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Morpheus #2

Morpheus #2

Titel: Morpheus #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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via Telefon über Black herein-brechen würde.
    Seltsam, diese Machtspielchen. Man wusste nie, wie hoch man im Kurs stand, selbst in der eigenen Partei nicht, bis die Karten auf dem Tisch lagen.
    Und auch wenn Dominick wusste, dass sein Boss Gracker und die Bundesbehörde ebenso wenig ausstehen konnte wie er selbst, wusste er auch, dass Black sich nicht in der Position befand, das in irgendeiner Form öffentlich zuzugeben. Vor der Öffentlichkeit zogen alle Arme der Justiz begeistert an einem Strang – um der Sicherheit der Bürger willen.
    Und so war sich Dominick nicht sicher, was Black sagen würde, wenn Gracker anrief, um sich mit seiner fisteligen Stimme lautstark zu beschweren, dass das FDLE eine Ermittlung auf Bundesebene behin-derte.
    Dominick hoffte nur, dass er gute Karten hatte.

VIERUNDZWANZIG

    C. J. riss die Plastikfolie von dem Päckchen Marlboro und atmete den frischen Duft von Tabak, den die Schachtel verströmte, tief ein. Schon beim ersten Zug hießen ihr Körper und ihr Geist den alten Freund willkommen, ihre Nerven entspannten sich, als sie einen Rauchring durch das Lenkrad blies.
    Sie saß im Wagen auf dem leeren Parkplatz vor dem Seven-Eleven. Die Sonne kroch gerade über den Horizont und zarte Violett- und Orangetöne gaben der Skyline eine wärmere Färbung. Sie atmete aus und lehnte sich mit geschlossenen Augen im Sitz zurück. Versuchte nachzudenken. Versuchte zu verhindern, dass die Panik jeden vernünftigen Gedanken in ihrem Kopf auslöschte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den jungen Victor Chavez – in dem Kunstledersessel vor ihrem Schreibtisch in der Staatsanwaltschaft, seine frisch gebügelte blaue Uniform und die polierten schwarzen Schuhe, seinen gewölbten Bizeps und das Wadenholster an seinem Bein.
    September 2000 – Chavez’ Vernehmung. In der Anhörung nach der Festnahme befragt die Staatsanwaltschaft den Zeugen unter Eid, um festzustel-len, welche Punkte zur Anklage kommen – im Fall eines Mordes vor der Grand Jury. Nur die Anklagepunkte, die der Staatsanwaltschaft als zweifellos erwiesen gelten, kommen zur Verhandlung.
    C. J. war die Kontrolleinheit in einem System von Sicherheitsventilen, sie war das besonnene Gegen-gewicht gegen eine zuweilen übereifrige und heiß-

    blütige Polizei. Eine der letzten Inspektoren einer langen Reihe, während das System einen
    Angeklagten nach dem anderen ausspuckte, Gerechtigkeit produzierte wie am Fließband. Und damals, mit Blick auf den Stahl und den Beton des Gefängnisses auf der anderen Straßenseite, wo William Rupert Bantling unter Mordverdacht ohne Kaution einsaß, hatte sie sich die Geschichte des aufmüpfigen Frischlings angehört, wie er die Leiche des jungen Models in Bantlings Wagen gefunden haben wollte. Doch seine Geschichte stimmte hinten und vorne nicht. C. J. war nicht dumm, und Victor war ein schlechter Lügner. Und so hatte sie innerhalb weniger Minuten seine arrogante Pose de-montiert. Stattdessen gerann sein Grinsen zu der ängstlichen Grimasse, die sein wahres Gesicht zeigte.
    Seine Fahrzeugkontrolle war rechtswidrig gewesen, gestützt auf einen anonymen Anrufer, der ihnen einen Tipp gegeben hatte – etwas, das vor dem Gesetz als hinreichender Grund keinen Bestand hatte. Victor hatte den Fehler zu spät bemerkt –nachdem er den Kofferraum gewaltsam aufgebro-chen und unter den grellen Lichtern des MacArthur Causeway seinen hässlichen Inhalt erblickt hatte.
    Die Fahrzeugdurchsuchung war ein Durchbruch im Fall Cupido, doch sie blieb rechtswidrig, denn sie basierte auf einer rechtswidrigen Kontrolle. So war eben das Gesetz. Mit der Hilfe seines Sergeant versuchte Victor dann, die Sache zurechtzubiegen, und gab an, den Wagen wegen eines defekten Rücklichts angehalten zu haben – mit einem gezielten Fußtritt hatte er den nötigen Beweis nachgeliefert.

    C. J. konnte geradezu hören, wie das Schloss von Bantlings Zelle aufsprang, während sie durch ihr Büro tigerte und verzweifelt überlegte, was zu tun war.
    Damals hatte sie eine Entscheidung getroffen.
    Sie hatte geholfen, eine schlechte Lüge in glaubhaf-te Wirklichkeit zu verwandeln – um der Gerechtigkeit willen. Geopfert hatte sie dafür ihr Berufsethos.
    Sie hatte eine neue Geschichte erfunden.
    Eine, die vor dem Gericht bestehen würde und die Kontrolle des Jaguar mit der anschließenden Durchsuchung des Kofferraums rechtfertigte. Damit wären auch die Durchsuchungsbefehle für Bantlings Haus und seine Garage rechtmäßig, wären all die erdrückenden

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