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Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier

Titel: Morland 03 - Das Vermächtnis der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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begann Silvetta aus Nase, Ohren und Augen zu bluten. Sie kippte lautlos vornüber und blieb mit weit aufgerissenen Augen vor seinen Füßen liegen. Die Zwillinge schrien auf. Einer der Schatten hatte sie gepackt und verschwand jetzt mit ihnen wie eine schwarze Rauchfahne, die sich in einer leichten Brise auflöst. Lennart schrie.
    »Deine Kinder leben.«
    Lennart riss die Augen auf. Das Fenster seines Zimmers war weit geöffnet, die Vorhänge bauschten sich im Wind. »Deine Kinder leben«, wiederholte die Stimme.
    Er wirbelte herum und jetzt schrie er wirklich. Vor seinem Bett schwebte mit ausgebreiteten Armen eine Frau. Sie hatte dunkle Schatten unter den Augen. Ihre dünne Gesichtshaut spannte sich über spitze Wangenknochen.
    »Wer bist du?«, krächzte Lennart.
    »Hakon schickt mich. Er hat Maura und Melina wiedergefunden. Es geht ihnen gut.«
    Lennart richtete sich in seinem Bett auf.
    »Wer bist du?«, wiederholte er seine Frage.
    »Ein Gist.«
    »Aber … ich dachte, es gäbe nur Hakon, York und Tess!«
    »Nein, es gibt mehrere von unserer Art. Diese drei sind die Letzten, die geboren wurden.« Die Frau sank auf den Boden hinab. Ein übler Geruch ging von ihr aus. Der Geruch einer Opiumsüchtigen.
    »Wo sind meine Töchter?«
    »In einem Lager bei Horvik«, sagte der Gist. »Am Polarkreis. Sie sind in guten Händen. Hakon wird alles tun, damit du sie bald wieder in die Arme schließen kannst.«
    »Wer bist du?«, fragte Lennart noch einmal.
    »Mein Name ist Helga Varnrode«, sagte sie. »Und ich habe noch eine Nachricht für dich: In Morvangar ist es zu einem Unfall gekommen. Zweihundert Blumen sind auf die Stadt herabgeregnet und haben fünfhundert Menschen in Eskatay verwandelt. Diese Eskatay sind auf dem Weg nach Lorick.«
    Lennart schlug die Decke beiseite, sprang aus dem Bett und zog sich an. Helga Varnrode schwebte zu Boden. Erschöpft hielt sie sich am Bettpfosten fest.
    »Du siehst aus, als könntest du etwas zu essen vertragen«, sagte er, als er seine Schuhe zuband.
    »Wie spät ist es?«, fragte sie matt.
    Lennart zog seine Uhr aus der Westentasche. »Kurz vor vier. Wann werden die Eskatay hier eintreffen?«
    »Einige, die springen können, sind bereits in der Stadt. Die zweite Welle wird Lorick in der kommenden Nacht erreichen.«
    Lennart stand auf. Helga Varnrode hatte die Augen halb geschlossen. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihre Beine zitterten.
    »Opiumentzug ist eine verdammt unangenehme Sache«, sagte er.
    »Was du nicht sagst.«
    »Komm mit. Ich werde schauen, was ich für dich tun kann.«
    Helga nickte. »Ich werde ohnehin nicht von deiner Seite weichen. Hakon möchte über die Ereignisse in Lorick auf dem Laufenden bleiben, damit er den Widerstand besser organisieren kann.«
    »Also habe ich jetzt einen Schutzengel«, sagte Lennart lächelnd. Die Nachricht, dass es Maura und Melina gut ging, weckte seine Lebensgeister. Zum ersten Mal seit den schrecklichen Ereignissen im Zug nach Morvangar konnte er wieder frei atmen. Eine Last war ihm von der Seele genommen worden. Helga Varnrode betrachtete sich im Spiegel, der neben dem Kleiderschrank stand.
    »Ein Engel?«, fragte sie mit Tränen in den Augen. »Schauen Sie, was ich mir mit dieser Opiumraucherei angetan habe!« Sie riss einen ihrer verfaulten Zähne heraus und hielt ihn Lennart vor die Nase. »Ich will wieder zurück. Zurück ins Grand Hotel!«
    »Ins Grand Hotel?«, fragte Lennart verwirrt.
    »Das ist ein Ort, an dem es keine Schmerzen gibt. An dem man immer jung ist. An dem die Zeit keine Rolle spielt. Und an dem man nie allein ist.«
    Lennart sah die Frau betroffen an. »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Ich will Ihr Mitleid nicht«, rief sie. »Ich habe Hakon versprochen, dass ich mit den anderen kämpfen werde. Damit ich eines Tages wieder zurückkehren kann. Das ist der einzige Grund, aus dem ich hier bin!«
    »Gut«, sagte Lennart. »Jetzt, da wir das geklärt haben, sollten wir die anderen wecken.«
    Gornyak hatte die Versammlung im Lagerraum der Wargebrüder einberufen. Hinter ihm hing eine Karte von Lorick an der Wand, übersät mit bunten Fähnchen.
    Er schlug mit der Hand auf den Tisch, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Bevor wir ernstere Dinge bereden, müssen wir noch eine Sache klären.« Er schaute Elverum an und der Polizist stand auf. Die Wirkung des Betäubungsmittels hatte nachgelassen. Sein Blick war wieder klar, dafür waren die Schmerzen zurückgekehrt.
    »Ich habe gestern Jefim Schestakow im Kampf

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