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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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kannst loslassen«, rief Andre.
    Sie schüttelte hektisch den Kopf. Er lockerte den Griff. Tess schrie auf.
    »Ich halte dich an einer Hand fest, okay? Wenn du abstürzen solltest, fange ich dich auf.«
    Tess nickte zögerlich. Sie versuchte, eine waagerechte Haltung einzunehmen.
    »Sehr gut! Streck die Hände aus, das stabilisiert deine Lage und du kannst die Flugrichtung leichter beeinflussen.«
    Tess ließ Andre los und sackte kurz nach unten, gewann aber augenblicklich an Höhe. Ihr Herz schlug wie wild.
    »Und?«, fragte Andre.
    »Es ist großartig!«, rief Tess.
    »Dann lass mich dir meine Welt zeigen.« Er kippte zur Seite weg und machte eine Rolle, um gleichzeitig an Höhe zu verlieren und einen neuen Kurs einzuschlagen. Tess folgte ihm nicht ganz so elegant.
    Das, was Andre so bescheiden »seine Welt« nannte, war ein Paradies, wie Tess es noch nie gesehen hatte. Die Wälder waren dicht und schienen unberührt. Rotwild durchstreifte das Gehölz, Bären trotteten einher, Rotten von Wildschweinen suchten im niedrigen Buschwerk nach Futter. Am Horizont regnete sich eine Schlechtwetterfront ab, und es sah aus, als fiele ein grauer Vorhang zu Boden, gekrönt von einem strahlenden Regenbogen, der einen perfekten Halbkreis beschrieb.
    Sie erreichten ein weites Meer, an dessen schroffer Küste sich die Wellen brachen. Eine Walschule pflügte durch das blaugrüne Wasser, während Möven und andere Seevögel die Aufwinde an den Klippen zum Segelflug nutzten.
    Andre schwenkte nach Westen. Die Hügel wurden flacher, die Wälder verwandelten sich in eine von Seen durchzogene Graslandschaft. Wie eine riesige Mauer erhob sich eine Gebirgskette, deren schneebedeckte Gipfel im Licht der untergehenden Sonne rotgolden leuchteten. Es war ein majestätischer Anblick, vor dem sich Tess ganz klein und unbedeutend fühlte. Andre schloss zu ihr auf. Er deutete auf den höchsten Gipfel und machte ihr durch Handzeichen klar, dass er dort landen wollte. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie aufsetzten.
    Tess fror, doch das war ihr egal. Noch immer fand sie keine Worte für das, was sie gerade hatte sehen dürfen.
    »Dies ist mein Lieblingsplatz«, sagte Andre. »Wenn ich an mir zweifle, komme ich hierher und schaue auf das Wolkenmeer. Dieser Berg ist mein persönlicher Olymp. Von hier aus schaue ich auf meine Welt und denke, dass ich eigentlich der glücklichste Mensch sein müsste. Aber ich bin es nicht.«
    »Weil Sie alleine sind«, sagte Tess.
    Andre nickte. »Ich bin froh, dass du da bist. Und ich fürchte mich vor dem Tag, an dem du mich verlässt.«
    Tess errötete. Andre lächelte.
    »Nora und ich wollten immer Kinder, aber sosehr wir uns auch bemühten, es hat nicht geklappt. Die Blume hatte uns unfruchtbar gemacht«, sagte er bedrückt. »Aber ich wäre vor Stolz geplatzt, wenn ich eine Tochter wie dich gehabt hätte.«
    1. Juli 2003
    Guselka, dieser Idiot, hat tatsächlich seinen Plan in die Tat umgesetzt. Heute Morgen war eine Box mit sechsunddreißig Blumen aus unserem Labor verschwunden. Ich bin noch nie in meinem Leben so wütend gewesen. Ich habe versucht ihn zur Rede zu stellen, aber man ließ mich nicht vor. Nora hatte mich gewarnt. Sie sagte, ich solle gute Miene zum bösen Spiel machen, denn immerhin lägen alle Trümpfe in unserer Hand. Aber ich bin nicht der Typ, der sich verstellen kann. Und so gab ich Guselka einen kleinen Vorgeschmack auf das, was ihn erwartete, wenn er wirklich die armen Schweine diesen Blumen aussetzte. Ich zog mich aus und marschierte in sein Büro. Nichts konnte mich aufhalten. Weder die Soldaten, die den Korridor bewachten, noch die Wände aus Beton. Offensichtlich hatte die Geheimhaltung bis zu diesem Zeitpunkt ganz gut funktioniert, denn die Soldaten waren so erschrocken, dass sie auf mich schossen. Ich spürte noch nicht einmal, wie die Kugeln meinen Körper durchdrangen.
    Als ich schließlich vor Guselka stand (und ich muss in der Tat einen bizarren Anblick geboten haben), dauerte es einen Moment, bis er die Lage erfasste. Aber dann brannte ihm die Sicherung durch.
    »Wissen Sie überhaupt, was Sie da tun?«, schrie er.
    »Im Gegensatz zu Ihnen? Ja.« Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben. »Sie begehen hier vorsätzlichen Mord! Haben Sie Ihre Versuchskaninchen über die eventuellen Folgen des Experiments eingeweiht? Wissen sie, welches Risiko sie eingehen, wenn sie diesen Staub einatmen?«
    »Es geht um die nationale Sicherheit, die Sie mit dem, was Sie gerade

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