er die Tür zu und drehte zweimal den Schlüssel um.
    Elverum und Halldor packten Lennart bei den Armen und legten ihn auf die Pritsche. Der Wargebruder untersuchte die Stelle an Lennarts Kopf, wo ihn der Schlagstock getroffen hatte.
    »Das gibt eine Beule, mehr nicht«, sagte er. »Glück gehabt.«
    Lennart mühte sich verzweifelt, wieder scharf zu sehen. Ihm war schwindelig und leicht übel.
    »Sie haben die magischen Worte gesprochen, Lennart«, sagte Elverum. »Warten wir also ab, welche Tür sich nun öffnen wird.«
    Die Sirene heulte vor dem Abendessen. Es war ein auf- und abschwellendes Jaulen, das Lennart einen Schauer über den Rücken jagte, denn es klang nach Krieg. Halldor hatte sich auf den wackeligen Schemel gestellt und versuchte einen Blick durch das vergitterte Fenster zu werfen.
    »Und?«, fragte Elverum.
    Halldor schüttelte den Kopf. »Es ist nichts zu erkennen.«
    Lennart hatte das Ohr an die Tür gelegt und lauschte hinaus in den Korridor. »Draußen ist der Teufel los.« Er reckte die Nase in die Luft. »Riecht ihr das?«
    Halldor runzelte die Stirn. »Es brennt!«
    Plötzlich wurde der Riegel beiseitegeschoben und die Tür aufgerissen.
    »Schnell, wir haben keine Zeit zu verlieren«, rief der Junge, der ihnen das Essen gebracht hatte, und warf ein Bündel auf den Boden. »Zieht diese Uniformen an.«
    Halldor sprang vom Schemel. »Hast du etwa das Feuer gelegt?«
    Der Junge grinste breit. »Oh ja. Und ihr glaubt nicht, was für eine Genugtuung das für mich war. Die da draußen sind jetzt einige Zeit beschäftigt. Aber trotzdem müssen wir uns beeilen.«
    Lennart stellte mit Verwunderung fest, dass die Uniformen komplett waren. Sogar an Waffen hatte der Bursche gedacht. Mit einer routinierten Bewegung untersuchte er das Magazin. »Bist du alleine?«
    »Nein. Es gibt noch etwa zwölf andere, die dieser Hölle den Rücken kehren wollen. Wir sind die Einzigen, die man zurückgelassen hat.«
    »Wohin hat die Armee die restlichen Kinder gebracht?«, fragte Lennart. Er hatte die Uniformjacke zugeknöpft und zog nun den Gürtel um die Jacke fest.
    »Das weiß ich nicht«, sagte der Junge. Er warf einen nervösen Blick hinaus auf den Korridor. »Los jetzt!«
    Lennart fiel auf, dass der Junge fast gar nicht mehr hinkte, als sie die Treppe hinaufliefen.
    »Wir haben die Flucht schon lange geplant und nur auf eine passende Gelegenheit gewartet.«
    »Und die hat sich mit uns geboten?«, fragte Lennart.
    Der Junge nickte und blickte sich nervös um. »Eine Flucht ist ja schön und gut, doch taugt sie nicht viel, wenn man nicht weiß, wo man sich nachher verstecken soll. Wir alle wissen, wer ihr seid. Zwei Bullen und ein Wargebruder. Ich habe die seltsamsten Freundschaften erlebt, aber ihr drei seid ein verdammt ungewöhnliches Trio.«
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte Lennart.
    »Mein Name ist Fleming«, sagte der Junge. »Egino Fleming.«
    Noch bevor sie auf den Hof hinaustraten, sahen sie den Widerschein des Feuers. Das gesamte Hauptgebäude und Teile des Ostflügels standen in Flammen.
    »Wir haben den Brand in der Küche gelegt«, sagte Egino. »Und wir haben dafür gesorgt, dass es nicht so schnell auf den Gefängnistrakt überspringen kann.«
    Er zeigte auf einen der vier Lastwagen, die beim Haupttor standen. »Unsere Fahrgelegenheit, vorgeheizt und abfahrbereit.«
    Halldor zog seine Pistole und drückte sie Egino in den Rücken. Der Junge wurde bleich.
    »He, was soll das?«
    »Findest du nicht, dass es ein wenig seltsam aussieht, wenn wir hier zu viert über den Hof spazieren, als wollten wir frische Luft schnappen?«, sagte Halldor. »Du bist unser Gefangener und wir schaffen dich gerade fort. Also, verschränke die Hände hinter dem Kopf und lass dich brav abführen!«
    Lennart und Elverum gingen neben Egino her, wobei sie ihn am Ellbogen fassten.
    »Einmal Polizist, immer Polizist, was?«, flüsterte Egino.
    »Gelernt ist gelernt«, sagte Lennart. »Und jetzt sei still

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